Finanzen

Erneut Rekordtief: Talfahrt der türkischen Lira beschleunigt sich

Die türkische Lira ist vor der in dieser Woche erwarteten erneuten Zinssenkung auf ein Rekordtief gefallen. Die Zentralbank hat rapide an Ansehen bei Investoren verloren.
13.12.2021 08:55
Lesezeit: 1 min

Der Kurs der türkischen Lira gab am Montag auf bis zu 14,99 zum US-Dollar nach, nachdem er am Freitag noch bei 14,10 gelegen hatte. Die Währung hat damit bereits in diesem Jahr rund 47 Prozent an Wert verloren. Dabei hatte die Zentralbank in den vergangenen zwei Wochen drei Mal am Devisenmarkt interveniert und Dollar aus ihren Reserven verkauft, um die Lira zu stabilisieren.

Grund für den Abwärtstrend ist die Geldpolitik der Notenbank, die trotz hoher Inflation ihre Zinsen gesenkt hat. Für diesen Freitag erwarten von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen, dass der Zinssatz erneut gesenkt wird - und zwar von aktuell 15,0 auf dann 14,0 Prozent. Und das, obwohl die Inflationsrate derzeit bei mehr als 21 Prozent liegt.

Die Zentralbank hat rapide an Ansehen bei Investoren verloren. Dazu hat Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan beigetragen, der drei Notenbankchefs binnen zweieinhalb Jahren verschlissen hat, was die Unabhängigkeit der Währungshüter massiv infrage stellt. Vor wenigen Tagen hat er zudem Finanzminister Lütfi Elvan nach nur rund einem Jahr Amtszeit gegen dessen bisherigen Stellvertreter Nureddin Nebati ausgetauscht.

Dieser verteidigt den umstrittenen geldpolitischen Kurs von Erdogan sogleich. "Zinsen sind ein Übel, das die Reichen reicher und die Armen ärmer macht", hatte der Präsident zuletzt gesagt. Ökonomen sind dagegen der Auffassung, dass die Zinsen angesichts der hohen Inflation steigen müssen. Dann würde die Währung auch wieder attraktiver für Anleger.

Nach Fitch hat zuletzt auch die US-Ratingagentur S&P den Bonitäts-Ausblick für die Türkei auf "negativ" von zuvor "stabil" gesenkt. Die Einstufung der Kreditwürdigkeit bleibe zunächst bei "B+" und damit im spekulativen Bereich, teilten die Bonitätswächter am Freitag mit. Grund für den Schritt sei unter anderem die hohe Inflation und die Währungskrise in dem Land.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft "Wirtschaftsweise": Auch 2026 kein spürbarer Aufschwung
12.11.2025

Die deutsche Wirtschaft kommt auch 2026 kaum voran. Der Sachverständigenrat warnt vor fehlendem Aufschwung, kritisiert den Einsatz des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kontrolle von Krankschreibungen: Wie Unternehmen Fehlzeiten effektiv prüfen
12.11.2025

Die Kontrolle von Krankschreibungen wird für Unternehmen zunehmend wichtiger, um Fehlzeiten und Missbrauch effektiv zu managen. Doch wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Bayer-Aktie: Milliardenschwere Glyphosat-Klagen belasten Konzern
12.11.2025

Die Bayer-Aktie steht erneut unter Druck: US-Rechtsstreitigkeiten um Glyphosat und PCB zwingen den Konzern zu hohen Rückstellungen,...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose 2026: Rohstoffexperten sehen weiteren Kursanstieg
12.11.2025

Laut aktuellen Prognosen dürften 2026 sowohl Edelmetalle als auch Industriemetalle weiter ihren Wert steigern. Analysten und Händler...

DWN
Politik
Politik COP30 in Brasilien: So sollen Milliarden die grüne Transformation und das Klima sichern
12.11.2025

Auf dem Klimagipfel COP30 in Belém stehen nicht nur ökologische Ziele im Mittelpunkt, sondern vor allem die Finanzierung der globalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation: Keine Entlastung für Verbraucher in Sicht
12.11.2025

Die Inflation in Deutschland verliert an Tempo – doch im Alltag spüren viele davon wenig. Zwar sind Energie und manche Lebensmittel...

DWN
Finanzen
Finanzen Infineon-Aktie: Warum der KI-Hype die Probleme nicht verdeckt
12.11.2025

Infineon-Aktie: Der Halbleiterkonzern Infineon enttäuscht mit seinem Ausblick – trotz florierender KI-Sparte. Während die Nachfrage aus...

DWN
Politik
Politik Neuer Wehrdienst: Drei Punkte beim geplanten Militärdienst noch ungelöst
12.11.2025

Die Debatte um den neuen Wehrdienst spitzt sich zu: Ungeklärte Fragen, politische Differenzen und ein wachsender Druck auf die...