Politik

Ukraine: „Deutschland blockierte Waffen-Lieferungen der NATO an uns“

Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksii Reznikov behauptet, dass die Bundesregierung die Lieferung von NATO-Waffen an die Ukraine „blockiert“ habe. Im Ukraine-Konflikt sind einer DWN-Analyse zufolge zwei begrenzte militärische Szenarien denkbar.
13.12.2021 18:58
Aktualisiert: 13.12.2021 18:58
Lesezeit: 1 min
Ukraine: „Deutschland blockierte Waffen-Lieferungen der NATO an uns“
Eine ukrainische Panzertruppe. (Foto dpa) Foto: Roman Pilipey

Der neue Verteidigungsminister der Ukraine, Oleksii Reznikov, hat Deutschland beschuldigt, den Zugang zu Waffen nach Kiew durch die NATO blockiert zu haben. Zudem habe die Bundesregierung den Warnungen der USA, wonach Russland sich auf eine Militäroperation vorbereite, keinen Glauben geschenkt. Im vergangenen Monat habe die Bundesregierung den Kauf von Anti-Drohnen-Waffen und technischen Anti-Scharfschützen-Vorrichtungen durch die Ukraine über die „Nato Support and Procurement Agency“ („NSPA“) abgelehnt, berichtet die „Financial Times“.

In der DWN-Analyse „Droht der Ukraine eine Teilung entlang des Dnepr-Flusses?“ werden zwei militärische Szenarien dargestellt, die sich im Verlauf des Ukraine-Konflikt ergeben könnten. Während das eine Szenario wahrscheinlich nicht eintreten wird, ist das Eintreten des zweiten Szenarios durchaus denkbar.

Die Ukraine strebt dringend nach Raketen- und Flugabwehrsystemen, Ausrüstung für die elektronische Kriegsführung und Ausrüstung für die Cyberabwehr. Angesichts der deutschen Blockade der Beschaffung tödlicher Ausrüstung – eine Position, die die ehemalige Regierung von Angela Merkel einnahm – sagte Reznikov, die Ukraine werde versuchen, Waffen durch bilaterale Abkommen mit Verbündeten, darunter den USA, Großbritannien, Litauen und Frankreich, zu beschaffen.

„Gleichwohl bauen sie die Nord Stream 2-Pipeline und blockieren gleichzeitig unsere Verteidigungswaffen. Das ist ziemlich unfair“, sagte Reznikov. Wie die „Financial Times“ ausführt, ist die „Position der neuen Bundesregierung unter der Führung von Bundeskanzler Olaf Scholz ist noch unklar. Das Bundeswirtschaftsministerium, das für die Genehmigung oder das Veto von Waffenexporten zuständig ist, wollte sich am Sonntag ebenso dazu äußern wie das Bundeskanzleramt.“

Reznikov warnte, dass der Versuch, Putin zu beschwichtigen, „nicht funktioniert und nicht funktionieren wird“. Im Mai 2021 sagte Robert Habeck, Co-Chef der Grünen und Wirtschaftsminister in der Regierungskoalition, die Forderungen der Ukraine nach Verteidigungswaffen seien „schwer zu leugnen“.

Nach einem Gipfeltreffen in Liverpool am Sonntag veröffentlichten die Außenminister der G7 eine Erklärung, in der sie Moskau aufforderten, „zu deeskalieren, diplomatische Kanäle zu verfolgen und seine internationalen Verpflichtungen einzuhalten“.

„Russland sollte keinen Zweifel daran haben, dass eine weitere militärische Aggression gegen die Ukraine massive Konsequenzen und hohe Kosten als Reaktion haben würde“, heißt es in der Erklärung. „Russland nicht zu provozieren – diese Strategie funktioniert nicht und wird nicht funktionieren“, sagte Reznikov und bemerkte, dass Moskau in Georgien einmarschiert sei, nachdem Berlin und Paris 2008 den Weg des Landes zum NATO-Beitritt blockiert hatten.

Der Disput über mögliche Waffenlieferungen dürfte die NATO noch einige Zeit beschäftigen. Mit Angela Merkel ist in der deutschen Außenpolitik eine zentrale Autorität weggebrochen. Die Ampel-Koalition muss sich auf turbulente Zeiten einstellen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VW-Aktie im Fokus: Was die Werksschließung bei Volkswagen für die Autoindustrie bedeutet
16.12.2025

Ein symbolträchtiger Standort der deutschen Autoindustrie schließt seine Tore und rückt die VW-Aktie erneut in den Fokus von Anlegern...

DWN
Politik
Politik Teure Mieten, hohe Steuern, weniger Kinder: Auswanderungen aus Deutschland weiterhin auf hohem Niveau
16.12.2025

Nach wie vor wandern sehr viele Menschen aus Deutschland aus, gleichzeitig bekommen Deutsche immer weniger Kinder: Eine fatale Entwicklung...

DWN
Politik
Politik Umfrage: Spätere Rente für Akademiker spaltet die Deutschen
16.12.2025

Sollte das Renteneintrittsalter an die Zahl der Beitragsjahre gekoppelt sein? Die Bürger sind sich darin nicht einig. Deutsche mit Abitur...

DWN
Politik
Politik CDU-Vorsitz: Einstimmiges Votum aus NRW - Merz soll CDU-Chef bleiben
16.12.2025

Friedrich Merz erhält einstimmige Unterstützung aus NRW für eine weitere Amtszeit als CDU-Bundesvorsitzender. Der Vorschlag kommt von...

DWN
Politik
Politik Anschlag geplant? Terrorverdächtiger in Magdeburg reiste legal ein
16.12.2025

Mit Visum kam er nach Deutschland, dann informierte er sich über Waffen und glorifizierte Anschläge. Zu dem 21-jährigen Mann in...

DWN
Politik
Politik Sudan führt auch 2026 Krisenliste von Hilfsorganisation an
16.12.2025

Die Hilfsorganisation IRC erstellt jeden Dezember eine Liste von Krisenstaaten, die im Folgejahr zu beachten sind. Der Sudan steht im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bargeld: Barzahlen wird bei Behörden zur Ausnahme - Bundesbank sieht Akzeptanzlücken
16.12.2025

Bargeld ist in Deutschland nach wie vor beliebt, doch in Ämtern und Behörden stößt man damit nicht immer auf offene Türen. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Finanzielle Unabhängigkeit für Führungskräfte: So sichern Sie echte Entscheidungsfreiheit
16.12.2025

Die meisten Führungskräfte träumen davon, unabhängig Entscheidungen treffen und nach eigenen Überzeugungen handeln zu können. In der...