Deutschland

Ohne Genehmigung kann Nord Stream 2 den Gasmangel im Winter nicht lindern

Der Energiekonzern Uniper rechnet nicht mit einer zügigen Betriebserlaubnis für Nord Stream 2. Im kommenden Winter wird die Gaspipeline wohl nicht für Entlastung sorgen können.
01.10.2021 10:18
Aktualisiert: 01.10.2021 10:18
Lesezeit: 1 min

Der Energiekonzern Uniper erwartet nach den Worten seines Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach von der Bundesnetzagentur keine rasche Betriebsgenehmigung für die Gaspipeline Nord Stream 2. "Die Zertifizierung der Pipeline, nach alledem, was ich weiß, wird auf jeden Fall so spät sein, dass diese Pipeline uns in diesem Winter nicht mehr hilft", sagte Maubach am Donnerstagabend vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung Düsseldorf (WPV).

Russland hatte die rund 1230 Kilometer lange Röhre vor wenigen Wochen fertiggestellt. Die Nord Stream 2 AG des russischen Gaskonzerns Gazprom hat bei der Bundesnetzagentur die für den Betrieb in Deutschland notwendige Zertifizierung beantragt. Mit Wirkung vom 8. September läuft hierzu eine viermonatige Frist. Der Entwurf für die Entscheidung wird dann der EU-Kommission übermittelt.

Uniper gehört zu den Finanzierungspartnern der politisch umstrittenen Pipeline und ist zudem nach eigenen Angaben der größte Kunde Gazproms. Gas ist derzeit knapp und teuer. Die Ostsee-Pipeline könnte theoretisch für eine Entlastung sorgen.

Mehr zum Thema: Erdgas-Knappheit: Erster deutscher Energieversorger muss Gas-Vertrieb aufgeben

Maubach verwies darauf, dass Russland seit Jahrzehnten ein verlässlicher Partner sei. "Alle Verträge, die wir mit dem russischen Gazprom-Konzern haben, werden erfüllt." Was die Russen offensichtlich derzeit nicht täten, sei darüber hinaus substantielle Mengen zu liefern. "Darüber gibt es große Diskussionen, ob sie das überhaupt können oder ob sie es nicht wollen." Da wolle er sich mit einer Beurteilung zurückhalten. Wie in Deutschland seien auch die Gasspeicher in Russland nicht so hoch gefüllt wie im Vorjahr. Für die Verknappung und die stark gestiegenen Preise gebe es neben der Lage der Speicher diverse Gründe. So sei die inländische Produktion in Europa zurückgegangen. Schiffe mit verflüssigtem Erdgas (LNG) würden häufig Asien ansteuern, etwa Japan und Korea, wo die Preise noch höher seien als in Europa.

Maubach äußerte sich auch zur Zukunft der Kohlekraftwerke Unipers in Russland. "Auch unser Russland-Geschäft muss zu der Dekarbonisierung beitragen. Wir werden unser russisches Geschäft nicht davon ausnehmen können" betonte der Manager. Für Uniper gebe es diverse Möglichkeiten. So könnten die Erneuerbaren Energien ausgebaut oder die Kraftwerke modernisiert werden. "Wir können über einzelne Kraftwerke nachdenken, ob es dafür einen Käufer gibt. Wir können über die gesamten Kraftwerksblöcke nachdenken." Es stehe das ganze Portfolio von drin bleiben bis ganz rausgehen zur Verfügung. Zudem gebe es noch Möglichkeiten durch das Russland-Geschäft des finnischen Mutterkonzerns Fortum.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Škoda-Erfolg und Chinas Einfluss: Was die Abhängigkeit für deutsche Autobauer bedeutet
22.11.2025

Elektromobilität ist längst kein Nischenphänomen mehr, sondern prägt zunehmend den europäischen Massenmarkt. Doch wie gelingt es...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachtsmarkt-Sicherheit: Was bringen Beton, Kameras und Co. auf Weihnachtsmärkten wirklich?
22.11.2025

Deutsche Weihnachtsmärkte stehen für Atmosphäre, Tradition und Millionen Besucher. Gleichzeitig wächst die Debatte über Schutz,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ticketsteuer sinkt: Flugbranche verspricht mehr Verbindungen – Passagiere bleiben skeptisch
22.11.2025

Die Bundesregierung will den Luftverkehr mit einer Absenkung der Ticketsteuer ab Mitte nächsten Jahres entlasten. Die Flug- und...

DWN
Politik
Politik New York-Wahl: Was Mamdanis Sieg für Europa bedeutet
22.11.2025

Der Sieg eines radikalen Sozialisten in New York, Deutschlands Stillstand und Polens Aufstieg: Ein Kommentar darüber, wie politische und...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash: Wie Zinsen und KI die Kryptomärkte unter Druck setzen
21.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen an den Kryptomärkten stellen Anleger, Unternehmen und Regulierer gleichermaßen auf die Probe. Welche Kräfte...

DWN
Politik
Politik Koalition unter Druck: Bundesrat zwingt Merz-Regierung in den Vermittlungsausschuss
21.11.2025

Die Stimmung in der Koalition mau, der Rentenstreit noch längst nicht ausgestanden – jetzt legt sich auch noch der Bundesrat quer. Er...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Ein Mundscan reicht: Das Healthtech DentalTwin erstellt KI-basierte Modelle für Zahnersatz
21.11.2025

Mithilfe KI-basierter Datengenerierung verlagert das Start-up DentalTwin die Zahnprothetik ins Digitale. Das dürfte nicht nur Praxen und...

DWN
Politik
Politik EU lockert Datenschutz: Digitaler Omnibus reformiert Regeln für KI
21.11.2025

Europa steht bei der Digitalpolitik vor einem Wendepunkt, an dem Wettbewerbsfähigkeit und Schutz von Bürgerrechten neu austariert werden....