Deutschland

Importpreise für Erdgas verteuern sich um 170,5 Prozent

Die Importpreise für Erdgas sind im Juli 2021 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 170,5 Prozent gestiegen.
27.08.2021 12:17
Aktualisiert: 27.08.2021 12:17
Lesezeit: 1 min
Importpreise für Erdgas verteuern sich um 170,5 Prozent
17.01.2019, Brandenburg, Kienbaum: Rohre liegen auf der Baustelle der europäischen Gas-Anbindungsleitung (EUGAL). (Foto: dpa) Foto: Patrick Pleul

Die Einfuhren verteuerten sich im Juli wegen höherer Preise für Öl, Gas und andere Energieprodukte so stark wie seit 40 Jahren nicht mehr. Sie legten um 15,0 Prozent zum Vorjahresmonat zu, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Ein größeres Plus bei den Importpreisen gab es zuletzt im September 1981 während der zweiten Ölkrise (plus 17,4 Prozent). Der vom globalen Aufschwung nach der Corona-Rezession befeuerte starke Anstieg überrascht Ökonomen: Sie hatten nur mit 13,6 Prozent gerechnet, nachdem es im Juni ein Plus von 12,9 Prozent gegeben hatte, meldet Reuters.

„Die große Frage ist nun, wie viel die Unternehmen von den gestiegenen Kosten an die Verbraucher weiterreichen werden“, sagte der Ökonom der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Elmar Völker. Kurzfristig könnten sie zwar geringere Gewinnmargen hinnehmen. „Aber sicher nicht auf Dauer“, sagte Völker. Das bestätigt eine aktuellen Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK): Demnach wollen zwei Drittel der Unternehmen gestiegene Kosten an ihre Kunden weitergeben. Das könnte die Inflation weiter befeuern. Die Teuerungsrate liegt aktuell mit 3,8 Prozent bereits auf dem höchsten Stand seit 1993. LBBW-Experte Völker erwartet, dass sie sich im Herbst in Richtung fünf Prozent bewegen dürfte.

Der starke Anstieg der Importpreise geht vor allem auf die Entwicklung bei Energie zurück: Deren Einfuhren verteuerten sich um 89,6 Prozent im Vergleich zum Juli 2020. „Dieser Anstieg begründet sich durch das außerordentlich niedrige Preisniveau des Vergleichsmonats“, erklärten die Statistiker diesen sogenannten Basiseffekt. Damals hatte die Nachfrage aufgrund der Corona-Rezession ihren Tiefpunkt erreicht, bei einem gleichzeitig starken Angebotsüberhang. Erdgas verteuerte sich mit 170,5 Prozent besonders stark, Erdöl um 68,9 Prozent. Ohne Berücksichtigung der Energie stiegen die Einfuhrpreise im Juli um 8,9 Prozent. „Russland hat die Gaslieferungen nach Europa über die Jamal-Europa-Pipeline, die durch Weißrussland verläuft, um etwa 50 Prozent reduziert. Die Erdgaspreise in Nordeuropa explodieren“, führten die Deutschen Wirtschaftsnachrichten am 3. August 2021 aus.

Importierte Vorleistungsgüter verteuerten sich mit 19,2 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich. Dabei kosteten vor allem Eisenerze (plus 108,7 Prozent) sowie gesägtes und gehobeltes Holz (plus 57,4 Prozent) deutlich mehr. Auch für Furnier- und Sperrholz, Roheisen, Stahl und Kunststoffe musste deutlich mehr bezahlt werden als noch vor Jahresfrist. Die Preise für landwirtschaftliche Güter zogen um 10,3 Prozent an. Naturkautschuk (plus 47,8 Prozent), Rohkaffee (plus 33,8 Prozent) und Getreide (plus 17,8 Prozent) verteuerten sich hier besonders deutlich.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...