Deutschland

Deutsche Erzeugerpreise ziehen um 24,2 Prozent an - Rekord

Die deutschen Erzeugerpreise sind im Dezember so stark angestiegen wie noch nie - um 24,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das hat vor allem einen Grund.
20.01.2022 09:41
Aktualisiert: 20.01.2022 09:41
Lesezeit: 1 min

Erdgas, Strom, Öl: Die deutschen Hersteller haben ihre Preise im Dezember wegen der sprunghaft teurer gewordenen Energie so stark angehoben wie noch nie. Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte stiegen um durchschnittlich 24,2 Prozent. "Dies war der stärkste Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung 1949", teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag mit.

Im November lag der Wert noch bei 19,2 Prozent. Allein von November auf Dezember zogen die Preise mit 5,0 Prozent so stark an wie noch nie binnen eines Monats. 2021 insgesamt legten die Erzeugerpreise um durchschnittlich 10,5 Prozent zu.

Ökonomen zufolge deutet sich damit an, dass die Verbraucher in den kommenden Monaten ebenfalls stärker zur Kasse gebeten werden. "Angesichts dieser Entwicklung auf der Erzeugerebene dürften auch die Verbraucherpreise weiter spürbar zulegen", sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen.

Im Januar dürfte die Inflationsrate zwar etwas niedriger ausfallen als im Dezember, als mit 5,3 Prozent der höchste Wert seit fast 30 Jahren registriert wurde, da der Effekt der vorübergehenden Senkung der Mehrwertsteuer in der zweiten Hälfte 2020 nun aus der Statistik herausfällt. "Derzeit spricht aber vieles dafür, dass bei der Inflationsrate noch einige Zeit zumindest eine Vier vor dem Komma stehen wird", sagte Solveen.

Die Produzentenpreise gelten als Vorläufer für die Entwicklung der Inflation. In der Statistik werden die Preise ab Fabriktor geführt - noch bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Sie können damit einen frühen Hinweis auf die Entwicklung der Verbraucherpreise geben.

ERDGASPREIS MEHR ALS VERDOPPELT

Hauptverantwortlich für die hohen Erzeugerpreise war den Statistikern zufolge abermals die Energie. Sie verteuerte sich im Dezember um durchschnittlich 69,0 Prozent zum Vorjahresmonat. Erdgas verteuerte sich mit 121,9 Prozent besonders stark, elektrischer Strom um 74,3 Prozent, leichtes Heizöl um 72,7 Prozent. Klammert man Energie aus, lagen die Erzeugerpreise insgesamt nur um 10,4 Prozent über dem Vorjahreswert.

Vorleistungsgüter kosteten knapp ein Fünftel mehr als vor einem Jahr. Metalle verteuerten sich hier um 36,1 Prozent deutlich. Dabei kletterten die Preise für Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen mit 54,4 Prozent besonders kräftig. Sehr hohe Anstiege wurden zudem bei Sekundärrohstoffen (+69,1 Prozent), Verpackungsmitteln aus Holz (+66,9 Prozent) sowie Düngemitteln und Stickstoffverbindungen (+63,5 Prozent) ermittelt.

Wellpapier und Wellpappe, die für die Verpackungsindustrie eine wichtige Rolle spielen, kosteten 41,3 Prozent mehr. Papier und Pappe verteuerten sich um 30,3 Prozent. Die Preise für Futtermittel für Nutztiere stiegen um 26,8 Prozent, für Getreidemehl um 21,5 Prozent.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik AfD Ausschussvorsitz: Schwarz-Rot verhindert AfD-Politiker - AfD-Kandidatin scheitert im Haushaltsausschuss
21.05.2025

In sechs Ausschüssen des Bundestags hat die Partei „Alternative für Deutschland“ ein Vorschlagsrecht. Wie die SPD haben CDU und CSU...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Überlebensfaktor Cashflow-Management: Wie kleine Unternehmen Liquidität in den Griff bekommen
21.05.2025

Während die EU neue Regulierungen gegen Russland diskutiert und die Zentralbanken die Zinsen weiter hochhalten, kämpfen viele kleine und...

DWN
Politik
Politik Amerika: Hat Joe Biden jemals wirklich die USA regiert?
21.05.2025

Wurde die US-Regierung per Autopen (Unterschriftenautomat) gesteuert? Ein Bericht enthüllt, dass fast alle Biden-Dokumente maschinell...

DWN
Politik
Politik Trumps „Goldener Schild“: USA planen milliardenschweren Raketenschutzschirm
21.05.2025

Donald Trump plant einen gigantischen Raketenabwehrschild – und will ihn in drei Jahren funktionsfähig sehen. Der „Goldene Schild“...

DWN
Politik
Politik Historischer Entscheid: Ungarn verlässt als erstes EU-Land den Internationen Strafgerichtshof
21.05.2025

Das ungarische Parlament hat den Austritt des EU-Landes aus dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) gebilligt. Ungarn ist damit das...

DWN
Finanzen
Finanzen Cum-Ex-Steuerskandal: Wieso hinken die Behörden bei den Ermittlungen hinterher?
21.05.2025

Die Bürgerbewegung Finanzwende kritisiert, dass die Behörden bei der Aufklärung der Cum-Cum-Deals untätig bleiben. Der Steuerbetrug...

DWN
Finanzen
Finanzen WHO verabschiedet Pandemie-Abkommen inmitten der Finanzkrise: Deutschland sagt weitere Millionen zu
21.05.2025

Der Weltgesundheitsorganisation fehlen in den kommenden zwei Jahren 1,7 Milliarden Dollar (rund 1,5 Mrd Euro), unter anderem, weil die USA...

DWN
Panorama
Panorama Jugendstudie: Junge Generation optimistischer, dennoch wird Deutschland "auf dem absteigenden Ast" wahrgenommen
21.05.2025

Deutschland werde von jungen Menschen derzeit eher als Gesellschaft „auf dem absteigenden Ast“ wahrgenommen, schreiben die...