Politik

Österreich: Hypo Alpe Adria agierte wie eine „kriminelle Vereinigung“

Lesezeit: 1 min
20.10.2013 01:45
Der Chef-Ermittler der Kärntner Hypo Alpe Adria rechnet mit den Verantwortlichen des Hypo-Debakels ab. Er erzählt von Schwarzgeldkonten und Schmiergeldaffären. Der Crash der Bank kostet den österreichischen Steuerzahler Milliarden.
Österreich: Hypo Alpe Adria agierte wie eine „kriminelle Vereinigung“

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Seit drei Jahren ist Christian Böhler verantwortlich, die Abläufe im Hintergrund des Debakels rund um die Hypo Alpe-Adria aufzuklären. Der Chefermittler gibt Einblick in das Leben der Banker.

Die Hypo sei der „größte Kriminalfall nach dem Zweiten Weltkrieg“, so Christian Böhler. Sein Team habe 1100 Fälle analysiert und hunderte Anzeigen eingebracht, sagt er im Interview mit dem Standard.

Die Zustände in der Bank waren abenteuerlich:

„In den meisten Fällen hat sich nach unseren Recherchen eine Handvoll Bankmanager etlicher Strohmänner auf der Kundenseite bedient und mit deren Hilfe systematisch Geld aus der Bank gezogen. Dieses Geld landete auf Offshore-Konten auf den Bermudas, British Virgin Islands, in Panama, Zypern, Liechtenstein. Namen kann ich keine nennen, aber etliche davon kennt die Öffentlichkeit. Die haben das System der Bank für ihre eigenen kriminellen Machenschaften missbraucht, und heute büßen Mitarbeiter und Steuerzahler dafür.“

Böhler weiter:

„In Liechtenstein haben wir rund 1700 Namen und Konten gecheckt, da kristallisieren sich rund 300 Konten heraus, die mit kriminellen Vortaten zusammenpassen – und da werden wir 30 bis 50 Sachverhalte anzeigen. Liechtenstein war eine Waschmaschine für Schwarzgeld und eine Einrichtung, um Zahlungsflüsse zu verschleiern. Da wurden Millionen in bar behoben und im nächsten Moment wieder auf andere Konten eingezahlt: So etwas tut kein seriöser Mensch.“

Die Vorgangsweise der Banker wird den österreischen Steuerzahler acht Milliarden Euro kosten (mehr hier). Verschuldet von einer Bank, die Böhler so beschreibt: Das war „Pfeif-mir-nichts-Kapitalismus plus Gier plus kriminelle Energie: Das war die Hypo.“


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die Ampel auf Rot: Warum die deutsche Wirtschaft abwandert
08.05.2024

Der Frust des deutschen Mittelstands ist gewaltig. Immer mehr Unternehmer denken über Verlagerung ihrer Produktionsbetriebe nach. Nach...

DWN
Finanzen
Finanzen KfW: Deutlich weniger Förder-Kredite, aber mehr Gewinn zum Jahresauftakt
08.05.2024

Nach mehreren Krisenjahren hat sich das Kreditgeschäft der staatlichen Förderbank wieder normalisiert. Gleichwohl verdient die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW mit Gewinnrückgang - Konzernchef Zipse bleibt extrem optimistisch
08.05.2024

Der Autobauer BMW musste im ersten Quartal trotz des florierenden Luxussegments Gewinneinbußen verbuchen. Konzernchef Oliver Zipse bleibt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen weiter dramatisch an - Zukunftsaussichten bleiben düster
08.05.2024

Im April verzeichnete Deutschland erneut einen starken Anstieg der Firmeninsolvenzen - ein bedenklicher Trend, der bereits seit 10 Monaten...

DWN
Technologie
Technologie Abzocke an der Ladesäule? E-Auto laden unterwegs teurer als Benzin E10
08.05.2024

Die Begeisterung für Stromer hat in Deutschland schon arg gelitten. Die Ampel gewährt keine Zuschüsse mehr bei der Anschaffung - und nun...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Siemens Energy beendet Misere und startet Sanierungsplan für Windkraftsparte Gamesa
08.05.2024

Beim kriselnden Energietechnikkonzern Siemens Energy scheint sich der Wind zu drehen. Nach einem guten zweiten Quartal mit schwarzen Zahlen...

DWN
Finanzen
Finanzen Anlagevermögen in Deutschland 2023 um 10 Prozent gewachsen
08.05.2024

Deutsche Kapitalanleger sind trotz schwacher Weltkonjunktur reicher geworden. Eine erfreuliche Nachricht für die Vermögensverwalter, die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft LNG: EU-Sanktionen bedrohen Russlands Energiegeschäfte
08.05.2024

Russland steht vor möglichen schmerzhaften EU-Sanktionen im Zusammenhang mit seinen Geschäften im Bereich Flüssigerdgas (LNG). Die...