Politik

Wenn Le Pen Präsidentin werden sollte, werden Frankreichs Vorstädte brennen

Wenn Marine Le Pen Präsidentin werden sollte, sind früher oder später blutige Unruhen in den Vorstädten sehr wahrscheinlich. Doch auf in den Ex-Kolonien Frankreichs dürfte es dann zu einer Explosion kommen. Wahre französische Patrioten sollten auf der Hut sein.
29.06.2021 21:29
Aktualisiert: 29.06.2021 21:29
Lesezeit: 2 min
Wenn Le Pen Präsidentin werden sollte, werden Frankreichs Vorstädte brennen
Im Jahr 2005 fanden massive Unruhen in Frankreich statt. (Foto: dpa)

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Chefin des Rassemblement National (RN), Marine Le Pen, im kommenden Jahr zur Präsidentin Frankreichs gekürt wird, ist nicht gering (HIER). In französischen Militärkreisen und bei der Polizei haben autoritäre und xenophobe Kreise offenbar die Kontrolle übernommen. In Frankreich hatten im Mai 2021 aktive Militärs einen offenen Brief gegen die unfähige Macron-Regierung veröffentlicht. Der Brief wurde bisher fast 250.000-mal unterzeichnet. Das war der zweite Brandbrief binnen weniger Wochen (HIER). 20 pensionierte Generäle sprachen in einem Aufruf von „Banlieue-Horden“, die Frankreich bedrohen würden, was wiederum eine „Intervention der Armee“ auslösen könnte.

Die Nutzung der Wortkombination „Banlieue-Horden“ spricht Bände. Die Militärs benutzen diese abschätzige und im Kern rassistische Wortkombination gegen Schwarze, Afrikaner und Araber aus dem Maghreb. Mit „Banlieue-Horden“ werden jene Volksgruppen umschrieben, die von Frankreich seit Jahrhunderten arm und ungebildet gehalten wurden, damit die „Grande Nation“ die Länder in aller Seelenruhe ausbeuten konnte und kann. Der französische Staat kassiert von seinen ehemaligen Kolonien jährlich 440 Milliarden Euro an Steuern. Frankreich ist auf die Einnahmen angewiesen, um nicht in der wirtschaftlichen Bedeutungslosigkeit zu versinken, warnte der ehemalige Präsident Jacques Chirac (HIER).

Destruktiv-nationalistische Militärs und Polizisten dürften nach der Machtübernahme von Le Pen ein Interesse daran haben, dass die Situation in den französischen Vorstädten eskaliert, damit sie ethnisch und religiös reinen Tisch machen können. Doch konstruktiv-nationalistische Militärs und Polizisten sollten auf der Hut sein, um nicht in die Falle zu tappen, die ihnen durch destruktiv-nationalistischen Militärs und Polizisten gestellt wird.

Le Pen wird in deutschen Kreisen, die der EU kritisch gegenüberstehen, unterstützt. Das ist ein großer Fehler. Die RN-Chefin macht keinen Hehl daraus, dass sie bei einer Machtübernahme alle wirtschaftlichen Interessen Deutschlands sabotieren wird. Ihr schwebt ein französisch-russischer „Zweibund“ vor, um Deutschland in der Mitte zu „zerquetschen“, wobei völlig offen ist, ob Moskau sich auf dieses Spiel einlässt. Doch damit nicht genug. Le Pen pflegt enge Beziehungen zu Personen wie Stephen Bannon. Bannon, anti-europäische US-Kreise und Le Pen verfolgen allesamt das Ziel, die EU zu desorganisieren.

Wenn Le Pen französische Präsidentin werden sollte, würde dies nicht nur das Todesurteil für die EU bedeuten, sondern auch ein Todesurteil für Frankreichs Einfluss in seinen ehemaligen Kolonien und sogar in Teilen des Nahen Ostens nach sich ziehen. Deshalb wird sich noch zeigen lassen, ob Le Pen sich bei einer Machtübernahme den Realitäten anpasst, oder aber Frankreich in den Abgrund stürzt.

Das Szenario, wonach das Feuer, das in den französischen entfacht werden soll, auf die afrikanischen Ex-Kolonien Frankreichs überspringt, ist sehr wahrscheinlich. Die Lage in Frankreich ist deshalb so gefährlich, weil nicht einfach von einem Verhältnis zwischen autochthonen Franzosen und Einwanderern gesprochen werden kann. Denn dieses Verhältnis basiert auf einer kolonial-historischen Grundlage, was mit grausamen Erinnerungen verbunden ist. Es handelt sich um ein explosives emotionales Gemisch, das ganze afrikanische Regionen in Brand setzen könnte – zum Nachteil der Franzosen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...