Finanzen

Angriff auf den Dollar? Der IWF will den digitalen Yuan als Weltwährung

Der IWF meint, dass eine Welt mit mehr als nur einer Reservewährung stabiler sei. Dabei hat die Organisation vor allem den digitalen Yuan im Blick. Doch arbeitet der IWF auch an der Einführung des „IMF Coin“ als digitale Leitwährung.
27.05.2021 15:04
Aktualisiert: 27.05.2021 15:04
Lesezeit: 2 min
Angriff auf den Dollar? Der IWF will den digitalen Yuan als Weltwährung
Dient der Yuan als Angriff auf den Dolar? (Foto: dpa)

„Eine Welt mit mehr als einer Reservewährung ist eine stabilere Welt“, sagte Tommaso Mancini-Griffoli, Abteilungsleiter des Internationalen Währungsfonds, am vergangenen Montag. Mancini beantwortete eine Frage von CoinDesk-Geschäftsführerin Emily Parker während der Berichterstattung von CoinDesk TV über die Konferenz Consensus 2021. Parker hatte gefragt, ob die USA besorgt sein sollten, dass Chinas in Entwicklung befindliche digitale Zentralbankwährung (CBDC) die Dominanz des US-Dollars als globale Reservewährung der Welt gefährden könnte.

„Ich sage nicht, dass dies für den US-Dollar der Fall ist. Dies ist ein theoretisches Argument, das die größere Stabilität der Welt mit mehreren Reservewährungen untermauert. Aus internationaler Sicht denke ich, dass es mehr als eine geben wird, was zu begrüßen ist“, zitiert „Coindesk“ Mancini. Er fügte hinzu, dass die Welt bereits mehrere Reservewährungen hat, darunter den Dollar, den Euro und den japanischen Yen.

Im März 2021 sagte Agustín Carsten, General Manager der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), dass China durch die Herausgabe eines CBDC keinen „First-Mover-Vorteil“ gegenüber den USA erhalten würde. Einen Monat später sagte Jerome Powell, Chef der US-Notenbank, Chinas Eile, seinen digitalen Yuan zu entwickeln, werde die USA nicht in ein Rennen um digitale Währungen treiben. Inzwischen hat China in aller Stille einen digitalen Yuan getestet. Deshalb argumentieren die Deutschen Wirtschaftsnachrichten, dass die EZB bei der Einführung des digitalen Euro auf das Gaspedal treten muss, damit der Euro keinen Wettbewerbsnachteil erleidet – Mehr HIER.

Mancinis eigene Erklärung kommt, nachdem der IWF im vergangenen Jahr einen Bericht veröffentlicht hatte, wonach CBDCs Ländern zugute kommen könnten, die mehr Kontrolle über ihre Geldpolitik ausüben wollen. Doch sie seien nicht für jede Krise eine Lösung. Mancini sagte auch, dass Krypto-Assets immer noch zu klein sind, um eine signifikante Quelle für finanzielle Stabilitätsrisiken zu sein.

„Damit Krypto-Assets ein erhebliches Risiko für die Zentralbanken darstellen, muss ein erheblicher Teil der Währungssubstitution erfolgen“, meint Mancini. In diesem Zusammenhang müssten die Länder stattdessen oder zusätzlich eine (theoretisch) stabilere Kryptowährung zur lokale Währung verwenden.

Mancini fügte hinzu, dass die Währungssubstitution international ein großes Problem darstellt, nicht nur bei Krypto-Assets, sondern auch bei stabilen Münzen und CBDCs, da Länder mit schwächeren Institutionen, hoher Inflation und volatilen Wechselkursen einen zunehmenden Grad an Währungssubstitution aufweisen.

Mancini wörtlich: „Dies sind genau die Arten von Problemen, die durch internationale Zusammenarbeit angegangen werden müssen.“ Obwohl Kryptowährungen normalerweise in kurzer Zeit erstellt werden können, seien sie nicht unbedingt gute Kandidaten für globale Reservewährungen. Der CoinDesk Managing Editor für globale Kapitalmärkte, Lawrence Lewitinn, fragte ihn, ob es für das Institut sinnvoll sei, eine eigene digitale Währung auszugeben, die als globale Reservewährung fungieren kann. Mancini antwortete, dass globale Reservewährungen nicht über Nacht geschaffen werden können. Doch die Deutschen Wirtschaftsnachrichten hatten zuvor berichtet, dass der IWF genau auf dieses Ziel hinarbeitet.

In der Analyse heißt es: „Es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass in den kommenden zwei Jahren ein digitaler ,IMF Coin‘ (auch „SDR Coin“ genannt), der durch Gold gedeckt sein könnte, als neue Weltleitwährung eingeführt wird. Das Verhältnis zwischen den anstehenden weltweiten Insolvenzen und einer möglichen Einführung des ,IMF Coins‘ sollte in diesem Zusammenhang genau beobachtet werden. Allerdings sollte auch verstanden werden, dass es nicht zur Abschaffung des US-Dollars kommen wird. Stattdessen könnte voraussichtlich ein durch Gold gedeckter US-Dollar zum Einsatz kommen. Der ,IMF Coin‘ könnte dann an diesen goldgedeckten Dollar gebunden sein, um seine Rolle als digitale Leitwährung einzunehmen. Alle anderen digitalen Währungen der internationalen Notenbanken müssten dann an den ,IMF Coin‘ gekoppelt werden. Während die Umsetzung des digitalen ,IMF Coins‘ als Leitwährung sehr wahrscheinlich ist, ist die Frage um die Golddeckung jedoch umstritten.“

Mancini sagt, dass eine globale Reservewährung ein stabiler Wertspeicher sein muss und digitale Vermögenswerte viel zu volatil sind und näher am Anlagevermögen als am Geld liegen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Osterleckereien 2025: Warum Schokolade, Butter & Co. teurer sind denn je
19.04.2025

Ostern 2025 wird für Verbraucher teurer – besonders bei traditionellen Produkten wie Schokohasen, gefärbten Eiern und selbstgebackenem...

DWN
Immobilien
Immobilien Gewerbeimmobilien als Kapitalanlage? Lage matters!
19.04.2025

Gewerbeimmobilien bieten nach wie vor interessante Renditechancen für ausgefuchste Marktkenner. Wer klug investiert, kann von stabilen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wettbewerbskompass: Kurskorrektur bei Technologiewettbewerb dringend nötig!
19.04.2025

Europa steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen: Der globale Technologiewettbewerb spitzt sich zu, geopolitische Krisen...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitalisierung im Bürgeramt: Passfotos ab Mai nur noch digital erlaubt
19.04.2025

Ab dem 1. Mai sind in Deutschland im Grunde nur noch digitale Passfotos erlaubt. Das neue Verfahren soll Fälschungen vorbeugen. Wer denkt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Italienische Luxusunternehmen: Prada übernimmt und trägt nun auch Versace
19.04.2025

Über einen möglichen Kauf war seit mehreren Monaten spekuliert worden: Der Luxuskonzern Prada schluckt den Konkurrenten Versace. Damit...

DWN
Technologie
Technologie „Mein alter Job als Softwareentwickler ist weg“ – Jentic-Chef über selbstprogrammierende KI-Agenten
19.04.2025

Der irische Tech-Unternehmer Sean Blanchfield ist überzeugt, dass KI-Agenten menschliche Programmierer und Softwareentwickler zunehmend...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 und die Illusion von sicheren, langfristigen Renditen
18.04.2025

Der amerikanische Aktienmarkt befindet sich in turbulenten Zeiten. Angesichts der unvorhersehbaren Handelspolitik von Präsident Donald...