Deutschland

Für deutsche Chemie- und Pharmaindustrie war 2021 ein Rekord-Jahr

Die Chemie- und Pharmaindustrie profitiert von der Corona-Krise. Trotz Lieferengpässe, teure Energie und hohe Rohstoffkosten erwartet die Branche nun sogar noch bessere Zeiten.
16.12.2021 17:37
Lesezeit: 1 min
Für deutsche Chemie- und Pharmaindustrie war 2021 ein Rekord-Jahr
Die deutsche Chemie- und Pharmabranche verzeichnet ein Rekordjahr. (Foto: dpa) Foto: Boris Roessler

Die globale Konjunkturerholung und die starke Nachfrage nach Corona-Impfstoffen beflügeln die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie. Im neuen Jahr soll sich der Rekordlauf der Branche mit gut 466 000 Beschäftigten hierzulande fortsetzen, prognostizierte der Verband der Chemischen Industrie (VCI) am Donnerstag in Frankfurt. Die Produktion werde 2022 voraussichtlich um zwei Prozent und der Umsatz um fünf Prozent auf 231 Milliarden Euro steigen. Vor allem in Übersee seien gute Geschäfte zu erwarten, sagte VCI-Präsident Christian Kullmann.

Die nach dem Auto- und Maschinenbau drittgrößte Industriebranche in Deutschland erlebt schon 2021 ein Rekordjahr. So schnellte der Umsatz bei stark steigenden Preisen geschätzt um 15,5 Prozent hoch auf rund 220 Milliarden Euro - deutlich mehr als der bisherige Bestwert von 203 Milliarden Euro von 2018. Die Produktion legte bei hoher Auslastung kräftig um 4,5 Prozent zu. Industriekunden auf allen Kontinenten hätten ihren Erholungskurs fortgesetzt, sagte Kullmann.

Zugleich belasteten höhere Kosten für Strom und Gas sowie Rohstoffe die energieintensive Chemie. So hat sich etwa Rohöl laut VCI um 70 Prozent verteuert, auch Metalle und Mineralien wurden kostspieliger. Die Branche konnte aber höhere Preise oft an Kunden weitergeben. In einer VCI-Mitgliederumfrage gaben nur 16 Prozent der Unternehmen an, steigende Kosten nicht weiterreichen zu können, 67 Prozent können das zumindest teilweise.

Auch Lieferengpässe sorgten für Gegenwind. Laut der Umfrage mussten 35 Prozent wegen knapper Vorprodukte und Logistik ihre Produktion drosseln, 10 Prozent gar Anlagen zeitweise still legen. Daher kam es zu Verzögerungen bei Aufträgen. Mit einer Entspannung rechnet die Branche erst im Sommer. «Unsere Branche hat vielfachem Gegenwind standgehalten und ein beachtliches Ergebnis erzielt», sagte Kullmann.

In der Pharmaindustrie sorgten die hohen Umsätze mit dem Impfstoff des Mainzer Herstellers Biontech für Rückenwind, die Produktion stieg kräftig. Zur Debatte um Engpässe bei Impfstoffen im ersten Quartal sagte Kullmann, der Mangel sei akut. Er sehe aber sehr gute Chance, mit den Produktionskapazitäten in Deutschland gegensteuern zu können.

Von der neuen Bundesregierung forderte der VCI, den Ausbau von Windkraft und Photovoltaik mit neuen modernen Gaswerken zu begleiten. Angesichts des Ausstiegs aus der Kohleverstromung dürfte die Versorgungssicherheit nicht aufs Spiel gesetzt werden, sagte Kullmann. Erneuerbare Energien seien unverzichtbar für den Klimaschutz, es gebe aber zu viel Bürokratie. In Deutschland brauche es «sieben verdammte Jahre» für die Genehmigung eines Windrads.

Kullmann begrüßte, dass die Ampelparteien die Finanzierung die EEG- Umlage über den Strompreis ab 2023 beenden und stattdessen aus dem Haushalt stemmen wollen. «Es ist allerhöchste Zeit, dieses Bürokratiemonster an die Kette zu legen.»

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Zeitnot, Lücken, Belastung: Schulleitungen schlagen Alarm
28.11.2025

Deutschlands Schulleiterinnen und Schulleiter stehen nach wie vor unter hohem Druck: Laut einer Umfrage der Bildungsgewerkschaft VBE sind...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Datenschutz oder Fortschritt? Der Balanceakt zwischen Sicherheit und Innovation
28.11.2025

Die DSGVO sollte Vertrauen schaffen – doch sie ist für viele Unternehmen zur Innovationsbremse geworden. Zwischen Bürokratie,...

DWN
Politik
Politik Schwache Erholung: Arbeitslosenzahl im November leicht rückläufig
28.11.2025

Die erhoffte Herbstbelebung bleibt am deutschen Arbeitsmarkt auch im November verhalten. Zwar sinkt die Zahl der Arbeitslosen erneut, doch...

DWN
Politik
Politik Sicherheitsgarantien Ukraine: Warum Washington plötzlich auf einen Deal drängt
28.11.2025

Wachsende Irritationen in Europa treffen auf ein Washington, das den Ton sichtbar verschärft und ein Friedensabkommen zur Bedingung für...

DWN
Politik
Politik Korruptionsermittlungen in Kiew: Behörden durchsuchen Bürochef von Selenskyj
28.11.2025

Die ukrainischen Anti-Korruptionsbehörden haben am Morgen eine Durchsuchung bei Andrij Jermak, dem Leiter des Präsidentenbüros von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Studie: Lage von Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt verschlechtert sich erneut
28.11.2025

Menschen mit Behinderung stehen auf dem Arbeitsmarkt zunehmend unter Druck: Eine neue Analyse des Handelsblatt Research Instituts im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neuer Kompromiss in Berlin: Mehr Spielraum für Verbrenner nach 2035
28.11.2025

Nach monatelangen Verhandlungen hat die Regierungskoalition eine gemeinsame Linie zum geplanten EU-Verbot neuer Autos mit Verbrennungsmotor...

DWN
Finanzen
Finanzen Novo Nordisk-Aktie: Wie Analysten die Zukunft nach dem Crash bewerten
28.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen rund um die Novo Nordisk-Aktie haben Anleger verunsichert und den Blick auf Chancen und Risiken neu geschärft....