Politik

Auto fährt in Menschenmenge: Mehrere Tote bei Straßenparade in USA

Lesezeit: 2 min
22.11.2021 10:00  Aktualisiert: 22.11.2021 10:16
Im US-Bundesstaat Wisconsin ist eine Person mit hoher Geschwindigkeit in einen Weihnachtsumzug gefahren. Die Hintergründe der Tat sind noch unklar.
Auto fährt in Menschenmenge: Mehrere Tote bei Straßenparade in USA
Die Polizei untersucht den Tatort eines Unfalls mit mehreren Verletzten bei einer Weihnachtsparade in Waukesha, Wisconsin. (Foto: dpa)
Foto: Mike De Sisti

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In den USA ist ein Auto in eine Weihnachtsparade gerast und hat mindestens fünf Menschen in den Tod gerissen. Mehr als 40 Personen wurden verletzt, als der rote Geländewagen in die Menschenmenge in der US-Kleinstadt Waukesha im Bundesstaat Wisconsin steuerte, wie die Behörden in der Nacht zum Montag (Ortszeit) weiter mitteilten. Die Zahl der Opfer könnte sich noch verändern. Angaben zum Alter der Toten wurden zunächst nicht gemacht. Stunden zuvor hatte die Feuerwehr mitgeteilt, zwölf Kinder und elf Erwachsene seien in Krankenhäuser gebracht worden.

Die Hintergründe waren zunächst unklar. Eine verdächtige Person sei in Gewahrsam, teilte die Polizei mit. Auch das mutmaßliche Tatfahrzeug sei gefunden worden. Augenzeugen beschrieben einen schwarzen männlichen Fahrer mit Rastalocken, die Polizei bestätigte dies zunächst nicht.

Der Polizeichef von Waukesha, Dan Thompson, sprach noch in der Nacht von einem «tragischen Vorfall». Der Wagen habe Absperrungen durchbrochen, sei auf die Hauptstraße gefahren und habe mehr als 20 Menschen gerammt, darunter Kinder. Die Ermittlungen liefen. Es bestehe aber keine Gefahr mehr, betonte Thompson. Offen war unter anderem, ob das Auto vorsätzlich in die Menge gesteuert worden sei und ob es einen terroristischen Hintergrund gebe.

Unklar blieb zunächst auch, ob die verdächtige Person mit der Polizei kooperiere, berichtete CNN. Nach bisherigen Erkenntnissen seien aus dem Fahrzeug keine Schüsse abgefeuert worden. Ein Beamter habe aber auf das Auto geschossen, um es zu stoppen. Dabei seien keine Passanten verletzt worden.

Viele Familien mit Kindern hatten die Parade besucht. Auf zunächst nicht zu verifizierenden Videoclips, die sich in sozialen Medien verbreiteten, waren chaotische und verstörende Szenen zu sehen: Aus diversen Perspektiven wurde in verschiedenen Momentaufnahmen ein Geländewagen gefilmt, der in hohem Tempo erst an Teilnehmern der Parade vorbeirast, an anderer Stelle diverse Menschen in dem Straßenzug rammt und überfährt und schließlich Straßenabsperrungen durchbricht und davonrast. Auf den Videoaufnahmen sind schreiende und rennende Menschen zu sehen. In einer Szene rast der Wagen nur knapp an einem auf der Straße tanzenden Kind vorbei.

Der Gouverneur von Wisconsin, Tony Evers, äußerte sich einem Tweet bestürzt und sprach von einer «sinnlosen Tat». Das Weiße Haus beobachte die Situation in Waukesha und spreche den Betroffenen Mitgefühl aus, berichteten US-Medien. Präsident Joe Biden sei über die Lage unterrichtet worden. Waukesha liegt rund eine Autostunde von der Stadt Kenosha entfernt, wo der heute 18-jährige Kyle R. nach tödlichen Schüssen bei einer Anti-Rassismus-Demonstration im Sommer 2020 am Freitag freigesprochen worden ist.

Freispruch im Fall der Kenosha-Randale

Nach dem Freispruch im viel beachteten Prozess um den Tod zweier Menschen bei Anti-Rassismus-Protesten in Kenosha war es am Wochenende zu einzelnen kleineren Protesten gekommen. In Portland im Bundesstaat Oregon versammelten sich am Freitagabend US-Medien zufolge etwa 200 Demonstranten. Bei ihrem Protest gingen unter anderem Fensterscheiben zu Bruch, wie die Polizei mitteilte. Auch in anderen Städten, darunter Chicago und New York, kam es zu kleineren Demonstrationen. Befürchtete Proteste oder Ausschreitungen größeren Ausmaßes blieben zunächst aber aus.

Bei Protesten in Kenosha im Bundesstaat Wisconsin hatte der damals 17-jährige Kyle R. im Sommer 2020 zwei weiße Männer mit einem Sturmgewehr erschossen und eine weitere Person verletzt. Er wurde unter anderem wegen Mordes in zwei Fällen angeklagt. Am Freitag befanden ihn die Geschworenen in dem Prozess in allen fünf Anklagepunkten für nicht schuldig. Der inzwischen 18-jährige Weiße hat die tödlichen Schüsse nie bestritten, plädierte aber auf nicht schuldig. Er berief sich auf sein Recht zur Selbstverteidigung. Nach eigenen Angaben hatte er Eigentum vor Plünderungen schützen wollen.

Nach dem Freispruch waren in den USA Proteste befürchtet worden, weil die Entscheidung Vorwürfen Vorschub geben könnte, wonach weiße Angeklagte von der US-Justiz oftmals besser behandelt werden als Schwarze. Der Prozess hat in den USA bereits eine Debatte über das Recht auf Selbstverteidigung und das Tragen einer Waffe ausgelöst.

Die schweren Proteste in Kenosha im Sommer 2020 waren ausgebrochen, nachdem dem Afroamerikaner Jacob Blake bei einem Polizeieinsatz mehrfach in den Rücken geschossen worden war. Der Fall ereignete sich in einem aufgeheizten politischen Klima, denn nur etwa drei Monate vorher war in Minneapolis der Afroamerikaner George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz getötet worden. Floyds Tod hatte landesweit zu anhaltenden Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus geführt.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft LNG: EU-Sanktionen bedrohen Russlands Energiegeschäfte
07.05.2024

Russland steht vor möglichen schmerzhaften EU-Sanktionen im Zusammenhang mit seinen Geschäften im Bereich Flüssigerdgas (LNG). Die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freie Lehrstellen erreichen kritisches Niveau: Was Unternehmen jetzt tun müssen
07.05.2024

Der Lehrstellenmangel verschärft sich: Demografischer Wandel und veränderte Berufspräferenzen der Generation Z führen zu einem...

DWN
Politik
Politik Erbschaftssteuer: Droht durch Klage Bayerns ein Wettbewerb der Länder beim Steuersatz?
07.05.2024

In Karlsruhe wird es diesen Sommer mal wieder um den Dauerbrenner Erbschaftssteuer gehen. Schon zweimal hat das Verfassungsgericht von der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Investitionsschreck Deutschland: Internationale Investoren meiden deutsche Projekte
07.05.2024

Ausländische Unternehmen haben im vergangenen Jahr immer weniger in Deutschland investiert. Die Anzahl der Projekte ausländischer...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Nachlassende Nachfrage: Deutsche Industrie verzeichnet erneut weniger Aufträge
07.05.2024

Trotz einer vielversprechenden Entwicklung im März kämpfen Deutschlands Exporteure nach wie vor mit erheblichen Schwierigkeiten.

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: US-Arbeitsmarktdaten lassen erneut Zinssenkungsfantasie aufkommen
07.05.2024

Die internationalen Finanz- und Rohstoffmärkte verbleiben im Spannungsfeld wechselnder Indikatoren hinsichtlich des zukünftigen Zinspfads...

DWN
Politik
Politik Israels Armee nähert sich dem Grenzübergang von Rafah
07.05.2024

Israels Regierung bleibt bei der geplanten umfangreichen Offensive gegen Rafah bestehen, während die Hamas einer Waffenruhe zustimmt -...

DWN
Immobilien
Immobilien Gesundheitsimmobilien: Investmentmarkt stolpert – wie sieht die Pipeline weiter aus?
07.05.2024

Nach robustem Transaktionsvolumen in den vergangenen Jahren herrschte auf dem Investmentmarkt für Pflegeheime, Seniorenimmobilien und...