Politik

Europas „Garagen-Extremisten“ planen chemische und biologische Angriffe

In den vergangenen Monaten haben die europäischen Sicherheitsbehörden Personen festgenommen, die selbstständig biologische und chemische Waffen hergestellt hatten, um Angriffe auszuführen. Dieses neue Phänomen der „Garagen-Extremisten“ stellt eine reale Bedrohung dar.
02.12.2021 11:51
Aktualisiert: 02.12.2021 11:51
Lesezeit: 2 min

Im September 2021 wurde ein 26-jähriger, von rechtsextremer Ideologie beeinflusster Franzose festgenommen, weil er in seinem Haus erfolgreich vier improvisierte Sprengsätze (IEDs) hergestellt hatte, die Uran enthielten, berichtet „Trip Wire“.

Vier Monate zuvor war ein 16-jähriger Junge, der durch die dschihadistische Ideologie des Islamischen Staates (IS) radikalisiert worden war, schuldig gesprochen worden, in Norwegen einen Anschlag mit von ihm selbst eingesetztem Nikotingift geplant zu haben. Er hatte seine Vorbereitungen in einer Garage getroffen, so „World Today News“.

Diese beiden Beispiele verdeutlichen die anhaltende Bedrohung durch sogenannte „Garagen-Extremisten“, die keine Verbindungen zu einem terroristischen Netzwerk haben, sondern eigenständig agieren. Der besorgniserregendste Aspekt des französischen Falls war die Tatsache, dass der Verdächtige Uranstaub und andere Komponenten für die Herstellung der IEDs auf der Online-Kaufplattform eBay gekauft hatte, so „Vice News“.

Auffällig ist, dass diese Art von „Garagen-Extremisten“ die Anleitungen für den Bombenbau im Internet gefunden hatten. Dass es dem 26-jährigen Franzosen gelungen ist, vier selbstgemachte schmutzige Bomben rein aus online gekauften Komponenten und Internet-Tutorials herzustellen, verdeutlicht die Gefahr. Obwohl er einer rechtsextremen Gruppe namens „National Socialist Knights“ angehören soll, dürfte der 26-jährige Franzose den Sprengstoff allein hergestellt haben. Berichten zufolge hatte er in seinem Haus Nazi-Utensilien und eine Ku-Klux-Klan-Jacke besessen und geplant, den selbstgebauten Sprengstoff gegen öffentliche Gebäude einzusetzen. Es gibt bisher keine Beweise dafür, dass eine Gruppe seine Handlungen gelenkt hatte. Im Gegensatz dazu war der ABC-Terrorismus im dschihadistischen Milieu ein gruppenbezogenes Phänomen. Im Laufe der Zeit wurde es jedoch zu einem Alleinakteurs-Phänomen, bei dem isolierte Einzelpersonen über Online-Chat-Plattformen von „virtuellen Planern“ angeleitet wurden.

Im Fall Norwegen hatte der 16-Jährige über die verschlüsselte Chat-Plattform Telegram Kontakt zu einem IS-Sympathisanten gehabt. Die norwegische Polizei hatte herausgefunden, dass die Person, mit der er Kontakt aufgenommen hatte, einen deutlichen Einfluss auf seine Entscheidungen und Handlungen bei der Vorbereitung und Planung eines Giftanschlags zu haben schien, berichtet die „Jamestown Foundation“.

Die beiden Fälle aus Frankreich und Norwegen heben eine Bedrohung hervor, die von „Garagen-Extremisten“ in Europa ausgeht, bei denen es sich hauptsächlich um junge Menschen handelt, die den technologischen Fortschritt nutzen, um Angriffe mit ABC-Waffen aus ihren eigenen Werkstätten zu planen.

Die Kombination aus der Verbreitung von Handbüchern und Informationen über die Entwicklung von IEDs und Toxinen im Internet, der leichten Verfügbarkeit von Vorläufermaterialien auf Online-Kaufplattformen und der weit verbreiteten Propaganda von militanten Gruppen, die jedem Ende des ideologischen Milieus angehören, stellt eine reale Bedrohung dar.

Die „Jamestown Foundation“ wörtlich: „Trotz dieser Trends ist die erfolgreiche Herstellung und Durchführung eines ABC-Massenangriffs aufgrund der verschiedenen Herausforderungen, die mit der Beschaffung bestimmter ABC-Vorläuferstoffe und der Konstruktion einer Waffe verbunden sind, die den Wirkstoff in tödlichen Mengen abgeben kann, kein einfaches Unterfangen. Es ist jedoch möglich, Rohwaffen herzustellen und einen Angriff mit begrenzten Opfern mit leicht verfügbaren Mitteln wie Pflanzengiften (Ricin, Abrin), giftigen Chemikalien (Nikotin, Schwefelwasserstoff) und einfachen schmutzigen Bomben durchzuführen. Beharrlichkeit, Präzision, Vorsicht und ein wenig Glück würden wahrscheinlich ausreichen. Daher erfordert die Bedrohung durch Angriffe mit selbstgebauten biologischen oder chemischen Mitteln oder improvisierten radiologischen Geräten, die von Einzeltätern oder ,Garagen-Extremisten‘ verübt werden, eine Überwachung durch die Sicherheitsbehörden.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Triage-Regel gekippt: Was die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts bedeutet
04.11.2025

Das Bundesverfassungsgericht hat die umstrittene Triage-Regel gekippt – ein Urteil mit weitreichenden Folgen für Medizin und Politik....

DWN
Politik
Politik Reformen in Europa: Wie der schleppende Fortschritt den Wettbewerb gefährdet
04.11.2025

Europa steht vor wachsenden wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen. Kann die Union unter diesen Bedingungen den Rückstand...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs droht Rutsch auf tiefsten Stand seit Juni: Anleger leiden unter Risikoaversion
04.11.2025

Der Bitcoin-Kurs steht unter massivem Druck. Milliardenverluste, Panikverkäufe und makroökonomische Unsicherheiten erschüttern den...

DWN
Finanzen
Finanzen BYD-Aktie unter Druck: Chinas Autobauer mit größtem Umsatzrückgang seit Jahren
04.11.2025

BYD steht unter Druck: Der einstige Überflieger der E-Auto-Branche erlebt den größten Gewinnrückgang seit Jahren. Anleger sind...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stahlproduktion: Studie der Hans-Böckler-Stiftung warnt vor Milliardenverlusten durch Stahlauslagerung
04.11.2025

Die mögliche Stahlauslagerung deutscher Produktionskapazitäten sorgt für Aufsehen. Eine aktuelle Studie der Hans-Böckler-Stiftung warnt...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: So schützen sich Anleger vor einem möglichen KI-Crash an den Finanzmärkten
04.11.2025

Die US-Finanzmärkte sind in Bewegung. Technologiewerte und Entwicklungen rund um künstliche Intelligenz sorgen für Begeisterung und...

DWN
Finanzen
Finanzen Autokosten: Check zeigt steigende Preise für Versicherung, Pflege und Reparaturen
04.11.2025

Die Preise rund ums Auto steigen rasant – von Versicherung bis Wartung. Ein aktueller Autokostencheck zeigt, wie stark sich der Unterhalt...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktien richtig beobachten: Mit diesen Tipps vermeiden Anleger Verluste
04.11.2025

Anleger stehen vor der Herausforderung, den richtigen Zeitpunkt für den Verkauf ihrer Aktien zu erkennen. Dabei spielen sowohl...