Politik

Putin lässt Syrien-Deal mit Netanjahu platzen, weil dieser nicht mehr Premier ist – Bennett unter Druck

Lesezeit: 1 min
22.07.2021 15:00  Aktualisiert: 22.07.2021 15:23
Russlands Präsident Wladimir Putin hat den Syrien-Deal, den er mit dem ehemaligen israelischen Premier Benjamin Netanjahu geschlossen hatte, platzen lassen. Bisher durfte die israelische Luftwaffe ungehindert feindliche Stellungen in Syrien angreifen.
Putin lässt Syrien-Deal mit Netanjahu platzen, weil dieser nicht mehr Premier ist – Bennett unter Druck
09.05.2018, Russland, Moskau: Wladimir Putin (r), Präsident von Russland, empfängt Benjamin Netanjahu, Ministerpräsident von Israel, zu einem Treffen im Kreml. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Das israelisch-nachrichtendienstliche Portal DEBKAfile führt aus, dass Moskau seine Linie im Zusammenhang mit den israelischen Angriffen auf Syrien offenbar ändere. Zuvor hatte die israelische Luftwaffe am 20. Juli 2021 einen Angriff auf Stellungen in der Nähe von Aleppo ausgeführt. Erstmals seit Beginn des Syrien-Konflikts veröffentlichte Moskau Details über den Angriff, „und behauptete wie nie zuvor, dass in Russland hergestellte Systeme sieben von acht Lenkflugkörpern abgeschossen hätten“.

„Zweitens kam die Enthüllung aus einer unerwarteten Quelle: Vadim Kulit, stellvertretender Leiter des Russischen Zentrums für Versöhnung der Oppositionspartei in Syrien – einer Einrichtung, die sich mit der syrischen Friedensstiftung befasst, aber noch nie zuvor mit Israels Operationen in Syrien.

DEBKAfile wörtlich: „Drittens war die Schilderung des Ereignisses durch Herrn Kulik anschaulich: ,In einer Zeitspanne von 23:39 bis 23:51 Uhr am 19. Juli drangen vier F-16-Kampfjets der israelischen Luftwaffe über die von den USA kontrollierte al-Tanf in den syrischen Luftraum ein und feuerten acht Lenkflugkörper auf Einrichtungen südöstlich der Stadt Aleppo. Sieben Raketen wurden von den in Russland hergestellten Systemen Pantsyr-S (siehe Foto) und Buk-M2 abgeschossen (…) Eine Rakete habe das Gebäude eines Forschungszentrums in der Siedlung Safira im Gouvernement Aleppo beschädigt, fügte er hinzu. Die Erwähnung von Al Tanf ist auch von Bedeutung, stellt DEBKAfile fest, da an dieser Kreuzung der syrisch-irakisch-jordanischen Grenze ein amerikanischer Stützpunkt liegt. Dieser Hinweis weist darauf hin, dass der jüngste israelische Überfall auf Syrien aus Richtung Jordanien im Süden kam und nicht, wie es bisher üblich war, aus dem Libanon.“

Die Analysten von DEBKAfile ziehen drei Schlussfolgerungen aus dieser atypischen russischen Reaktion, nachdem Hunderte von israelischen Luftangriffen gegen die permanente Militärpräsenz des Iran in Syrien und die seiner Stellvertreter ohne Gegenwehr ausgeführt wurden:

  • Moskau teilt Israel mit, dass sein Radar die von Jordanien ausgehenden Luftwaffenoperationen verfolgen kann.
  • In Syrien sind jetzt fortschrittliche neue russische Luftverteidigungssysteme im Einsatz. Die Kombination aus Pantsyr-S und Buk-52 ist weniger stark als die russischen S-300 oder S-400, stellt aber dennoch eine Bedrohung für israelische Kampfflugzeuge dar.
  • Moskau scheint dem neuen israelischen Ministerpräsidenten Naftali Bennett zu sagen, dass der Deal, wonach Moskau Israel jahrelang freie Hand ließ, um Irans Flügel in Syrien zu stutzen, persönlich zwischen Präsident Wladimir Putin und Ex-Premier Binyamin Netanjahu geschlossen wurde. Alle Optionen sind jetzt offen. Der Regierung Bennett wird daher empfohlen, vor dem nächsten Luftangriff in Syrien sorgfältige Überlegungen anzustellen

Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der neue israelische Premier Naftali Bennett alsbald nach Moskau fliegen muss, um einen neuen Syrien-Deal mit Putin auszuhandeln.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik Robert Habeck sollte endlich die Kehrtwende vollziehen - im Heizungskeller Deutschlands
03.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Finanzen
Finanzen Wirtschaftsstandort in der Kritik: Deutsche Ökonomen fordern Reformen
03.05.2024

Deutschlands Wirtschaftskraft schwächelt: Volkswirte geben alarmierend schlechte Noten. Erfahren Sie, welche Reformen jetzt dringend...

DWN
Politik
Politik Rheinmetall-Chef: Deutschland muss Militärausgaben um 30 Milliarden Euro erhöhen
03.05.2024

Armin Papperger, der CEO von Rheinmetall, drängt darauf, dass Deutschland seine Militärausgaben um mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Indische Arbeitskräfte im Fokus: Deutschland öffnet die Türen für Fachkräfte
03.05.2024

Die Bundesregierung strebt an, einen bedeutenden Anteil der indischen Bevölkerung nach Deutschland zu holen, um hier zu arbeiten. Viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie lege ich mein Geld an – wichtige Tipps für Anfänger
03.05.2024

Die Tipps zur Geldanlage können wirklich spannend sein, besonders wenn es darum geht, die eigenen finanziellen Ziele zu erreichen und eine...

DWN
Politik
Politik Die Bundesregierung macht Russland für den Cyberangriff auf SPD verantwortlich
03.05.2024

Im Januar des Vorjahres wurden die E-Mail-Konten der SPD von Hackern attackiert. Die Bundesregierung gibt nun "eindeutig" Russland die...

DWN
Finanzen
Finanzen Der komplette Guide zur Bankvollmacht: Sicherheit und Flexibilität im Finanzmanagement
03.05.2024

Eine Bankvollmacht kann entscheidend dafür sein, Sicherheit und Flexibilität in Ihren finanziellen Angelegenheiten zu gewährleisten....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fleischersatz auf dem Vormarsch: Deutschland erlebt Produktionsboom
03.05.2024

Vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte gewinnen in Deutschland an Beliebtheit: Produktion verdoppelt sich seit 2019. Fleischkonsum...