Ludwig van Beethoven, der im Jahr 1827 gestorben ist, hat seine letzte, die zehnte Sinfonie, nie zu Ende geschrieben. In seinem Todesjahr ist lediglich eine Skizze des Musikstücks in handschriftlicher Form gefunden worden, das deswegen die Fachwelt „die Unvollendete“ nennt.
Jetzt hat eine Künstliche Intelligenz (KI) das Werk zu Ende komponiert. Der Roboter ist in der Lage, musikalische Muster aus früheren Werken des Musikers zu erkennen und fortzuschreiben. Das "Beethoven-Orchester-Bonn" wird im Oktober in der Stadt am Rhein die Sinfonie uraufführen. Nach einem Auszug aus dem Arbeitsstand des dritten Satzes im Juni des vergangenen Jahres gibt es damit erstmalig Mal einen Einblick in das finale Werk.
„Solche Projekte erregen immer wieder mediale Aufmerksamkeit“, der BVMI auf Anfrage der DWN. „Darüber hinaus ist KI bereits an vielen Stellen im Einsatz von algorithmusbasierten Musikempfehlungen im Nutzungsbereich bis hin zur Produktion von Musik, Musikschaffende können kreative KIs in den Songwriting-Prozess einbinden oder völlig neue Sounds mit ihnen entwickeln“, nannte der BVMI weitere Bereiche, wo die Technologie angewendet wird.
Wie wichtig die Digitalisierung für die Branche ist, wird auch an den aktuellen Halbjahreszahlen der deutschen Musik-Industrie deutlich. So hat der Anteil der digital erzeugten Tonträger am Gesamtumsatz von 904 Millionen Euro fast 80 Prozent erreicht, wie aus den Statistiken hervorgeht.
Marktstärkstes Format bleibt das Audio-Streaming, dessen Anteil am Gesamtumsatz nach weiteren Zuwächsen (+19,9 %) bei nun 70,6 Prozent liegt. Downloads tragen nach einem erneuten Umsatzrückgang von 25,9 Prozent nur noch 3,3 Prozent zum Gesamtmarkt bei. Die Umsätze sind insgesamt gegenüber dem Vorjahrszeitraum um 12,4 Prozent gestiegen.
"Gerade die dramatischen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den gesamten Live-Sektor verdeutlicht vielen die Bedeutung des Digitalgeschäfts noch einmal, zeigt aber auch, wie tief betroffen aktuell bestimmte Teilbranchen der Musikwirtschaft durch die Pandemie sind", kommentierte Florian Drücke, der Vorstandsvorsitzende des BVMI.
Doch gibt es auch Grenzen für den Einsatz der KI in der Musikbranche:
„Mir als Dozentin wird oft die Frage gestellt, ob Interpreten sich der Angst stellen müssen, durch Computer ersetzt zu werden“, hat einmal die deutsche Pianistin Claudia Janet Birkholz dem Fachportal „PC Welt“ gesagt. „Und dazu sage ich ganz klar: Nein. Die Rolle des Interpreten sehe ich momentan überhaupt nicht in Gefahr. Einem Notentext Leben einzuhauchen, ist derzeit keiner Künstlichen Intelligenz möglich. Ebenso wenig schafft es ein Roboter, ein Instrument zu spielen. Ein Musikstück, das nicht von einem Musiker, sondern von einem System gespielt wird, klingt nicht einmal ansatzweise nach erlebter und gefühlter Musik. Solch ein Stück ist also für den Zuhörer unzureichend“ so die Fachfrau.