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Aachener E-Autohersteller baut Werk in Bulgarien - wird das südöstliche EU-Land zum neuen E-Hotspot?

Lesezeit: 2 min
22.07.2021 13:20  Aktualisiert: 22.07.2021 13:20
Der kleine E-Autohersteller e.GO aus Aachen musste sich 2020 restrukturieren. Jetzt geht alles wieder besser - und das Unternehmen streckt seine Fühler sogar ins Ausland aus.
Aachener E-Autohersteller baut Werk in Bulgarien - wird das südöstliche EU-Land zum neuen E-Hotspot?
Günther Schuh, Gründer der e.GO Mobile AG, steigt aus einem Wagen (Foto: dpa).
Foto: Oliver Berg

„Wir freuen uns sehr, unsere Präsenz in Bulgarien zu erweitern – einem wettbewerbsfähigen Land mit gut entwickelten Tech- und Industrie-Clustern. Mit unserem Konzept einer Mikrofabrik und unserer Produktarchitektur wollen wir die globale urbane Mobilität transformieren. Unsere Technologie, unsere nachhaltige Produktionsweise und das gesamte Ökosystem, das wir schaffen, heben uns von der Masse ab. Wir leisten damit unseren ökologischen und ökonomischen Beitrag – auch über unsere Fabriken hinaus, in den Ländern und Gemeinden vor Ort“, sagte Ali Vezvaei, Verwaltungsratsvorsitzender der Next e.GO Mobile SE.

Der Aachener Hersteller von E-Mikroautos für die Stadt hat gerade erklärt, dass er in dem östlichen EU-Land ein Werk errichtet. Es wird sich in der zentralbulgarischen Stadt Lovetsch befinden, in der etwa 30.000 Einwohner leben. Mit einer Kapazität von bis zu 30.000 Fahrzeugen pro Jahr ist der Start der Produktion für das erste Quartal 2024 geplant. „Diese strategische Vereinbarung ist ein weiterer Meilenstein im internationalen Wachstum von [Next.e.GO] Mobile“, sagte Vezvaei.

Die Fabrik soll bis zu 1.000 neue Arbeitsplätze in der Region schaffen. Die neue Anlage wird dem Stamm-Werk in Aachen ähneln, das auf derselben Konzeption für Industrie 4.0 beruht. Dieses wurde von der wissenschaftliche Einrichtung RWTH der westdeutschen Stadt entwickelt.

Bulgarien ist gerade dabei, sich für internationale Investoren als neuer E-Hotspot zu profilieren. Die exportorientierte Elektroindustrie richtet sich auf die mittelfristig steigende Nachfrage der Automobilindustrie nach elektronischen Komponenten - etwa Batte­rien - und Software aus. Das teilt die deutsche Wirtschaftsförderungsgesellschaft GTAI mit.

Sofia will internationale Investoren mit niedrigen Steuern anlocken

Automobilzulieferer sind zu 95 internationale Unternehmen, die Investitionen nach Bulgarien bringen, berichtet Lyubomir Stanislavov, Vorsitzender des Branchenverbands der bulgarischen Automobilindustrie Au­tomotive Cluster Bulgaria. Das Land punktet im Wettbewerb um neue Lieferketten und um Standorte innerhalb Europas mit niedrigen Steuern und auch Rohstoffen - etwa der bulgarischen Kupferproduktion. Die bulgarische Elektroindustrie exportiert rund 75 Prozent ihrer Produkte ins Ausland.

Damit ist klar, warum sich das deutsche Unternehmen für Bulgarien entschieden hat. Der Hersteller macht somit wieder einen geschäftlichen Schritt nach vorne, nachdem das Unternehmen im vergangenen Jahr Insolvenz angemeldet hat. Danach musste es sich restrukturieren und seine Finanzen neu ordnen. e.GO stellt unter anderem den „e.GO Life“ her – ein urbanes Elektrofahrzeug, dessen neue Generation im kommenden Jahr 2022 vorgestellt werden soll.

Neben der laufenden Fabrik in Aachen und der geplanten Anlage in Bulgarien hat das Unternehmen bereits angekündigt, seine Mikrofabriken in Griechenland und Mexiko zu replizieren und so seine Expansionspläne weiter voranzutreiben. Der Produzent kontrolliert allerdings bisher keine bedeutenden Marktanteile in Deutschland. Auf den Listen des Kraftfahrzeugbundesamtes befinden sich mehr als 80 Modelle, die in Deutschland erhältlich sind. Und darauf befinden sich auch die Fahrzeuge des Herstellers. Doch findet er unter den bestverkauften Autos keine Erwähnung.

Insgesamt zeigen sich die Experten gegenüber dem Unternehmen skeptisch: „Ich halte die Chancen für e.Go für sehr gering, was auch durch die Probleme der Vergangenheit aufgezeigt wird“, sagte Frank Schwope, Autoanalyst der Nord/ LB, den DWN. „Es ist kaum Platz für einen Elektroautohersteller, die Konkurrenz durch die etablierten Konzerne ist zu groß. Tesla und einige chinesische Elektroauto-Hersteller stehen da ganz anders da“, so der Fachmann.

 

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