Unternehmen

Mittelstand: „Lockdown würde kleinere und mittlere Unternehmen endgültig aus dem Wettbewerb katapultieren“

Die Zahlen steigen, die Sorge wächst: Wird es in Deutschland nochmals einen Lockdown geben? Der Mittelstandsverbund will das in jedem Fall verhindern – und macht der Politik Vorwürfe.
27.11.2021 14:48
Aktualisiert: 27.11.2021 14:48
Lesezeit: 2 min
Mittelstand: „Lockdown würde kleinere und mittlere Unternehmen endgültig aus dem Wettbewerb katapultieren“
Eine Passantin geht an einem geschlossen Geschäft vorbei. (Foto: dpa) Foto: Roland Schlager

Im Mittelstand wächst angesichts steigender Corona-Infektionszahlen die Sorge vor einem neuen Lockdown. Der Hauptgeschäftsführer des Mittelstandsverbunds, Ludwig Veltmann, sagte der Deutschen Presse-Agentur am Samstag: „Viele gerade kleinere und mittlere Unternehmen würden endgültig aus dem Wettbewerb katapultiert. Ebenso betroffen wären Hunderttausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“

Die Politik müsse zu ihrem Wort stehen und dürfe einen erneuten Lockdown nicht zulassen. „Mit dem konsequenten kurzfristigen Einsatz flächendeckender digitaler Schnelltest-Systeme, die sich mit bestehenden digitalen Tools wie der Corona-Warn-App direkt verbinden lassen und den Gesundheitsämtern alle benötigten aktuellen Informationen liefern, könnte endlich das Infektionsgeschehen lokalisiert und dann auch gezielt bekämpft werden.“ Ein generelles Stilllegen des öffentlichen Lebens und ganzer Bereiche der Wirtschaft wäre dann verzichtbar.

Veltmann kritisierte die Politik: „Statt die Infektionswege endlich systematisch digital zu erfassen, wird nach wie vor auf zu langsame klassische Methoden gesetzt, mit denen die Pandemie letztlich nicht beherrscht werden kann. Leidtragende wären zu Unrecht vor allem erneut Unternehmerinnen und Unternehmer aus zahlreichen Handels- und Dienstleistungsbranchen an ihren lokalen Standorten. „Erneute Kurzarbeit würde Frust, Fluktuation und Facharbeitermangel fördern. Eine dramatische Perspektive für den Standort Deutschland.“

Der Mittelstandsverbund vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von rund 230 000 mittelständischen Unternehmen, die in rund 310 Verbundgruppen organisiert sind. Dazu zählten etwa Edeka, Rewe, Intersport oder Hagebau.

Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft hat die Politik aufgefordert, einen drohenden Corona-Lockdown unbedingt zu verhindern. Bundesgeschäftsführer Markus Jerger sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Müssten Betriebe und Einzelhandel im so wichtigen Weihnachtsgeschäft erneut zwangsweise schließen, hätten wir den wirtschaftlichen Super-Gau: Ganze Branchen wären betroffen, und sehr viele mittelständische Unternehmen würden einen erneuten Lockdown wirtschaftlich nicht überleben.“

Für die Betriebe folge daraus, dass die 3G-Regel streng kontrolliert oder 2G eingeführt werden müsse - das würde bedeuten: Zugang zu Betrieben nur noch für Geimpfte und Genesene. „Im Klartext: Impfunwillige Beschäftigte, außer bei medizinischen Ausnahmen, müssen die Folgen ihres Handelns dann auch in der Lohntüte spüren“, so Jerger. „Überlastete Krankenhäuser und verschobene Operationen kosten Menschenleben, und das Virus nimmt keine Rücksicht auf persönliche Befindlichkeiten.“

Das Coronavirus sei der Politik wieder einmal voraus. Amtierende und künftige Bundesregierung dürften keine Zeit mehr verlieren, sondern unverzüglich und konsequent handeln. An der schnellen Einführung einer allgemeinen Impfpflicht führe kein Weg mehr vorbei. „Das kommt zwar zur Bekämpfung der vierten Coronawelle zu spät, verschont die Menschen und die Wirtschaft aber vor Schlimmerem. Angesichts der dramatischen Pandemieentwicklung kann nur so ein drohender Lockdown abgewendet werden.“

Am 18. September 2021 hatten die DWN in einem Bericht mit dem Titel „Ein neuer Lockdown im Herbst wäre ein „Mord“ am Mittelstand aus ,niedrigen Beweggründen‘“ gewarnt: „Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Lockdowns so lange greifen sollen, bis der deutsche Mittelstand vollständig kapituliert. Die nächste Bundesregierung wird unberechenbarer als die jetzige werden.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Club der Superreichen vorn dabei
04.12.2025

Fast 3.000 Menschen weltweit besitzen mehr als eine Milliarde Dollar – und Deutschland spielt eine führende Rolle. Während...

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis aktuell leichter: Kurspotenzial weiter hoch – jetzt Rücksetzer nutzen und Silber kaufen?
04.12.2025

Der Silberpreis hat am Mittwoch ein Rekordhoch erreicht. Doch der starke Anstieg des Silberpreises in den vergangenen Monaten stellt die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Porsche-Aktie: 1.900 Stellen fallen weg
04.12.2025

Porsche verschärft seinen Sparkurs und fordert deutliche Zugeständnisse der Beschäftigten. 1.900 Stellen sollen bis 2029 wegfallen,...

DWN
Technologie
Technologie Lockerung der Gentechnik-Regeln im Supermarkt: Was Verbraucher jetzt wissen müssen
04.12.2025

Neue EU-Vorgaben aus Brüssel: Gibt es im Supermarkt bald keinen Hinweis mehr auf genveränderte Lebensmittel? Was sich für Obst, Gemüse...

DWN
Politik
Politik Durch Angriffe beschädigte Pipeline lässt den Ölpreis steigen
04.12.2025

Ein beschädigter Pipeline-Anleger im Schwarzen Meer lässt den Ölpreis scharf anziehen. Die Märkte reagieren nervös, denn geopolitische...

DWN
Politik
Politik Beiträge für Private Krankenversicherung steigen kräftig ab 2026
04.12.2025

Die Mehrheit der Privatversicherten muss kommendes Jahr höhere Beiträge für ihre Krankenkasse bezahlen. Die Branche rechnet mit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schweizer Rohstoffhändler wankt: Gunvor-Chef steigt aus – die Lehren aus Gunvors Buy-out
04.12.2025

Gunvor galt lange als diskreter Globalplayer im Ölhandel – bis der Flirt mit dem russischer Öl- und Gaskonzern Lukoil sowie Vorwürfe...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuer auf Kontoguthaben? Marktforscher wollen höhere Ausgaben anreizen
03.12.2025

Die Stimmung der deutschen Verbraucher bleibt auch beim Weihnachtsgeschäft auf dem Tiefpunkt: Das Land der Sparer hält das Geld zusammen...