Das große Thema „Chipknappheit“: Mittlerweile hat es sogar der kleine Maxi auf der Straße mitbekommen. Grund genug, mich mit einmal mit dem taiwanesischen Chip-Auftragsproduzenten „United Microelectronics Corporation“ (UMC) zu befassen. Ein paar Kennzahlen zur Übersicht: Letztes Jahr erwirtschaftete der Konzern aus der nordtaiwanesischen Stadt Hsinchu (dem Sitz zahlreicher Halbleiter-Hersteller) einen Umsatz von knapp 177 Milliarden Taiwan-Dollar (entspricht circa 5,38 Milliarden Euro), was einer Steigerung gegenüber dem Jahr davor von fast 20 Prozent bedeutete. Die operative Gewinnmarge (Gewinn von Umsatz vor Steuern) betrug 12,5 Prozent, also genau ein Achtel des Umsatzes. Das 1980 gegründete Unternehmen beschäftigt weltweit rund 19.500 Mitarbeiter. Die Märkte, auf denen UMC agiert, sind umfassend: Mobile und drahtlose Kommunikation, Computer und Datenverarbeitungs-Geräte (inklusive automotiver Chip-Technik); Wearables; Internet der Dinge (IoT). UMC leistet sich weltweit gleich sieben Unternehmenszentralen.
Zur Einordnung: Nachdem Bundesbank-Präsident Jens Weidmann am 23. Juli eine Inflationsrate – richtigerweise müsste man sagen Teuerungsrate – in Richtung fünf Prozent bis Jahresende proklamierte, zeigen die gigantischen Aufblähungen der Bilanzsummen von EZB & Co für uns erwartungsgemäß immer stärkere Auswirkungen. Weidmann berief sich auf seine Fachleute. Aus den bisherigen Ereignissen lässt sich jedoch meiner Überzeugung nach eine fortlaufende Steigerung der Teuerungsrate für 2022 auf deutlich über fünf Prozent implizieren beziehungsweise ableiten. Ich glaube nicht mehr an ein Absinken und wette, dass spätestens dann eine gezielte Steuerung schwerlich zu bewerkstelligen sein wird – die Pferde werden einfach durchgehen. Und diese galoppierende Inflation macht sich bereits immer stärker an den Börsen bemerkbar. Der Dow Jones notiert heute (25. August 2021) bei 35.486 Punkten, zum Vergleich: Anfang 2017 (2. Januar) waren es „nur“ 19.964 Zähler, das entspricht einer Steigerung von 77,75 Prozent. Aufs Jahr hochgerechnet, sind es 16,66 Prozent! Wir sind hier Zeugen einer klassischen Inflationierung der Börsen, und das ist definitiv nicht mehr allein die Folge eines „extremen“ Wirtschaftsaufschwungs.
Starke Zahlen, beeindruckende Entwicklung
Der bisherige steile Kursanstieg bei UMC ist jedoch nicht primär einer Inflationierung der Börsen geschuldet. Nein, der zu den weltweiten Technologieführern zählende Chip-Gigant glänzt bereits mehrere Quartale hintereinander mit beeindruckenden Zahlen. Kurs/Gewinn Verhältnis (sogenanntes: „trailing“) aktuell bei rund circa 19. Erwartetes KGV für 2021: 14,93. Die Dividenden-Rendite liegt aktuell bei rund 2,6 Prozent. Auf dem Sparbuch müsste beim aktuellen Zinssatz das Geld dafür rund 26 Jahre liegen.
Positiv auch dies: UMC vermeldete am 5. August für den Monat Juli einen Nettoumsatz von 18,37 Milliarden Taiwan-Dollar (558,4 Millionen Euro), ein Anstieg von stolzen 18,5 Prozent gegenüber den 15,49 Milliarden Taiwan-Dollar (471 Millionen Euro) im Vorjahres-Vergleichsmonat.
Hier nun einige für den Anleger wichtige Kennzahlen der beiden vergangenen ausgezeichneten Quartale:
28. Juli, Ergebnisübersicht 2. Quartal 2021: Gewinn/Aktie von 0,18 US-Dollar (Vorjahr: 0,03 US-Dollar). Umsatzanstieg von 20,94 Prozent im Jahresvergleich auf 1,82 Milliarden US-Dollar.
28. April, Ergebnisübersicht 1. Quartal 2021: Ein Nettoergebnis von 10,43 Milliarden Taiwan-Dollar (373,8 Millionen US-Dollar), ein Plus von 372,5 Prozent. Gewinn/Aktie: 0,15 US-Dollar (Vorjahr: 0,03 US-Dollar).
UMC verzeichnete im abgelaufenen Quartal eine starke Nachfrage nach Wafern für Digital-Fernseher, Set-Top-Boxen und Konnektivitäts-Chips für Smartphones. Der durch den Vorstand bereits genehmigte Investitionsplan sieht eine Gesamt-Investition für das Projekt „UMC Fab 12A“ im taiwanesischen „Tainan Science Park“ von 100 Milliarden Taiwan-Dollar (3,058 Milliarden US-Dollar) vor. Allein diese Zahlen lassen die gewaltige Ausbaudynamik des Chip-Produktionssektors erkennen. Die Erweiterung soll im zweiten Quartal 2023 ihren Betrieb aufnehmen.
Unwägbarkeiten:
- Wassermangel auf der taiwanesischen Insel. Noch im Juni 2021 kämpften Chiphersteller in Taiwan mit der schlimmsten Dürre seit mehr als einem halben Jahrhundert, obwohl Taiwan an und für sich zu den regenreicheren Gebieten auf dem Globus zählt. Dies könnte einen starken Effekt auf die Halbleiterproduktion der Insel haben. Mu Hang schreibt auf boerse-online.de: „Allerdings könnte der Wasserbedarf in Zukunft deutlich steigen … Eine 200-W-EUV- (Extreme Ultraviolet Lithography-)Anlage, die für die Herstellung von Chips mit einer Größe von sieben Nanometer (nm) oder darunter erforderlich ist, benötigt 1600 Liter Wasser pro Minute zur Kühlung. Eine herkömmliche DUV-Anlage, die weniger moderne Chips herstellt, benötigt hingegen nur 75 Liter pro Minute. Wenn sich also der Produktionsschwerpunkt auf modernere Chips (14 nm oder darunter) verlagert, wird auch der Wasserbedarf der Chiphersteller steigen, und zwar drastisch.“
- Die unberechenbaren Auswirkungen der verabreichten Injektionen bei den Bevölkerungen.
- Nachfragedynamik: Ein Absinken ist immer möglich, muss also auch erwähnt werden. Sollte die Dynamik in der Chipnachfrage jedoch nicht urplötzlich nachlassen, bieten sich große Chancen.
Resümee: Verläuft die Chipnachfrage annähernd weiterhin so stark wie derzeit vielfach prognostiziert, kann man getrost von einer bullischen Entwicklung ausgehen. Das Kursziel nach 12 bis 36 Monaten läge dann – selbst bei konservativer Betrachtung - meiner Ansicht nach bei gut 20 US-Dollar je Anteilsschein (gestern, am Freitag, 27. August, waren es bei Börsenschluss an der NYSE 11,29 US-Dollar).
Hinweis: Der Autor dieses Artikels hat mit seinem Privatvermögen in der letzten Augustwoche 2021 eine erste kleine Position von UMC-Anteilen über die Börse New York gekauft. Kaufkurs 11,24 US-Dollar je Aktie.
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