Der globale Anteil der auf US-Dollar lautenden Devisenreserven ist im ersten Quartal 2021 auf 59,5 Prozent gestiegen, wie aus den Ende Juni veröffentlichten Daten des IWF zur Zusammensetzung der offiziellen Devisenreserven (COFER) hervorgeht. Zuvor war der Anteil im vierten Quartal 2020 auf ein 25-Jahres-Tief gefallen.
Bei den in Dollar denominierten Devisenreserven handelt es sich um Staatsanleihen, US-Unternehmensanleihen, mit US-Hypotheken besicherte Wertpapiere, mit US-Hypotheken besicherte Wertpapiere (Commercial Mortgage Backed Securities) und andere in Dollar denominierte Finanzanlagen, die von ausländischen Zentralbanken gehalten werden.
Der Anstieg auf 59,5 Prozent im ersten Quartal war ein Bruch in der langfristigen Entwicklung. Denn seit dem Jahr 2014 ist der Anteil des Dollars von 66 Prozent ausgehend Quartal für Quartal immer weiter gesunken, im Durchschnitt um einen Prozentpunkt pro Jahr. Wenn dieser Trend anhielt, würde der Anteil des Dollars noch in den nächsten zehn Jahren unter 50 Prozent fallen.
Seit dem Jahr 1999, als der Euro eingeführt wurde, ist der Anteil des Dollars an den globalen Devisenreserven um 11,5 Prozentpunkte von 71 Prozent auf zuletzt 59,5 Prozent gesunken. In der folgenden Grafik von Wolf Richter sind jeweils die Anteile zum Jahresende verzeichnet, außer für das laufende Jahr 2021, wo der Wert aus dem ersten Quartal verzeichnet ist.
Warum ist der Dollar-Anteil gesunken?
Der Dollar-Index (DXY) hat sich zwischenzeitlich erheblich nach oben und unten bewegt, aber jetzt ist der Index ungefähr wieder da, wo er 1999 war. Der Rückgang des Dollars an den globalen Devisenreserven ist also nicht auf Veränderungen in den Wechselkursen zwischen dem Dollar und den anderen Währungen zurückzuführen.
Das bedeutet, dass fast der gesamte Rückgang des Dollars-Anteils an den globalen Devisenreserven seit dem Jahr 1999 seine Ursache darin hat, dass die weltweiten Zentralbanken (ohne die US-Notenbank Federal Reserve) im großen Stil in Dollar denominierte Vermögenswerte abgebaut und durch anders denominierte Wertpapiere oder Gold ersetzt haben.
Die Bestände an auf Dollar lautenden Vermögenswerten der Federal Reserve sind in den globalen Devisenreserven nicht enthalten. Die US-Notenbank hält 5,2 Billionen Dollar an US-Staatsanleihen und 2,3 Billionen Dollar an hypothekarisch gesicherten Wertpapieren (Commercial Mortgage Backed Securities).
Welche Währungen machen dem Dollar Konkurrenz?
Der Euro-Anteil an den globalen Reservewährungen verharrt seit vielen Jahren um die Marke von 20 Prozent. Im ersten Quartal 2021 lag der Anteil der zweitgrößten Reservewährung bei 20,5 Prozent. Auch hier sind die Bestände an Euro-Anleihen der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht in den Währungsreserven enthalten. Alle anderen Reservewährungen zusammen hatten im ersten Quartal einen Anteil von nur 19,9 Prozent.
Der Anteil von Chinas Währung an den globalen Reservewährungen ist in den letzten Jahren stetig gewachsen, wenn auch langsam. Im ersten Quartal erreichte des Renminbi 2,45 Prozent der gesamten Reservewährungen, obwohl China die größte oder zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist, je nachdem, wie die Zählung vorgenommen wird.
Der Renminbi liegt an fünfter Stelle hinter dem US-Dollar (59,5%), dem Euro (20,6%), dem Yen (5,9%) und dem britischen Pfund (4,7%) und vor dem kanadischen Dollar (2,1%) und dem australischen Dollar (1,8%). Dies zeigt, dass die globalen Zentralbanken dem Renminbi gegenüber misstrauisch sind und keine größeren Mengen an auf Renminbi lautenden Anleihen halten wollen.
Mithilfe ihrer Kontrolle über die dominierende Reservewährung können die USA ihre massiven Handelsdefizite finanzieren. Denn im Wesentlichen können die USA mit ihren Dollar Waren aus dem Ausland importieren, diese Dollar finden dann ihren Weg in die Bilanzen der ausländischen Zentralbanken, eine Gegenleistung in Form von Waren oder Dienstleistungen müssen die USA nicht erbringen.
Interessanterweise haben einige andere Wirtschaftsräume mit wichtigen Reservewährungen - nämlich die Eurozone, Japan und China - keine Handelsdefizite, sondern Handelsüberschüsse mit dem Rest der Welt und sogar riesige Handelsüberschüsse mit den USA. Interessant ist auch, wie stark der japanische Yen - die Nummer drei unter den Reservewährungen - vom Rückgang des Dollars profitiert hat.
Gold
Ein weiterer Konkurrent für den Dollar ist das Gold. Laut einer Umfrage von Central Banking sagten Ende letzten Jahres 23 Prozent der befragten Zentralbanker, dass Gold vor dem Hintergrund der Corona-Krise attraktiver geworden sei, während kein einziger Zentralbanker das Gold als weniger attraktiv bezeichnete. Fast zwei Drittel erwarteten einen Anstieg der Goldreserven binnen Jahresfrist.
Laut der aktuellen Umfrage des World Gold Council planen derzeit 21 Prozent der Zentralbanken, ihre Goldreserven im kommenden Jahr aufzustocken. Das ist ein Prozentpunkt mehr als im letzten Jahr. Die Umfrage zeigte auch ein schwindendes Vertrauen in den US-Dollar und einen anhaltenden Trend zur De-Dollarisierung.
Die Zentralbanken erwarten wie schon im vergangenen Jahr langfristige strukturelle Veränderungen im internationalen Währungssystem. Die Hälfte der Befragten sagt, dass der Dollar unter seinen derzeitigen Wert fallen wird. Die Zentralbanken sind weiterhin der Meinung, dass der Anteil des chinesischen Renminbi zunehmen wird, wobei 88 Prozent der Befragten sagen, dass er über das derzeitige Niveau hinaus wachsen wird.
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