Finanzen

Interessante Kaufoption: Unbekannter Weltmarktführer überzeugt an der Börse

Lesezeit: 3 min
12.08.2021 08:40
DWN-Börsen-Spezialist Andreas Kubin stellt ein Unternehmen vor, das den wenigsten bekannt sein dürfte, das sich aber mit Fug und Recht Weltmarktführer nennen darf.
Interessante Kaufoption: Unbekannter Weltmarktführer überzeugt an der Börse
Die Wasseraufbereitung ist ein wichtiges Geschäftsfeld des Unternehmens. (Foto: dpa)
Foto: Sven Hoppe

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Das Spezialchemie-Unternehmen „Ecolab“ (Sitz in St. Paul, US-Bundesstaat Minnesota), das Hygiene- und Reinigungsprodukte für die Industrie und den Dienstleistungsbereich produziert, wurde vom Fortune Magazine vor ein paar Jahren als “fastest-growing company to watch“ bezeichnet sowie als

Firma, die die Welt verändert. Unter anderem verfügt der Konzern über das Knowhow für einzigartige Wassermanagement-Systeme und über besondere Problemlösungskompetenzen. Verbrauchern ist das 1923 gegründete Unternehmen, das weltweit rund 44.000Mitarbeiter beschäftigt, kaum bekannt, aber in einer ganzen Reihe seiner Geschäftsbereiche ist es die Nummer eins der Welt.[1]

Stärken

Aus folgenden Gründen hat es das Unternehmen auf meine Investmentliste geschafft:

  • 2015: Ecolab belegt Rang 44 der „Change the World“-Liste des Wirtschaftsmagazins „Fortune“.
  • 22. Januar 2018: Ecolab wird erneut in die Liste der Fortune „World's Most Admired Companies“ [2] aufgenommen
  • Das Unternehmen verfügt über mehr als 6.800 Patente, mit denen es die Erreichung seiner Nachhaltigkeitsziele vorantreibt.
  • Seit 2010 hat sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) kontinuierlich verbessert.

Trinkwasser wird weltweit immer knapper werden – eine Erkenntnis, die nicht neu ist. Das heißt, dass auch Wasser-Management-Systeme immer teurer und wertvoller werden. Ecolab bietet „smarte“ Wasser-Management-Lösungen an. Durch seine Präsenz in mehr als 170 Ländern ist das Unternehmen geostrategisch sehr gut aufgestellt.

Zusätzlich ist der Konzern im Gesundheitswesen auf Flächen-Desinfektion, Handhygiene sowie auf automatische und manuelle Instrumentenaufbereitung spezialisiert. Man reagiert flexibel auf die Unterschiede im Anforderungsprofil der Pharma-, Kosmetik- und biotechnologischen Industrie und bietet für die Sparten Anlagen-, Betriebs- und persönliche Hygiene genau zugeschnittene Programme an. Auf den Märkten für die Brau- und Getränke-Industrie glänzt Ecolab mit spezieller automatischer und halbautomatischer Füllerhygiene, Transportbandhygiene, Reinigung von Mehrwegflaschen, Abwasserbehandlung, Reinigung und Desinfektion von Mineralbrunnen, genauso wie das Unternehmen seinen Kunden hunderte Spezialisten für Wäschereinigung zur Verfügung stellt.

Einbruch

Aber es lief nicht immer alles perfekt: Nachdem das Unternehmen noch 2015 zu den am schnellsten wachsenden weltweit zählte, sah es nach den im Februar 2017 veröffentlichten Zahlen dann doch sehr ernüchternd aus. Die Wachstumsdynamik fehlte plötzlich:

Der Umsatz im vierten Quartal 2016 fiel gegenüber dem von 2015 um 1,8 Prozent auf 3,35 Milliarden Dollar (viertes Quartal 2015: 3,41 Milliarden Dollar). Das Unternehmen gab bekannt, dass sein Reingewinn 2016 368,2 Millionen Dollar betrug, was 1,25 Dollar per Aktie entspricht. 2015 waren es zwar nur 366,7 Millionen gewesen (1.22 Dollar per Aktie), aber Analysten hatten erwartet, dass es 1,27 Dollar sein würden.

Implikation: Das Unternehmen reduzierte die zukünftigen Gewinne pro Aktie. Und da der Kurs mit 122,76 Dollar (Stand: 23. Februar 2017) nahe am Rekordhoch notierte, war die Aktie damals keine Kauf-Option für mich.

Höhenflug

Eine Fehl-Einschätzung, denn Ecolab setzte zu einem wahren Höhenflug an und ist seit 2020 wichtiger Bestandteil meiner „watchlist“. Bald nach dem Börsen-Crash im März 2020 nutzte ich die Gunst der Stunde und stieg endlich ein. Im August 2021 verzeichnet diese Beteiligung im Wertpapier-Depot ein nachweisliches Plus von 36 Prozent. Der Kurs liegt am 3. August 2021 bei 218 Dollar, das derzeit prognostizierte KGV für 2021 bei 47, geschätztes KGV für 2022 bei 36. Beim aktuellen Niveau sollte man eventuell mit Nachkäufen noch etwas warten, was diesmal hoffentlich die richtige Entscheidung sein wird. Sollten Börsenkorrekturen erfolgen, sollten man dem Zögern mit Zukäufen aber ein Ende bereiten.

Ausblick

Für das abgelaufene zweite Quartal 2021 liegen prächtige Zahlen vor:

Der Gewinn pro Aktie erhöhte sich im Verlauf des letzten Jahres um 87,69 Prozent auf 1,22 Dollar (die Analysten hatten 1,20 Dollar erwartet). Was die Einnahmen anbelangt: Sie erhöhten sich um 17,76 Prozent auf $3,163 Milliarden Dollar (die Analysten hatten lediglich 3,110 Milliarden erwartet).

Fazit: Für mich nun ein klares langfristiges Investment, weil auch der Ausblick voll überzeugt. Ecolab erwartet für die zweite Jahreshälfte 2021 eine anhaltend starke Performance im Vergleich zum Vorjahr, mit einer attraktiven sequenziellen Ergebnisverbesserung im dritten Quartal (2021) und deutlicheren vergleichbaren Zuwächsen im vierten Quartal, da die Preismaßnahmen zunehmend Wirkung zeigen.



Haftungsausschluss: Der Autor dieses Artikels ist mit seinem Privatvermögen bereits seit 2020 in ECOLAB investiert. Dieser Artikel stellt keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers dar. Die Auswahl erfolgte nach objektiven Gesichtspunkten - überwiegend nach Fundamentalanalysen etc. Sämtliche Einschätzungen stützen sich auf allgemein zugängliche Informationen und Daten, die als zuverlässig einzuschätzen sind. Der Autor übernimmt für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen keine Haftung.

[1] Vgl. [www.at.ecolab.eu] id="ftn2">

[2] [www.ecolab.com]

Andreas Kubin lebt in Oberösterreich, hat ein MBA mit Schwerpunkt "Finanzen" und verfügt über drei Jahrzehnte Börsen-Erfahrung. 

Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...