Deutschland

Alternative Antriebe bringen Boom beim Auto-Absatz

Die Pkw-Nachfrage in Deutschland ist im Juni rasant gestiegen vor allem dank der wachsenden Beliebtheit von Elektro- und Hybridautos. Doch der Chip-Mangel bleibt ein Hindernis.
05.07.2021 15:58
Aktualisiert: 05.07.2021 15:58
Lesezeit: 2 min
Alternative Antriebe bringen Boom beim Auto-Absatz
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Juni an einer Produktionslinie für die neuen Elektrofahrzeuge von Volkswagen in Zwickau. (Foto: dpa) Foto: Hendrik Schmidt

Der Mangel an Halbleitern bleibt ein Bremsklotz für die deutschen Autobauer. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) senkte am Montag erneut seine Jahresprognose für die Pkw-Produktion auf 3,6 Millionen Fahrzeuge. Das wäre gegenüber der von Corona-Lockdowns gedämpften Vorjahrsproduktion nur noch ein Plus von drei Prozent. Vor zwei Monaten hatte der VDA die Wachstumsprognose erst auf 13 von 20 Prozent gekappt. Nach der aktuellen Schätzung laufen rund 600.000 Fahrzeuge weniger als ursprünglich erwartet vom Band. "Weiterhin bleiben die Lieferengpässe bei Halbleitern ein Hindernis für die Produktion", erklärte der VDA.

Steuerchips sind seit Ende letzten Jahres Mangelware im Automobilbau, weil die Chip-Hersteller durch die veränderte Nachfrage in der Corona-Pandemie vor allem die Produzenten von Smartphones, Computern oder Spielekonsolen beliefern. Bei allen deutschen Autobauern stehen deshalb zeitweise die Bänder still und Kurzarbeit wird angeordnet. Mittlerweile betrifft das auch BMW, nachdem die Münchner zunächst dank höherer Bestände wenig betroffen waren.

Die Produktionsengpässe bremsten auch den Absatz von Neuwagen in Deutschland, während Gebrauchtwagen stärker gefragt seien und teurer würden, erklärte Peter Fuß, Autoexperte von der Unternehmensberatung EY. "Von einer durchgreifenden Markterholung kann immer noch keine Rede sein", erklärte er. Im Juni wurden mit 274.152 Fahrzeugen fast 25 Prozent mehr neu zugelassen als im Vorjahresmonat, wie das Kraftfahrtbundesamt (KBA) mitteilte. Die Lücke gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019 verringerte sich damit von 31 Prozent im Mai auf nunmehr 16 Prozent, erklärte Fuß. "Das Vorkrisenniveau bleibt in weiter Ferne." Trotz der Aufholjagd nach dem Corona-Schock werde die Zahl der Neuzulassungen auch im Gesamtjahr das Vorkrisenniveau bei Weitem nicht erreichen. Der Verband der Pkw-Importeure VDIK erwartet für 2021 ein Wachstum von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 3,1 Millionen Neuzulassungen. Damit läge das Volumen nur noch vier Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt.

E-AUTOS GEFRAGT

Mit der Klimaschutzdiskussion und der staatlichen Förderung alternativer Antriebe verschieben sich die Marktanteile immer stärker weg von Verbrennern zu Elektroautos und Hybridmodellen. So sorgten 33.420 neu zugelassene Elektroautos für einen Anstieg um 311,6 Prozent, der Markanteil war mit 12,2 Prozent gut drei Mal so hoch wie vor Jahresfrist. Hybrid-Fahrzeuge, bei denen ein Batterieantrieb den Verbrennermotor ergänzt, legten um rund 153 Prozent auf 76.564 Pkw zu. Fast jeder vierte Neuwagen hat damit keinen reinen Benzin- oder Dieselmotor mehr. Knapp 40 Prozent der Neuwagen waren im Juni noch Benziner, fast 20 Prozent mit Dieselmotoren ausgestattet.

Marktführer unter den Marken blieb im ersten Halbjahr Volkswagen mit einem Anteil von knapp 20 Prozent, gefolgt von den Premiumherstellern BMW und Mercedes mit jeweils achteinhalb Prozent. Von den Importmarken hatte die Volkswagen-Tochter Skoda mit einem Marktanteil von sechs Prozent die Nase vorn.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Rentenversicherung: Warum Bärbel Bas' Beamten-Vorschlag 20 Milliarden Euro im Jahr kosten würde
13.05.2025

Geht es nach Arbeitsministerin Bärbel Bas, sollen künftig auch Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung aufgenommen werden. Eine neue...

DWN
Panorama
Panorama Reichsbürger-Verbot: Dobrindt zerschlägt "Königreich Deutschland"
13.05.2025

Sie erkennen den Staat nicht an, verbreiten Verschwörungstheorien und zahlen häufig keine Steuern. Die Szene der Reichsbürger war...

DWN
Politik
Politik Geopolitischer Showdown in der Türkei: Selenskyj, Putin – und Trump im Anflug
13.05.2025

Ein historisches Treffen bahnt sich an: Während Selenski den russischen Präsidenten zu direkten Friedensgesprächen nach Istanbul...

DWN
Panorama
Panorama Umwelt? Mir doch egal: Klimaschutz verliert an Bedeutung
13.05.2025

Klimaschutz galt lange als gesellschaftlicher Konsens – doch das Umweltbewusstsein in Deutschland bröckelt. Eine neue Studie zeigt, dass...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohntraum wird Luxus: Preise schießen in Städten durch die Decke
13.05.2025

Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland ziehen wieder deutlich an – vor allem in den größten Städten. Im ersten Quartal...

DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...