Wirtschaft

UN: In mindestens zwanzig Staaten bahnen sich Hungerkrisen an

Die Zahl der hungernden Menschen wird Untersuchungen der UN zufolge die bereits hohen Zahlen des Vorjahres übertreffen.
20.05.2021 13:56
Lesezeit: 1 min
UN: In mindestens zwanzig Staaten bahnen sich Hungerkrisen an
Ein Schwarm Wüstenheuschrecken sitzt im vergangenen Jahr in Ostafrika so dicht an dicht, dass die Straße unter ihnen kaum mehr zu sehen ist. (Foto: dpa) Foto: Zhang Yu

Die Zahl der Menschen, die in Krisenländern nicht genug zu essen haben oder sogar hungern, hat nach Angaben der Vereinten Nationen zufolge ein Fünf-Jahres-Hoch erreicht. Gewaltsame Konflikte, wirtschaftliche Krisen, die Corona-Pandemie sowie extreme Wetterereignisse haben 2020 rund 155 Millionen Menschen in eine akute Ernährungsunsicherheit getrieben, berichtete die UN-Welternährungsbehörde FAO Anfang Mai. Das seien etwa 20 Millionen Menschen mehr als im Vorjahr.

Diese Zahlen gehen aus dem neuen Bericht über globale Lebensmittelkrisen und Hunger hervor, den ein internationales Bündnis der UN, der EU sowie von Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen vorgelegt hat. Betroffen seien Menschen in 55 Ländern beziehungsweise Territorien, die dort 2020 nicht ausreichend Essen für den Erhalt ihrer Gesundheit hatten. „Konflikte und Hunger verstärken sich gegenseitig. Wir müssen Hunger und Konflikte gemeinsam bekämpfen, um beides zu stoppen“, forderte UN-Generalsekretär António Guterres in dem Bericht.

Die FAO mit Sitz in Rom und die Mitautoren des Reports sprachen von einem „besorgniserregenden Trend“: „Die akute Ernährungsunsicherheit hat seit 2017 - der ersten Ausgabe des Berichts - ihren kontinuierlichen Anstieg fortgesetzt.“

Hart betroffen waren etwa Burkina Faso und der Südsudan in Afrika sowie der Jemen. Auch die Lage in Afghanistan, Syrien und Haiti gebe Anlass zu großer Sorge. Insgesamt zeige der Bericht, dass viele Kinder schon am Start ihres Lebens durch Nahrungsnot geschädigt würden: In den 55 erfassten Regionen seien rund 90 Millionen Kinder unter fünf Jahren deutlich zu klein oder zu dünn, hieß es.

FAO: Für rund 20 Länder wird es dieses Jahr eng

FAO erwartet mit Blick auf das laufende Jahr eine Fortsetzung des negativen Trends. So stünden rund 20 Länder einem akuten Risiko von Hungersnöten gegenüber, berichtete die Organisation Ende März.

Angeführt werde die Liste der Risikoländer vom Jemen, Südsudan und dem nördlichen Teil Nigerias. Weitere stark von Hungersnöten betroffene Länder sind darüber hinaus Afghanistan, die Demokratische Republik Kongo, Äthiopien, der Sudan und Syrien. Im letztgenannten Land verhindern die geopolitischen Fronten des dortigen Stellvertreterkriegs eine wirkungsvolle Hilfe von außen.

Insgesamt leiden der Organisation zufolge derzeit weltweit rund 34 Millionen Menschen unter akuten Hunger nach Stufe IPC4, welcher das Verhungern folge.

Den Bericht zur Situation im vergangenen Jahr finden Sie hier.

Den Bericht zu den erwarteten Hungersnöten im laufenden Jahr finden Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Analyse: Putins Besuch in Indien zeigt die gefesselten Hände des Kreml
09.12.2025

Wladimir Putins Besuch in Indien sollte Stärke demonstrieren, doch die Realität wirkt gegenteilig. Der Kreml ist stark von Ölexporten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Thyssenkrupp: Rückkehr in die Gewinnzone trotz Sanierungsdruck
09.12.2025

Thyssenkrupp meldet wieder Gewinn, doch der Preis dafür ist hoch. Der Konzern kämpft mit sinkender Nachfrage, Sanierungsrückstellungen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Butterpreis im Sturzflug: Milchbauern schlagen Alarm – "wirtschaftliches Desaster"
09.12.2025

Der Butterpreis rutscht auf 99 Cent je 250 Gramm und jubelnde Kunden treffen auf alarmierte Milchbauern. Hinter dem Preisschub steckt der...

DWN
Technologie
Technologie Arbeitsplatz 2030: Wie KI Bürojobs neu definiert
09.12.2025

Roboter übernehmen nicht mehr nur Fließbänder, sondern auch Schreibtische. Die künstliche Intelligenz dringt tief in den Büroalltag...

DWN
Finanzen
Finanzen Halbleiter-Aktien: Wie die ASML-Aktie zur europäischen Macht im Chipsektor wird
08.12.2025

Die US-Großbank Bank of America setzt in Europa auf einen Chipkonzern, der in einem neuen Wachstumszyklus steckt und die Branche unter...

DWN
Politik
Politik EU-Staaten beschließen schärfere Migrationspolitik
08.12.2025

Die EU zieht die Zügel in der Migrationspolitik an: Abschiebungen sollen leichter, Verteilung verpflichtender werden. Doch neue Regeln zu...

DWN
Politik
Politik Russland tobt nach Interview mit ehemaligen NATO-General Rob Bauer
08.12.2025

Ein explosiver Schlagabtausch zwischen Russland und einem früheren NATO-Spitzenoffizier schürt neue Ängste vor einer Eskalation. Moskau...

DWN
Politik
Politik EU-Kommission: Vorschläge zum Verbrenner-Aus nächste Woche
08.12.2025

Die EU-Kommission legt am 16.12. neue Vorschläge zum Verbrenner-Aus vor. Nach wachsender Kritik aus Industrie, Politik und Bevölkerung...