Politik

Putin lässt Syrien-Deal mit Netanjahu platzen, weil dieser nicht mehr Premier ist – Bennett unter Druck

Russlands Präsident Wladimir Putin hat den Syrien-Deal, den er mit dem ehemaligen israelischen Premier Benjamin Netanjahu geschlossen hatte, platzen lassen. Bisher durfte die israelische Luftwaffe ungehindert feindliche Stellungen in Syrien angreifen.
22.07.2021 15:00
Aktualisiert: 22.07.2021 15:23
Lesezeit: 1 min

Das israelisch-nachrichtendienstliche Portal DEBKAfile führt aus, dass Moskau seine Linie im Zusammenhang mit den israelischen Angriffen auf Syrien offenbar ändere. Zuvor hatte die israelische Luftwaffe am 20. Juli 2021 einen Angriff auf Stellungen in der Nähe von Aleppo ausgeführt. Erstmals seit Beginn des Syrien-Konflikts veröffentlichte Moskau Details über den Angriff, „und behauptete wie nie zuvor, dass in Russland hergestellte Systeme sieben von acht Lenkflugkörpern abgeschossen hätten“.

„Zweitens kam die Enthüllung aus einer unerwarteten Quelle: Vadim Kulit, stellvertretender Leiter des Russischen Zentrums für Versöhnung der Oppositionspartei in Syrien – einer Einrichtung, die sich mit der syrischen Friedensstiftung befasst, aber noch nie zuvor mit Israels Operationen in Syrien.

DEBKAfile wörtlich: „Drittens war die Schilderung des Ereignisses durch Herrn Kulik anschaulich: ,In einer Zeitspanne von 23:39 bis 23:51 Uhr am 19. Juli drangen vier F-16-Kampfjets der israelischen Luftwaffe über die von den USA kontrollierte al-Tanf in den syrischen Luftraum ein und feuerten acht Lenkflugkörper auf Einrichtungen südöstlich der Stadt Aleppo. Sieben Raketen wurden von den in Russland hergestellten Systemen Pantsyr-S (siehe Foto) und Buk-M2 abgeschossen (…) Eine Rakete habe das Gebäude eines Forschungszentrums in der Siedlung Safira im Gouvernement Aleppo beschädigt, fügte er hinzu. Die Erwähnung von Al Tanf ist auch von Bedeutung, stellt DEBKAfile fest, da an dieser Kreuzung der syrisch-irakisch-jordanischen Grenze ein amerikanischer Stützpunkt liegt. Dieser Hinweis weist darauf hin, dass der jüngste israelische Überfall auf Syrien aus Richtung Jordanien im Süden kam und nicht, wie es bisher üblich war, aus dem Libanon.“

Die Analysten von DEBKAfile ziehen drei Schlussfolgerungen aus dieser atypischen russischen Reaktion, nachdem Hunderte von israelischen Luftangriffen gegen die permanente Militärpräsenz des Iran in Syrien und die seiner Stellvertreter ohne Gegenwehr ausgeführt wurden:

  • Moskau teilt Israel mit, dass sein Radar die von Jordanien ausgehenden Luftwaffenoperationen verfolgen kann.
  • In Syrien sind jetzt fortschrittliche neue russische Luftverteidigungssysteme im Einsatz. Die Kombination aus Pantsyr-S und Buk-52 ist weniger stark als die russischen S-300 oder S-400, stellt aber dennoch eine Bedrohung für israelische Kampfflugzeuge dar.
  • Moskau scheint dem neuen israelischen Ministerpräsidenten Naftali Bennett zu sagen, dass der Deal, wonach Moskau Israel jahrelang freie Hand ließ, um Irans Flügel in Syrien zu stutzen, persönlich zwischen Präsident Wladimir Putin und Ex-Premier Binyamin Netanjahu geschlossen wurde. Alle Optionen sind jetzt offen. Der Regierung Bennett wird daher empfohlen, vor dem nächsten Luftangriff in Syrien sorgfältige Überlegungen anzustellen

Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der neue israelische Premier Naftali Bennett alsbald nach Moskau fliegen muss, um einen neuen Syrien-Deal mit Putin auszuhandeln.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gefahr für Trumps Zollpolitik: Klagen eingereicht – entscheidender Prozess hat begonnen
01.08.2025

Trumps Zollpolitik steht vor dem juristischen Kollaps: Fünf US-Firmen und zwölf Bundesstaaten klagen gegen die Sondervollmacht, auf deren...

DWN
Technologie
Technologie Huawei schockt die Konkurrenz: 3000-Kilometer-Batterie stellt alles Bisherige in den Schatten
01.08.2025

Huawei greift nach der Technologieführung im Batteriezeitalter: Mit 3000 Kilometern Reichweite und fünf Minuten Ladezeit droht der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zollroulette: Die Weltwirtschaft tanzt nach seiner Pfeife
01.08.2025

Donald Trump zündet die nächste Eskalationsstufe im globalen Wirtschaftskrieg – mit Zöllen, Chaos und Drohgebärden. Experten sprechen...

DWN
Politik
Politik Boomer-Soli: Rentensystem soll stabiler werden – und reiche Rentner sollen zahlen
01.08.2025

Reiche Rentner sollen künftig stärker zur Kasse gebeten werden – so die Idee eines "Boomer-Soli". Ein Vorschlag, der das Rentensystem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Eurozone: Industriestimmung hellt sich erneut auf
01.08.2025

Die Industrie der Eurozone sendet erste Hoffnungszeichen – doch es bleibt ein fragiles Bild. Während kleinere Länder überraschen,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Urlaub trotz Selbstständigkeit: Wie Unternehmer richtig abschalten können – 7 konkrete Tipps
01.08.2025

Selbstständige genießen ihre Freiheit – doch sie hat ihren Preis. Gerade beim Thema Urlaub zeigt sich: Auszeiten zu nehmen fällt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wirtschaft dümpelt dahin – und Deutschland bremst alle aus
01.08.2025

Die Eurozone wächst kaum, Deutschland steckt in der Rezession, Italien schrumpft – nur Spanien überrascht. Europas Wirtschaft verliert...

DWN
Finanzen
Finanzen Mutares-Aktie stürzt ab: BaFin-Untersuchung besorgt Anleger
01.08.2025

Ein tiefer Kurssturz, kritische Fragen der Finanzaufsicht und Erinnerungen an frühere Skandale: Die Mutares-Aktie steht zum Ende der...