Deutschland

Kartellamt stellt sich gegen pauschale Preisaufschläge bei Milch

Pauschale und branchenweite Preisaufschläge bei Milchprodukten vom Erzeuger bis zum Supermarktregal zur Stützung der Milchbauern sind dem Kartellamt zufolge nicht zulässig.
25.01.2022 12:41
Aktualisiert: 25.01.2022 12:41
Lesezeit: 1 min

Pauschale und branchenweite Preisaufschläge bei Milchprodukten vom Erzeuger bis zum Supermarktregal zur Stützung der Milchbauern sind dem Kartellamt zufolge nicht zulässig. Vertreter der deutschen Milcherzeuger hatten dem Kartellamt ein abgestimmtes Finanzierungskonzept zu Gunsten der Rohmilcherzeuger vorgestellt, wie die Wettbewerbshüter am Dienstag mitteilten. Für die Milchbauern seien die Milchpreise danach nicht angemessen und kostendeckend. Das vorgelegte Finanzierungsmodell sei indes kartellrechtlich nicht zulässig, da es im Kern darum gehe, durch Absprachen höhere Milchpreise über die Lieferkette bis zum Milchregal an die Verbraucher durchzureichen.

„Das wirtschaftliche Interesse an einem höheren Einkommensniveau kann für sich genommen keine Freistellung solch einer Vereinbarung rechtfertigen“, sagte Kartellamtschef Andreas Mundt. Nachhaltigkeitsaspekte spielten bei dem Finanzierungsmodell zudem keine Rolle. Der Agrardialog Milch - ein zwischen den landwirtschaftlichen Interessensverbänden und dem Lebensmitteleinzelhandel ins Leben gerufenes Gesprächsforum - könne ein neues Modell vorlegen, „das nicht auf eine Preisabsprache zu Lasten der Verbraucherinnen und Verbraucher zurückgreift“.

Das Modell des Agrardialogs sieht dem Kartellamt zufolge eine nachträgliche Preisstabilisierung des vertraglichen Milchgelds für die Landwirte vor. Dafür sollen die durchschnittlichen Kosten der Milcherzeugung für landwirtschaftliche Betriebe branchenweit ermittelt werden und den Ausgangspunkt für einheitliche Aufschläge auf den Milch-Grundpreis bilden. Konkrete Produktionskriterien für die Rohmilch mit Blick auf Nachhaltigkeitsaspekte sieht das Konzept hingegen nicht vor. Wegen der angestrebten branchenweiten Geltung des Projekts wäre das vorgestellte Modell auf eine flächendeckende Erhöhung der Milchpreise hinausgelaufen, erklärte das Kartellamt. Damit würden künftig die Verbraucher günstige Ausweichmöglichkeiten bei Milch-Produkten einbüßen. Bauern-Organisationen hatten immer wieder eine ruinöse Einkommenslage vor allem kleinerer Milchbauern-Betriebe beklagt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft "Wirtschaftsweise": Auch 2026 kein spürbarer Aufschwung
12.11.2025

Die deutsche Wirtschaft kommt auch 2026 kaum voran. Der Sachverständigenrat warnt vor fehlendem Aufschwung, kritisiert den Einsatz des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kontrolle von Krankschreibungen: Wie Unternehmen Fehlzeiten effektiv prüfen
12.11.2025

Die Kontrolle von Krankschreibungen wird für Unternehmen zunehmend wichtiger, um Fehlzeiten und Missbrauch effektiv zu managen. Doch wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Bayer-Aktie: Milliardenschwere Glyphosat-Klagen belasten Konzern
12.11.2025

Die Bayer-Aktie steht erneut unter Druck: US-Rechtsstreitigkeiten um Glyphosat und PCB zwingen den Konzern zu hohen Rückstellungen,...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose 2026: Rohstoffexperten sehen weiteren Kursanstieg
12.11.2025

Laut aktuellen Prognosen dürften 2026 sowohl Edelmetalle als auch Industriemetalle weiter ihren Wert steigern. Analysten und Händler...

DWN
Politik
Politik COP30 in Brasilien: So sollen Milliarden die grüne Transformation und das Klima sichern
12.11.2025

Auf dem Klimagipfel COP30 in Belém stehen nicht nur ökologische Ziele im Mittelpunkt, sondern vor allem die Finanzierung der globalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation: Keine Entlastung für Verbraucher in Sicht
12.11.2025

Die Inflation in Deutschland verliert an Tempo – doch im Alltag spüren viele davon wenig. Zwar sind Energie und manche Lebensmittel...

DWN
Finanzen
Finanzen Infineon-Aktie: Warum der KI-Hype die Probleme nicht verdeckt
12.11.2025

Infineon-Aktie: Der Halbleiterkonzern Infineon enttäuscht mit seinem Ausblick – trotz florierender KI-Sparte. Während die Nachfrage aus...

DWN
Politik
Politik Neuer Wehrdienst: Drei Punkte beim geplanten Militärdienst noch ungelöst
12.11.2025

Die Debatte um den neuen Wehrdienst spitzt sich zu: Ungeklärte Fragen, politische Differenzen und ein wachsender Druck auf die...