Politik

Neue Gefechte im Kaukasus - Russland soll Grenze Armeniens schützen

Die Situation zwischen den verfeindeten Staaten Aserbaidschan und Armenien spitzt sich zu. Beide Seiten werfen sich den Bruch der kürzlich vereinbarten Waffenruhe vor.
29.07.2021 11:06
Aktualisiert: 29.07.2021 11:06
Lesezeit: 1 min
Neue Gefechte im Kaukasus - Russland soll Grenze Armeniens schützen
Nikol Paschinjan (l-r), Premierminister von Armenien, Ilham Aliyev, Präsident von Aserbaidschan, und Wladimir Putin, Präsident von Russland, nehmen an einem gemeinsamen Treffen teil. (Foto: dpa) Foto: -

Armenien und Aserbaidschan werfen sich gegenseitig den Bruch der erst am Mittwoch vereinbarten Waffenruhe vor. Aserbaidschanische Truppen hätten am frühen Donnerstag das Feuer auf armenische Stellungen im Bereich Gegharkunik an der Grenze eröffnet, teilte das armenische Verteidigungsministerium mit. Die eigenen Truppen hätten das Feuer erwidern müssen. Die Lage habe sich aber beruhigt. Dagegen erklärte das aserbaidschanische Verteidigungsministerium, armenische Einheiten hätten mit Maschinengewehren und Granatwerfern in Richtung eines Dorfes in der Region Kelbajar geschossen. Darauf hätten die eigenen Truppen reagiert.

Der armenische Ministerpräsident Nikol Paschinjan schlug nach einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Tass vor, russische Truppen sollten entlang der Grenze stationiert werden, um künftige Zusammenstöße zu verhindern. Die Forderung nach einer Sicherung der Grenze durch russische Truppen ist ein Indiz dafür, dass tatsächlich Aserbaidschan mit den Angriffen begonnen haben könnte. Denn sollten wirklich künftig russische Truppen entlang der Grenze stationiert werden, würde dies faktisch einer Sicherheitsgarantie gleichkommen, die weitere Gefechte verhindert oder zumindest erschwert. Die russische Armee könnte bei möglichen weiteren Gefechten die Urheber der Beschüsse identifizieren. Kommt es sogar zu Todesopfern unter den russischen Grenzsoldaten, würde Moskau noch stärker in den Konflikt involviert werden. Davon profitieren würde jene Seite der Konfliktparteien, die sich als unterlegen beziehungsweise in der Defensive betrachtet. Nach dem verlorenen Krieg um Bergkarabach und der anschließenden Abtretung großer Teile der Region an Aserbaidschan kann es sich dabei gegenwärtig nur um Armenien handeln.

Am Mittwoch hatten beide Staaten nach Schusswechseln an ihrer Grenze einer von Russland vermittelten Waffenruhe zugestimmt. Zuvor waren drei armenische Soldaten getötet und vier verletzt worden, wie das Verteidigungsministerium des Landes mitteilte. Es erklärte, aserbaidschanische Truppen hätten armenische Stellungen angegriffen. Aserbaidschan meldete seinerseits zwei verletzte Soldaten und beschuldigte die andere Seite der Provokation.

Die beiden ehemaligen Sowjetrepubliken kämpfen schon seit langem um die Kaukasusregion Bergkarabach. Völkerrechtlich gehört das Gebiet zu Aserbaidschan, von dem es sich aber 1991 losgesagt hatte. Der Konflikt hatte im vergangenen Jahr zu einem Krieg geführt, der nach sechs Wochen mit einer ebenfalls von Russland vermittelten Waffenruhe endete.

Armeniens Regierungschef Paschinjan kündigte an, er werde der russischen Regierung seinen Vorstoß unterbreiten. "In Anbetracht der gegenwärtigen Situation halte ich es für sinnvoll, die Frage der Stationierung von Außenposten des russischen Grenzschutzes entlang der gesamten armenisch-aserbaidschanischen Grenze zu prüfen", wurde Paschinjan aus einer Regierungssitzung zitiert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik BKA-Chef: Russland will unsere Demokratie schwächen
29.12.2025

Russische Sabotage und Spionage nehmen laut BKA-Präsident Münch zu. Er fordert: Deutschland braucht bessere Daten zu Drohnenüberflügen.

DWN
Finanzen
Finanzen Änderungen 2026: Rente, Mindestlohn, Familienleistungen – das ändert sich im neuen Jahr
29.12.2025

Im neuen Jahr 2026 gibt es einige neue Regelungen, die Verbraucher kennen sollten. In den Bereichen Steuern, Strompreise, Kfz-Versicherung...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkauf: Eigentumswohnungen werden erschwinglicher aber nicht für alle
29.12.2025

Eigentumswohnungen sind in Deutschland laut Kreditvermittler Interhyp wieder für mehr Menschen bezahlbar geworden. In fünf Metropolen ist...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jahreswechsel: Ansturm auf Feuerwerk für Silvester
29.12.2025

Pyrotechnik für den Jahreswechsel darf seit Montag verkauft werden. Mancherorts gab es vor Läden lange Schlangen.

DWN
Politik
Politik Moskau: Lösung des Ukraine-Kriegs kommt voran
29.12.2025

Greifbare Ergebnisse hat das Treffen zwischen Trump und Selenskyj nicht gebracht. Der echte Verhandlungsprozess sei von anderen angestoßen...

DWN
Politik
Politik Teure Mieten, hohe Steuern, weniger Kinder: Auswanderungen aus Deutschland weiterhin auf hohem Niveau
29.12.2025

Nach wie vor wandern sehr viele Menschen aus Deutschland aus, gleichzeitig bekommen Deutsche immer weniger Kinder: Eine fatale Entwicklung...

DWN
Finanzen
Finanzen Strategische Aktienauswahl: Diese 4 Kriterien führen zu langfristigem Anlageerfolg
29.12.2025

Die richtige Aktienauswahl entscheidet langfristig über Erfolg oder Misserfolg an den Märkten. Doch welche grundlegenden Kriterien sind...

DWN
Technologie
Technologie MAN Engines modernisiert V12-Gasmotor: Technische Anpassung an globale Emissionsregeln
29.12.2025

Bewährte industrielle Antriebssysteme stehen angesichts globaler Emissionsvorgaben unter wachsendem Anpassungsdruck. Wie MAN Engines...