Finanzen

Der „IMF Coin“ wird das weltweite Fiatgeld-System zerschlagen

Das Ende des Fiat-Geldsystems steht bevor. Digitale Zentralbankwährungen bedrohen angeblich den US-Dollar. Doch wahrscheinlicher ist, dass ein digitaler „IMF Coin“ die neue Leitwährung wird.
14.05.2021 20:55
Aktualisiert: 14.05.2021 20:55
Lesezeit: 2 min
Der „IMF Coin“ wird das weltweite Fiatgeld-System zerschlagen
Das Logo des Internationalen Währungsfonds (IWF) an dessen Hauptsitz in Washington, aufgenommen am 18.05.2011. (Foto: dpa) Foto: Jim Lo Scalzo

In der Geschichte des modernen Finanzwesens gab es mehrere Währungsordnungen, vom Goldstandard des 19. Jahrhunderts bis zur aktuellen Fiat-basierten Ära ab 1971. Doch es gibt aktuell ein paralleles Finanzsystem, das von Kryptowährungen geführt wird und den Status des US-Dollars als Reservewährung gefährdet, so Jim Bianco in einem Beitrag von „Bloomberg“.

Mit einem Anteil von 61 Prozent an den globalen Reserven dominiert der US-Dollar derzeit die internationalen Reserven. Das zunehmende Interesse an digitalen Währungen hat einige Experten zu der Annahme veranlasst, dass die Position des US-Dollars durch das digitale Äquivalent einer Fiat-Währung regelrecht „usurpiert“ werden könnte.

Dies ist jedoch keine Selbstverständlichkeit. Digitale Zentralbankwährungen (CBDC), die von Ländern ausgegeben werden, die bereits in der Reservekategorie dominieren, könnte die Landeswährungen noch leistungsfähiger machen und die Nachfrage nach ihnen erhöhen, heißt es in einem Papier des IWF. Mit anderen Worten, ein digitaler Dollar kann genauso mächtig werden wie sein Fiat-Äquivalent, wenn nicht sogar mächtiger.

Der IWF wörtlich: „COVID-19 könnte die globale Wirtschaftslandschaft verändern (…) strategische Verschiebungen bei den Reservebeständen auslösen (…) insbesondere das Aufkommen digitaler Währungen und Fortschritte bei Zahlungssystemen könnten den Übergang zu alternativen und möglicherweise weniger stabilen Konfigurationen von Reservewährungen beschleunigen.“

Die Autoren des IWF-Papiers schreiben, dass eine solche digitale Reservewährung aufgrund der Glaubwürdigkeit mehrerer Zentralbanken, die sie unterstützen, effiziente grenzüberschreitende Zahlungsdienste bieten könnte, was eine schnellere Verarbeitung nach sich ziehen würde.

In einer kürzlich gehaltenen Rede erklärte Mark Carney, Gouverneur der Bank of England, dass die Dominanz des US-Dollars den Rest der Welt und insbesondere die Entwicklungsländer daran hindere, ihre eigene Geldpolitik zu kontrollieren. Er argumentierte, dass Technologie verwendet werden könnte, um die Probleme der US-Dollar-Hegemonie zu lösen. Er warnte jedoch davor, dass die einfache Erstellung einer digitalen Version des US-Dollars das Problem nicht lösen würde.

„Wenn sich etwas ändert, sollte es nicht so sein, dass ein Währungshegemon gegen einen anderen ausgetauscht wird. Jedes unipolare System ist für eine multipolare Welt ungeeignet. Wir tun gut daran, jede Gelegenheit, einschließlich der durch neue Technologien gebotenen, zu überdenken, um ein ausgewogeneres und effektiveres System zu schaffen“, zitiert „American Express“ Carney.

Entscheidend ist jedoch, dass die Zentralbanker, die sich für CBDC einsetzen, eindeutige Gegner von dezentralen Kryptowährungen sind. Aus einem IWF-Bericht geht hervor, dass dezentrale Kryptowährungen wie Bitcoin nicht unbedingt positiv bewertet werden dürfen.

„Derzeit sind Krypto-Assets zu volatil und zu riskant, um eine große Bedrohung für Fiat-Währungen darzustellen. Darüber hinaus genießen sie aus Sicht der Bürger nicht das gleiche Vertrauen wie Fiat-Währungen: Sie wurden von berüchtigten Fällen von Betrug, Sicherheitsverletzungen und Betriebsstörungen heimgesucht und mit illegalen Aktivitäten in Verbindung gebracht (…) Einige Krypto-Assets wie Bitcoin weisen im Prinzip ein begrenztes Inflationsrisiko auf, da das Angebot begrenzt ist. Es fehlen ihnen jedoch drei wichtige Funktionen, die stabile Währungsregime erfüllen sollen: Schutz vor dem Risiko einer strukturellen Deflation, die Fähigkeit, flexibel auf vorübergehende Schocks auf die Geldnachfrage zu reagieren und damit den Konjunkturzyklus zu glätten, und die Fähigkeit, als Kreditgeber zu fungieren“, heißt es in dem IWF-Bericht aus dem Jahr 2016.

Allerdings arbeitet das IWF an einer mächtigen Lösung, um das weltweit marode Fiat-Geldsystem auszuhebeln. Aus einer DWN-Analyse geht hervor, dass im neuen Währungssystem der „IMF Coin“ eingeführt wird.

„Es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass in den kommenden zwei Jahren ein digitaler ,IMF Coin‘ (auch ,SDR Coin‘ genannt), der durch Gold gedeckt sein könnte, als neue Weltleitwährung eingeführt wird. Das Verhältnis zwischen den anstehenden weltweiten Insolvenzen und einer möglichen Einführung des ,IMF Coins‘ sollte in diesem Zusammenhang genau beobachtet werden. Allerdings sollte auch verstanden werden, dass es nicht zur Abschaffung des US-Dollars kommen wird. Stattdessen könnte voraussichtlich ein durch Gold gedeckter US-Dollar zum Einsatz kommen. Der ,IMF Coin‘ könnte dann an diesen goldgedeckten Dollar gebunden sein, um seine Rolle als digitale Leitwährung einzunehmen. Alle anderen digitalen Währungen der internationalen Notenbanken müssten dann an den ,IMF Coin‘ gekoppelt werden. Während die Umsetzung des digitalen ,IMF Coins‘ als Leitwährung sehr wahrscheinlich ist, ist die Frage um die Golddeckung jedoch umstritten“, heißt es in der Analyse.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen: Bundesrat macht Weg frei für Wachstumspaket
11.07.2025

Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Das Wachstumspaket der Bundesregierung soll neue Investitionen anregen und Unternehmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...

DWN
Politik
Politik Generälin über Krieg mit Russland: Ist Lettland die Schwachstelle der NATO?
11.07.2025

NATO-Generälin Jette Albinus rechnet mit russischem Angriff auf Lettland. Der Einsatz wäre kein Afghanistanszenario – sondern ein Kampf...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs unter Druck: Sorgen um US-Zölle dämpfen Rekordlaune
11.07.2025

Nach seinem Rekordhoch gerät der DAX-Kurs zum Wochenausklang unter Druck. Drohende Zölle aus den USA und schwache Unternehmensdaten...

DWN
Politik
Politik Zölle auf Wein? Deutsche Winzer blicken mit Sorge auf mögliche US-Zölle
11.07.2025

Strafzölle in Höhe von 200 Prozent auf Weinimporte aus der EU – mit diesem Szenario hatte US-Präsident Donald Trump noch im April...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzen: Deutschlands Pleitewelle hält an – ein Blick auf Ursachen und Folgen
11.07.2025

Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland steigt weiter – wenn auch etwas langsamer. Trotzdem deuten aktuelle Daten auf tiefgreifende...

DWN
Politik
Politik Trump kündigt Erklärung zu Russland an – neue Dynamik oder taktisches Manöver?
11.07.2025

Ein Treffen in Malaysia, neue russische Vorschläge und Trumps Ankündigung einer großen Russland-Erklärung: Zeichnet sich eine Wende im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs aktuell: Wichtigste Kryptowährung setzt Rekordjagd fort – was das für Anleger bedeutet
11.07.2025

Der Bitcoin-Kurs ist auf ein historisches Allzeithoch gestiegen und über die Marke von 118.000 US-Dollar geklettert. Wie geht es weiter...