Finanzen

Goldnachfrage in China stark gestiegen: Bullenmarkt voraus?

Lesezeit: 2 min
12.11.2021 16:55  Aktualisiert: 12.11.2021 16:55
Chinas Konsumenten und Anleger zeigen eine deutlich stärkere Nachfrage nach Gold als in den Vorjahren. Die sich anbahnende Stagflation könnte diesen Trend zum Gold nun weiter verstärken.
Goldnachfrage in China stark gestiegen: Bullenmarkt voraus?
Nicht nur Schmuck: Auch Chinas Investoren setzten verstärkt auf Gold. (Foto: dpa)
Foto: Db Heraeus

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die starke Goldnachfrage in China, dem größten Goldkonsumenten der Welt, hält an. Dies zeigen die jüngsten Daten des World Gold Council. Sowohl die Goldentnahmen am Shanghai Gold Exchange (SGE) im Oktober als auch die Goldeinfuhren im September lagen demnach weit über dem Vorjahresniveau. Die Bestände der chinesischen börsengehandelten Goldfonds (ETFs) erreichten einen neuen Rekord.

Die Goldentnahmen am Shanghai Gold Exchange beliefen sich im Oktober auf 137 Tonnen. Zwar ist dies ein Rückgang gegenüber dem Vormonat um 28 Prozent. Doch diese Entwicklung ist saisonal. Die physische Goldnachfrage des Großhandels in China ist im Oktober in der Regel geringer, da die Hersteller ihre Bestände nach dem aktiven Auffüllen im September weiterhin reichlich auffüllen.

Außerdem gab es im Oktober aufgrund des siebentägigen Nationalfeiertags weniger Handelstage. Vergleicht man die Goldabflüsse im Oktober mit den Vorjahren, so zeigt sich, dass die Nachfrage relativ stark war. Die Goldentnahmen an der Shanghaier Goldbörse SGE waren starke 45 Prozent höher als im Vorjahr und sogar 50 Prozent höher als im Vorkrisenjahr 2019.

Nach Angaben des World Gold Council trugen drei Faktoren zu den höheren Goldentnahmen am Shanghai Gold Exchange bei. Erstens war der Goldverbrauch im dritten Quartal höher als im gleichen Quartal 2020 und 2019. Zweitens sind die Erwartungen der Branche für die vierte Quartal wegen der Beliebtheit von Heritage-Goldschmuck bei jungen Verbrauchern gestiegen. Und drittens nehmen Chinas Juweliere mehr Produkte mit höherem Gewicht in ihre Bestände auf, da sie zunehmend das Modell der Preisgestaltung pro Gramm anwenden. Schwerere Produkte führen bei dieser Methode zu höheren Gewinnen.

Der chinesische Goldverbrauch war im dritten Quartal 2021 deutlich höher als in den beiden Vorjahren 2020 und 2019. Und während sich die Goldnachfrage schon in der ersten Jahreshälfte 2021 wieder erholt hatte, war dies bei der chinesischen Minenproduktion nicht der Fall. Die Goldproduktion fiel um 10,2 Prozent auf nur noch 152,8 Tonnen.

Zwar ist China auch weiterhin der größte Goldproduzent der Welt. Doch die Drosselung der Minenproduktion hat die Importe in die Höhe getrieben. China importierte im Oktober 85 Tonnen Gold. Das waren 8 Tonnen mehr als im September. Der Gesamtumfang der chinesischen Goldimporte im dritten Quartal belief sich auf 228 Tonnen. Das waren 171 Tonnen mehr als noch im Corona-Jahr 2020 und immerhin auch 43 Tonnen mehr als im Vorkrisenjahr 2019.

Auch die chinesische Nachfrage nach Goldanlagen ist groß. Die Gesamtbestände in chinesischen börsengehandelten Goldfonds (ETFs) erreichten im Oktober 72 Tonnen, nachdem sie schon in den fünf Monaten zuvor stetig zugenommen hatten. Das ist die höchste Goldmenge, die jemals von chinesischen börsengehandelten Fonds gehalten wurde. Die chinesische Wirtschaft zeigt derzeit Anzeichen einer Stagflation. Dem World Gold Council zufolge könnte das sich verlangsamende Wirtschaftswachstum die Nachfrage nach Goldanlagen in den kommenden Monaten weiter begünstigen.

Die Gesamtgoldnachfrage in China stieg in den ersten sechs Monaten des Jahres um 69,2 Prozent auf knapp über 547 Tonnen. Schon im ersten Quartal war der chinesische Goldverbrauch im Vergleich zum Vorjahr um 93,9 Prozent gestiegen. Im vergangenen Frühjahr gab China grünes Licht für den Import von 150 Tonnen Gold. Chinas wachsende Nachfrage nach Gold dürfte erheblich dazu beitragen, den globalen Goldpreis zu stützen.


Mehr zum Thema:  

OGLAS
DWN
Ratgeber
Ratgeber Auf die Zukunft setzen: Energie professionell managen

Die aktuelle Energiekrise bewegt deutsche Unternehmen. Angesichts steigender Energiepreise macht sich Verunsicherung breit. Gleichzeitig...

DWN
Politik
Politik Das perfekte Eigentor: Gewerkschaften machen Arbeitnehmer arm

„Was die Gewerkschaften derzeit betreiben, in Frankreich und in Deutschland, schadet den vermeintlich vertretenen Arbeitnehmern enorm“,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft China und Brasilien verzichten im Handel auf den Dollar

China erzielt einen weiteren Erfolg gegen den US-Dollar. Der Handel mit Brasilien soll künftig nur noch in den Währungen der beiden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Mohn-Anbau-Verbot in Afghanistan: Europa besorgt wegen Fentanyl

Das Anbauverbot von Mohn in Afghanistan führt in Europa zu einem Mangel an Heroin. Drogenabhängige könnten nun auf das viel...

DWN
Deutschland
Deutschland Verbot neuer Gas- und Ölheizungen deutlich entschärft

Nach massiven Widerständen hat die Ampel-Regierung das geplante Verbot neuer Gas- und Ölheizungen deutlich entschärft. Es gibt nun...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin war die beste Geldanlage im ersten Quartal

Bitcoin, ein Kind der letzten Finanzkrise, verzeichnete im ersten Quartal einen Kursanstieg um etwa 70 Prozent. Ein Grund ist offenbar die...

DWN
Finanzen
Finanzen Rekord-Goldkäufe: Kommt der Goldstandard zurück?

Die Zentralbanken kauften im Jahr 2022 so viel Gold wie noch nie. Geht es manchen Ländern auch darum, Gold für eine künftige Deckung der...

DWN
Finanzen
Finanzen IWF-Chefin: Bankenturbulenzen gefährden globale Finanzstabilität

IWF Direktorin Kristalina Georgieva macht drastische Äußerungen in Bezug auf die Weltwirtschaft. Auch die EZB warnt in einem Interview...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Energiewende nein danke: Globale Nachfrage nach Tankschiffen steigt massiv an

In Europa werden die Raffinerien geschlossen. Doch in Asien und Arabien steigert man die Produktion massiv. In der Folge braucht die Welt...