Deutschland

Ernüchternde Studie: Riester-Rente kann sinkendes Rentenniveau nicht abfedern

Laut einer Studie des DIW hat die Riester-Rente Ziel verfehlt. Verbraucherschützer fordern einen Neustart bei der privaten Altersvorsorge.
06.10.2021 12:58
Aktualisiert: 06.10.2021 12:58
Lesezeit: 1 min

Die Riester-Rente hat dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge ihre Ziele verfehlt. "Die Riester-Rente erreicht nicht diejenigen, die sie am dringendsten brauchen würden", fasste Studienautor Peter Haan am Mittwoch das Ergebnis der Untersuchung zusammen. "Ihr Ziel, das sinkende Rentenniveau abzufedern und den Lebensstandard auch im Alter zu sichern, verfehlt sie somit weitgehend."

Seit zehn Jahren stagniert demnach der Anteil der Bürgerinnen und Bürger bis 65, die einen Riester-Vertrag abgeschlossen haben, bei etwa 25 Prozent. Vor allem Geringverdiener und Personen mit Phasen längerer Arbeitslosigkeit sorgen aber kaum mit der Riester-Rente für das Alter vor – genau die Gruppen, die besonders von Altersarmut bedroht sind.

Verbraucherschützer forderten SPD, Union, Grüne und FDP mit Blick auf die Sondierungsgespräche dazu auf, sich auf einen grundlegenden Neustart bei Rente und privater Altersvorsorge zu einigen. "Die private Altersvorsorge geht auf Krücken und braucht dringend einen Neustart", sagte der Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverband, Klaus Müller. "Das Experiment, die private Altersvorsorge in die Hände der Finanz- und Versicherungswirtschaft zu geben, ist gescheitert." Nötig sei eine Stärkung der gesetzlichen Rente sowie ein Neustart der privaten Altersvorsorge mit einem öffentlichen Vorsorgefonds nach schwedischem Vorbild.

Die vor rund 20 Jahren eingeführte Riester-Rente, die der Staat mit Zuschüssen und steuerlichen Vorteilen fördert, steht bereits seit längerem in der Kritik. Zuletzt kündigte eine Reihe von Versicherern an, künftig keine neuen Riester-Verträge mehr anzubieten. "Die Riester-Rente muss grundlegend reformiert werden", forderte Co-Autor Markus Grabka daher.

"Die Riester-Rente sollte am schwedischen Modell der privaten Altersvorsorge ausgerichtet werden", so Grabka. Dort sei eine private Altersvorsorge obligatorisch. Von staatlicher Seite werde ein standardisiertes Vorsorgeprodukt mit geringen Bürokratiekosten angeboten, dessen Rendite deutlich über der von vielen Riester-Rentenverträgen in Deutschland liege.

Ein solcher verpflichtender Vorsorgefonds könne auch für Deutschland ein Modell sein. Es müsse allerdings sichergestellt sein, dass auch Arbeitslose und Geringverdiener Beiträge leisten können, etwa indem der Staat die Beiträge für diese Gruppen subventioniert, hieß es.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Jetzt Tesla-Aktie kaufen? Welche Erwartungen Investoren an Elon Musk haben
21.12.2025

Visionäre Unternehmer haben an den Kapitalmärkten immer wieder ganze Branchen neu geordnet. Ob Tesla-Aktien weiterhin von technologischem...

DWN
Panorama
Panorama Gaudís Sagrada Família: Der höchste Kirchturm der Welt
21.12.2025

Barcelona feiert 2026 die Architektur – und ein Turm der Sagrada Família soll Geschichte schreiben. Doch hinter dem Rekord stecken Geld,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Leadership-Coach Lars Krimpenfort: „Klopp ist ein gutes Beispiel für klare Führung unter Druck“
21.12.2025

Im Mittelstand steigen die Belastungen gefühlt täglich. Wie gelingt es Führungskräften dennoch, unter Druck richtig zu entscheiden?...

DWN
Politik
Politik EU-Kapitalmarktunion: Warum kleine Staaten um ihre Finanzmacht kämpfen
21.12.2025

Die EU will ihren Kapitalmarkt neu ordnen und zentrale Aufsichtsrechte nach Paris verlagern, während kleinere Staaten den Verlust ihrer...

DWN
Panorama
Panorama DWN-Wochenrückblick KW 51: Die wichtigsten Analysen der Woche
21.12.2025

Im DWN Wochenrückblick KW 51 fassen wir die zentralen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen der vergangenen Woche zusammen....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mittelstand vor existenziellen Problemen: Keine Aufträge und schlechte Rahmenbedingungen
21.12.2025

Wie eine aktuelle Umfrage des ifo-Instituts ergab, sehen sich 8,1 Prozent der befragten Firmen direkt in ihrer wirtschaftlichen Existenz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Zölle auf Kleinsendungen: Neue Abgabe trifft Online-Bestellungen aus Drittstaaten
21.12.2025

Der Online-Handel mit günstigen Waren aus Drittstaaten wächst rasant und stellt den europäischen Binnenmarkt vor strukturelle...

DWN
Finanzen
Finanzen Topanalyst enthüllt: Das sind die attraktivsten Rüstungsaktien
21.12.2025

Die globale Sicherheitslage wandelt sich rasant, und die Verteidigungsindustrie gewinnt an Bedeutung für Regierungen und Kapitalmärkte....