Technologie

Sehr ungewöhnlich: Schottische Wissenschaftler produzieren aus Kunststoff-Flaschen Vanillin

Vanillin ist ein sehr wichtiger Aromastoff, der sich nicht nur im Speiseeis, sondern auch in Kosmetika befindet. Forschern aus Edinburgh ist nun etwas ganz Besonderes gelungen.
15.06.2021 17:50
Lesezeit: 1 min
Sehr ungewöhnlich: Schottische Wissenschaftler produzieren aus Kunststoff-Flaschen Vanillin
Vanilleschoten. Sie werden oft aus Afrika importiert. (Foto: dpa) Foto: Mohd Faizol Aziz

Forschern aus Edinburgh in Schottland ist es gelungen, aus PET-Kunststoffabfällen den Aromastoff Vanillin zu produzieren. Das berichtet die wissenschaftliche Publikation "Green Chemisty". Die Wissenschaftler haben dabei im Labor ein besonderes Bakterium hergestellt, das Moleküle, die sich im PET befinden, über eine Reihe von chemischen Reaktionen in die hochwertige Verbindung Vanillin umwandelt.

Dadurch ist die Industrie in der Lage, Plastikmüll zu vermeiden und die Kreislaufwirtschaft zu fördern. Die weltweite Plastikkrise hat dazu geführt, dass dringend neue Methoden zur Wiederverwertung von Polyethylenterephthalat (PET) entwickelt werden müssen. PET ist ein starker, leichter Kunststoff, der aus nicht erneuerbaren Materialien wie Öl und Gas gewonnen wird und weit verbreitet für die Verpackung von Lebensmitteln, Säften und Wasser in Convenience-Größen ist.

Jährlich fallen rund 50 Millionen Tonnen PET-Abfall an, was schwerwiegende wirtschaftliche und ökologische Auswirkungen hat. PET-Recycling ist möglich, aber die bestehenden Verfahren erzeugen Produkte, die weiterhin zur weltweiten Plastikverschmutzung beitragen. Die Forscher sagen, dass das produzierte Vanillin grundsätzlich für den menschlichen Verzehr geeignet ist. Allerdings müssten noch weitere Test gemacht werden.

Deshalb kann dieses Projekt auch für Aromaindustrie eine wichtig Entdeckung sein. Vanillin wird in der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie sowie bei der Formulierung von Herbiziden, Entschäumungsmitteln und Reinigungsprodukten verwendet. Die weltweite Nachfrage nach Vanillin lag 2018 bei über 37.000 Tonnen.

Die Nachfrage nach dem Aromastoff ist in Deutschland immer hoch: So haben die Händler und die weiterverarbeitenden Industrie im Jahr 2019 rund 245 Tonnen unzerkleinerte Vanille im Wert von 90,4 Millionen Euro aus dem Ausland importiert. Wichtigstes Erzeuger- und Importland stellt dabei Madagaskar dar. Vanille gilt mit einem Preis im dreistelligen-Dollar-Bereich pro Kilo als eines der teuersten Gewürze der Welt. Vor zwei Jahren kostete ein Kilogramm 550 Dollar.

Joanna Sadler, Vertreterin der Universität von Edinburgh, sagte: "Dies ist das erste Beispiel für die Verwendung eines biologischen Systems, um Kunststoffabfälle in eine wertvolle Industriechemikalie umzuwandeln, und dies hat sehr spannende Auswirkungen auf die Kreislaufwirtschaft. Die Ergebnisse unserer Forschung haben große Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit von Kunststoffen und zeigen die Leistungsfähigkeit der synthetischen Biologie."

DWN
Finanzen
Finanzen Aktien Ukraine-Wiederaufbau: Diese Unternehmen warten auf ein Ende des Krieges
28.12.2025

Die Märkte reagieren überraschend empfindlich auf jede Erwartung eines Waffenstillstands und verschieben Kapital von Rüstungswerten hin...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland am Wendepunkt: Wie die wirtschaftliche Neuordnung gelingt
28.12.2025

Deutschland steht vor einer tiefgreifenden wirtschaftlichen Neuordnung, in der Investitionen und geopolitische Risiken zugleich bewältigt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Teamführung 2026: Was Führungskräfte jetzt wirklich brauchen
28.12.2025

Viele Führungskräfte starten 2026 mit neuen Vorsätzen – doch der Alltag frisst schnell jede Veränderung. Welche Self- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Über den Wolken: Sky City 1000 – eine Zukunftsvision gegen Wohnraummangel
28.12.2025

Die japanische Hauptstadt Tokio wächst – schneller als die Stadt es verkraftet. Allein 2024 kamen zehntausende Menschen hinzu, im...

DWN
Technologie
Technologie Batteriespeicher: Warum RWE den Takt für Europas Netze vorgibt
28.12.2025

Ein deutscher Energiekonzern baut in Wales den größten Batteriespeicher Großbritanniens und verschiebt damit die Kräfteverhältnisse in...

DWN
Panorama
Panorama DWN-Wochenrückblick KW 52: Die wichtigsten Analysen der Woche
28.12.2025

Im DWN Wochenrückblick KW 52 fassen wir die zentralen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen der vergangenen Woche zusammen....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jahreswagen, Vorführwagen, Tageszulassung: So sparen Sie beim Autokauf
28.12.2025

Wer beim Auto kaufen sparen will, muss nicht zwingend zum alten Gebrauchten greifen. Jahreswagen, Vorführwagen und Tageszulassung wirken...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Föderale Modernisierungsagenda: 200-Punkte-Programm für Bürokratieabbau – ist das der große Wurf?
28.12.2025

Bund und Länder haben ein Paket beschlossen, das den Staat schlanker und schneller machen soll. Über 200 Maßnahmen zielen auf Bürger,...