Unternehmen

BASF gründet Spezialsparte für E-Mobilität - und investiert darin Milliarden Euro

Der Chemie-Konzern BASF macht bei der E-Mobilität mobil - und hat dabei etwas ganz Besonderes vor. Doch wie bedeutsam sind die Investitionen wirklich?
08.12.2021 16:43
Aktualisiert: 08.12.2021 16:43
Lesezeit: 2 min

BASF – der größte Chemielieferant für die deutsche Autoindustrie - bildet eine gesonderte Sparte für Abgaskatalysatoren und deren Recycling. Sie wird den Namen „BASF Automotive Catalysts and Recycling“ tragen, wie das Dax-Unternehmen in einer offiziellen Erklärung berichtet.

Damit macht der Konzern einen weiteren Schritt bei der Umsetzung seiner Strategie nach vorne, die vorsieht, die Geschäfte mit der Elektromobilität zu stärken. Denn einer seiner wichtigsten Kunden, die Automobilindustrie, steht vor „der umfassendsten Transformation in der Geschichte der Branche“, wie BASF betont. Die neue Einheit werde global an rund 20 Produktionsstandorten mit über 4.000 Mitarbeitenden tätig sein. Der Ausgliederungsprozess wird im Januar 2022 starten und voraussichtlich bis zu 18 Monate dauern.

„Unser Hauptaugenmerk liegt weiterhin auf wettbewerbsfähigen, kosteneffizienten und innovativen Lösungen. Dadurch haben wir uns starke Kundenbeziehungen und eine gute Ertragslage erarbeitet“, so Markus Kamieth, Vorstandsmitglied beim Konzern. „BASF evaluiert ihr Portfolio kontinuierlich. Mit der Ausgliederung wollen wir diesem Geschäft größere unternehmerische Freiheit und Agilität geben, so dass Markt- und Kundenbedürfnisse noch stärker fokussiert werden können.“

Hintergrund: BASF hat gerade eine langfristige Strategie für Batteriematerialien und Dienstleistungen für Basismetalle veröffentlicht. Für das Jahr 2030 wird ein Umsatz von über sieben Milliarden Euro angestrebt. Zur Umsetzung dieses Wachstumsplans geht BASF zwischen 2022 und 2030 von Investitionen in Höhe von 3,5 bis 4,5 Milliarden Euro in Batteriematerialien aus.

Zur Einordnung: Das Unternehmen will im laufenden Jahr Umsätze zwischen 61 und 64 Milliarden Euro erzielen – also im günstigsten Fall gegenüber 2020 um mehr als acht Prozent wachsen. Sollte BASF dies erreichen und sich bis 2030 so ähnlich weiterentwickeln, dann würde die neue Sparte lediglich Erlöse zu den Gesamtumsätzen beitragen, die im einstelligen Prozentbereich liegen.

Innerhalb des deutschen Konzerns wäre dies nicht sonderlich viel. Und auch international wären die Deutschen damit weit davon entfernt, ein wichtiger Akteur sein, sollten die Experten des internationalen Analysehauses Fortune Business Insights (FBI) Recht behalten.

Sie gehen davon zwar aus, dass die Unternehmen in diesem Geschäftsfeld ihre Umsätze pro Jahr bis 2028 um 28 Prozent erhöhen – folglich werde es eine regelrechte Explosion am Markt geben. Doch dürften die Gesamtumsätze in sieben Jahren bei nur umgerechnet 136 Milliarden Euro liegen, so ihre Berechnungen. BASF würde dann wohl auch nur einige Prozentpunkte zum Weltmarkt beisteuern, wenn der Vorstand des deutschen Konzerns seine Pläne erfüllt.

Allerdings betont BASF auch, dass die neue Sparte zudem „zukünftige strategische Optionen ermöglicht“. Wie die aussehen könnten, sagt das Unternehmen zwar nicht, doch ist die Aussage ein wichtiger Fingerzeig dafür, dass der Konzern in diesem Geschäftsfeld noch weitere Schritte plant und das Ende der Fahnenstange hier noch lange nicht erreicht ist. Das ist angesichts der relativ geringen Volumina, die die Einheit zu den Gesamtumsätzen beisteuern soll, auch bitter nötig. BASF hat hier einen Schritt nach vorne gemacht, mehr aber auch nicht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

DWN
Politik
Politik Bundeswehr: Rüstung auf dem Papier – Defizite auf dem Feld
29.06.2025

Die Bundeswehr bleibt trotz 100-Milliarden-Sondervermögen kaum einsatzfähig. Es fehlt an Ausrüstung, Personal und Struktur. Ist das...

DWN
Politik
Politik Experte fürchtet politischen Schock in Europa: „Es ist tatsächlich beängstigend“
28.06.2025

Europa taumelt: Rechte Parteien sind auf dem Vormarsch, Frankreich droht der Machtwechsel. Experte Rahman warnt: Das „Trump-Moment“...

DWN
Technologie
Technologie Neue Technologien am Körper: Gehirnimplantate, künstliche Intelligenz, elektronische Tattoos
28.06.2025

Hightech greift immer direkter in den menschlichen Körper ein. Ob Gehirnimplantate, elektronische Tattoos oder künstliche Intelligenz...

DWN
Politik
Politik Machtverlust oder Wendepunkt? Irans Zukunft nach dem Konflikt
28.06.2025

Nach dem militärischen Schlagabtausch mit Israel steht der Iran politisch und gesellschaftlich unter Druck. Zwischen Machtkonsolidierung,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen So gelingt der Einstieg: KI im Personalwesen mit System etablieren
28.06.2025

Künstliche Intelligenz erobert Schritt für Schritt das Personalwesen. Deutschland liegt im europäischen Vergleich weit vorne – doch...

DWN
Politik
Politik Familienkonzern Trump: Wie der Präsidenten-Clan Milliarden scheffelt
28.06.2025

Die Trump-Familie vermischt Politik und Profit wie nie: Während Donald Trump das Weiße Haus beherrscht, expandieren seine Söhne mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Börsenausblick 2025: Drohen jetzt heftige Kursbeben?
28.06.2025

Die Sommermonate bringen traditionell Unruhe an den Finanzmärkten. Mit Trump im Weißen Haus steigen die Risiken zusätzlich. Erfahren Sie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden für heiße Luft: Ex-OpenAI-Chefin kassiert ohne Produkt
28.06.2025

Ein Start-up ohne Produkt, eine Gründerin mit OpenAI-Vergangenheit – und Investoren, die Milliarden hinterherwerfen. Der KI-Hype kennt...