Wirtschaft

Gegen China: USA und EU rufen „Grüne Stahl-Allianz“ ins Leben

Die USA und die EU haben eine „Grüne Stahl-Allianz“ ins Leben gerufen. Durch diese Allianz soll verhindert werden, dass China den Weltmarkt mit Billig-Stahl überschwemmt, um seine Konkurrenten auszustechen.
13.01.2022 10:00
Lesezeit: 2 min
Gegen China: USA und EU rufen „Grüne Stahl-Allianz“ ins Leben
Arbeiter mit Schutzbrille und Mundschutz schmelzen Kupferrohre in einer Metall-Verarbeitungsstätte der ostchinesischen Provinz Zhejiang. (Foto: dpa) Foto: Tpg

Nachdem US-Präsident Joseph Biden eine Einigung zur Beendigung des bilateralen Streits zwischen den USA und der Europäischen Union über Stahl- und Aluminiumzölle erzielt hatte, begrüßte er die Gelegenheit, die Einfuhr von „schmutzigem Stahl“ aus China einzudämmen, berichtet die „Straits Times“. Die USA und die EU haben sich gemeinsam darauf geeinigt, eine nachhaltige Stahl- und Aluminiumherstellung zu unterstützen und eine umweltfreundlichere Produktion zu fördern. Im Rahmen der Vereinbarung versprachen beide Seiten, zusammenzuarbeiten, um „den Zugang zu ihren Märkten für schmutzigen Stahl zu beschränken und den Zugang zu Ländern zu beschränken, die Stahl auf unseren Märkten abladen und so zu einem weltweiten Überangebot beitragen“. Das geht aus einer Mitteilung des Weißen Hauses hervor.

Um den Einfluss Chinas auf die globale Stahlindustrie zu verstehen, muss man das Ausmaß seiner Stahlproduktion verstehen. Im Jahr 2020 erreichte Chinas Rohstahlproduktion ein Rekordhoch von 1,07 Milliarden Tonnen, mehr als alle anderen Nationen der Welt zusammen, berichtet die „South China Morning Post“. In Jahr 2021 machte China 57 Prozent der weltweiten Stahlproduktion aus und war das erste Land, das in einem einzigen Jahr über eine Milliarde Tonnen produzierte, so die „World Steel Association“.

Indien und Japan, die zweit- und drittgrößten Stahlproduzenten, produzierten 99,6 bzw. 83,2 Millionen Tonnen. Chinas monatliche Produktion im Mai 2021 entsprach praktisch dem Jahresniveau Indiens aus dem Jahr 2020 und produzierte einen Rekord von 99,5 Millionen Tonnen.

Die Industriepolitik der chinesischen Regierung ist maßgeblich für diese überschüssige Stahlproduktion verantwortlich. Obwohl China regelmäßig sein Engagement für eine marktorientierte Politik anpreist, hat es seine heimische Stahlindustrie weiterhin stark subventioniert. Das chinesische Ministerium für Industrie und Informationstechnologie versprach, die Kapazitätsauslastung bis 2020 von 70 Prozent auf 80 Prozent zu erhöhen, und rief die lokalen Regierungen zur Unterstützung der Entwicklung der chinesischen Stahlindustrie auf, so das „American Iron and Steel Institute“.

Zu dieser Überproduktion trug zuvor auch Chinas fragmentierter Stahlsektor bei, aber die stärkere Konzentration der Industrie hat hier zu erheblichen Verbesserungen geführt. Im Jahr 2010 waren die meisten der 1.200 Stahlhersteller Chinas staatseigene kleine Werke, denen die erforderliche Technologie fehlte, um Umweltbelange anzugehen, meldet die chinesische Regierung.

Neben Umweltproblemen machen die USA China für die wirtschaftlichen Probleme verantwortlich, die durch seine Stahlindustrie verursacht werden. In einem Kommentar argumentieren die US-Handelsbeauftragte Katherine Tai und die Handelsministerin Gina Raimondo, dass Chinas „Dumping“ von billigem Stahl und Aluminium auf dem Weltmarkt es dem amerikanischen Stahl praktisch unmöglich gemacht habe, zu konkurrieren. „Dumping“ bezieht sich auf die internationale Handelspraxis, bei der ein Land ein Produkt zu einem niedrigeren Preis ins Ausland exportiert als es im Inland verkauft, oft um konkurrierende Produkte aus dem Verkehr zu ziehen, so die „Jamestown Foundation“.

Ob sich die „Grüne Stahlallianz“ zwischen den USA und der EU bewähren wird, bleibt abzuwarten. Allerdings wird Washington voraussichtlich darauf beharren, dass die EU aus dieser Allianz nicht ausschwenkt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Flix bestellt 65 neue Fernzüge: Ausbau ab 2028 geplant
12.12.2025

Flix will das Fernverkehrsangebot deutlich ausbauen: Das Unternehmen hat beim spanischen Hersteller Talgo bis zu 65 neue Züge geordert....

DWN
Politik
Politik Regierung startet Onlineportal für Bürgerfeedback
12.12.2025

Die Bundesregierung will Bürger und Unternehmen stärker in die Verwaltungsarbeit einbeziehen. Über das neue Portal „Einfach machen“...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU setzt auf Kreislaufwirtschaft: Mehr Rohstoffe aus Schrottautos
12.12.2025

Die EU will die Wiederverwertung von Fahrzeugen deutlich verbessern. Unterhändler des Europäischen Parlaments und der Mitgliedsstaaten...

DWN
Immobilien
Immobilien Hausbrände verhüten: Wie Sie sich vor Feuer schützen
12.12.2025

Jährlich gibt es in Deutschland um die 200.000 Haus- und Wohnungsbrände. Eine verheerende Zahl, insbesondere wenn man bedenkt, dass die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzen in Deutschland steigen weiter um 5,7 Prozent
12.12.2025

Die Pleitewelle in Deutschland reißt nicht ab: Im November stieg die Zahl der Firmeninsolvenzen im Vergleich zum Vorjahr um 5,7 Prozent,...

DWN
Finanzen
Finanzen Lufthansa-Aktie hebt nach Kaufempfehlung ab: Worauf Anleger nun achten müssen
12.12.2025

Die Lufthansa-Aktie springt nach einer Kepler-Kaufempfehlung auf ein Hoch seit August 2023. Doch hinter dem Kursschub lauern Tarifrisiken,...

DWN
Politik
Politik Freie Wirtschaftszone im Donbass? Kiew zeigt sich zurückhaltend
12.12.2025

Die USA schlagen eine „freie Wirtschaftszone“ im Donbass als möglichen Kompromiss vor – doch die ukrainische Führung reagiert...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB testet Banken auf Krisenfestigkeit – 110 Institute im Fokus
12.12.2025

Geopolitische Spannungen und Konflikte belasten Europas Finanzsystem. Die Europäische Zentralbank (EZB) will deshalb 2026 mit einem...