Finanzen

Dax nur knapp im Plus, Anleger fürchten Zinswende

Anleger halten sich am Donnerstag mit größeren Engagements zurück. Das Protokoll der Fed-Sitzung hat für Verunsicherung gesorgt.
20.05.2021 13:16
Aktualisiert: 20.05.2021 13:16
Lesezeit: 2 min
Dax nur knapp im Plus, Anleger fürchten Zinswende
Die Zinswende rückt näher. (Foto: dpa) Foto: Arne Dedert

Die Anleger an den europäischen Börsen haben sich am Donnerstag mit größeren Engagements zurückgehalten. Für Verunsicherung sorgte vor allem der künftige geldpolitische Kurs der US-Notenbank Fed.

"Die Zinswende rückt näher", sagte Analyst Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Das Protokoll der letzten Fed-Sitzung unterstreicht eindrucksvoll, dass die Diskussionen über erste Reduzierungen der Anleihekäufe lauter und lebendiger werden." Damit wachse also die Gruppe derer, die geldpolitisch auf die Bremse treten wolle. Der Dax notierte mit 15.154 Zählern knappe 0,3 Prozent im Plus, der EuroStoxx50 rückte um 0,4 Prozent vor.

Die US-Notenbank unterstützt die von der Corona-Krise getroffene Wirtschaft mit monatlichen Geldspritzen von derzeit 120 Milliarden Dollar. Sie will daran so lange festhalten, bis substanzielle Fortschritte bei der Preisstabilität und am Arbeitsmarkt erreicht sind.

Wie aus der Mitschrift der Zinssitzung vom April hervorgeht, könnte es nach Ansicht der Notenbanker auf einer der nächsten Sitzungen "angemessen" sein, über einen Plan zur Anpassung des Tempos bei den Anleihenkäufen zu sprechen - sofern die Konjunkturerholung rasche Fortschritte mache. Die Anleger dürften also weiter ein wachsames Auge auf die Fed haben, sagten Börsianer. Klar sei aber auch, dass die erste Zinserhöhung wohl noch in weiter Ferne liege.

CYBERDEVISEN AUF ERHOLUNGSKURS

Die Furcht vor einer vorzeitigen Straffung der Geldpolitik hatte den Aktienmärkten zuletzt immer wieder zugesetzt. Am Mittwoch war der deutsche Leitindex 1,8 Prozent in die Tiefe gerauscht. Der Euro notierte am Donnerstag kaum verändert bei 1,2190 Dollar. Die Kurse der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihen gaben etwas nach, die Renditen stieg um fast zwei Basispunkte auf minus 0,093 Prozent.

Neben der Geldpolitik standen auch Kryptowährungen nach ihrem jüngsten Kursrutsch im Rampenlicht. Bitcoin gewann auf der Handelsplattform Bitstamp 11 Prozent auf 40.800 Dollar. Der Kurs für Ethereum kletterte um dreizehn Prozent auf 2761 Dollar. "Angesichts einer extrem überverkauften Marktlage und vermeintlich attraktiven Preisniveaus wagen sich nun erste mutige Investoren an den Markt zurück", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research.

Die Angst vor einer strengeren Regulierung hatte den Bitcoin-Kurs am Mittwoch um gut 30 Prozent auf ein Vier-Monats-Tief von 30.000 Dollar einbrechen lassen. Die zweitwichtigste Cyber-Devise Ethereum hatte knapp die Hälfte ihres Wertes eingebüßt.

Eine echte Erholungsrally dürfte Strategen zufolge jedoch noch eine Weile auf sich warten lassen. "Das Vertrauen der Investoren ist beschädigt", fasste Marktanalyst Milan Cutkovic vom Handelshaus Axi zusammen.

UMSATZEINBRUCH BELASTET CTS EVENTIM

Unter den Unternehmen ragte im Dax die Deutschen Telekom heraus. Die Aussicht auf stärker steigende Gewinne trieb die Titel in der Spitze knapp zwei Prozent in die Höhe. Das bereinigte Betriebsergebnis (EbitdaAL) solle in den kommenden Jahren um drei bis fünf Prozent zulegen, kündigte der Bonner Konzern an.

Bergab ging es nach einem deutlichen Umsatzeinbruch im ersten Quartal für CTS Eventim. Die im MDax notierten Aktien des Ticketvermittlers rutschten zeitweise um rund sieben Prozent auf 50,34 Euro ab. Sie waren damit so billig wie seit fünf Wochen nicht mehr.

ÜBERNAHMESPEKULATIONEN TREIBEN NORDIC SEMICONDUCTOR

Bei Nordic Semiconductor sorgten Übernahmespekulationen für einen satten Kurssprung. Die Aktien kletterten um knapp 13 Prozent auf ein Rekordhoch von 219,80 Kronen. Laut einem Bericht der italienischen Zeitung MF Milano Finanza hat der italienisch-französische Chiphersteller STMicroelectronics Interesse an dem norwegischen Unternehmen. Nordic-Semiconductor-Finanzchef Paal Elstad sagte auf Reuters-Nachfrage, er habe dazu keine Kenntnis. Die Aktien von STM notieren an der Mailänder Börse knapp im Minus.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik EU plant Ukraine-Hilfe: Kann Russlands eingefrorenes Vermögen helfen?
13.11.2025

Die Europäische Union steht vor einer heiklen Entscheidung: Sie will die Ukraine weiterhin finanziell unterstützen, sucht jedoch nach...

DWN
Politik
Politik Zollfreigrenze in der EU: Billigwaren künftig ab dem ersten Euro zollpflichtig
13.11.2025

Billige Online-Waren aus Asien könnten bald teurer werden. Die EU plant, die 150-Euro-Freigrenze für Sendungen aus Drittländern...

DWN
Politik
Politik EU-Politik: Fall der Brandmauer öffnet Tür für Konzernentlastungen
13.11.2025

Das EU-Parlament hat das Lieferkettengesetz deutlich abgeschwächt. Künftig sollen nur noch sehr große Unternehmen verpflichtet sein,...

DWN
Politik
Politik Wehrdienst-Reform: Union und SPD einigen sich auf Kompromiss
13.11.2025

Union und SPD haben ihren Streit über den Wehrdienst beigelegt – und ein Modell beschlossen, das auf Freiwilligkeit setzt, aber eine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Google: Milliardenstreits um Marktmissbrauch
13.11.2025

Google steht erneut unter Druck: Die Preissuchmaschine Idealo verlangt Milliarden, weil der US-Konzern angeblich seit Jahren seine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs aktuell: Stabilisierungsversuch nach Kursverlusten
13.11.2025

Nach der kräftigen Korrektur in den vergangenen Tagen zeigt sich der Bitcoin-Kurs aktuell moderat erholt – was steckt hinter dieser...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gender Pay Gap in der EU: Was die neue Richtlinie wirklich fordert
13.11.2025

Die EU hat mit der Richtlinie 2023/970 zur Gehaltstransparenz die Gender Pay Gap im Fokus. Unternehmen stehen vor neuen Pflichten bei...

DWN
Finanzen
Finanzen Telekom-Aktie: US-Geschäft treibt Umsatz trotz schwachem Heimatmarkt
13.11.2025

Die Telekom-Aktie profitiert weiter vom starken US-Geschäft und einer angehobenen Jahresprognose. Während T-Mobile US kräftig wächst,...