Deutschland

BGH vor vielen Fragen zu Betriebsschließungs-Versicherung während der Lockdowns

Zehntausende Betriebe haben sich für den Fall von behördlich angeordneten Schließungen versichert, doch kassierten in den Corona-Lockdowns eine Absage. Die Tücken liegen im Detail. Und mancher Streit darüber landet vor Gericht - nun auch vor dem BGH, der sich mit vielen Fragen beschäftigen muss.
26.01.2022 13:01
Aktualisiert: 26.01.2022 13:01
Lesezeit: 1 min

Im Streit über Ansprüche eines Gastwirtes aus einer Betriebsschließungsversicherung wegen coronabedingter Lockdowns muss der Bundesgerichtshof (BGH) viele Fragen klären. Unter anderem gehe es darum, ob eine Krankheit namentlich in den Bedingungen der Versicherung genannt werden müsse oder dortige Aufzählungen nur als Beispiele erachtet würden, sagte die Vorsitzende Richterin des vierten Zivilsenats, Barbara Mayen, am Mittwoch in Karlsruhe. Zu prüfen sei zudem unter anderem, wie durchschnittliche Versicherungsnehmer einen solchen Vertrag verstehen und ob eine Infektionsgefahr vom betroffenen Betrieb selbst ausgehen muss.

Es ist das erste Mal, dass sich der BGH mit der Thematik befasst. Es gibt viele vergleichbare Fälle. Der Kläger aus Lübeck war vor Gerichten unter anderem deshalb gescheitert, weil das Coronavirus nicht ausdrücklich von der Versicherung erfasst werde. Zudem greife diese nur, wenn es sich bei der Schließung um eine Maßnahme zur Bekämpfung einer Infektionsgefahr handle, die aus dem konkreten Betrieb stamme. Das gelte also nicht für pauschale Anordnungen.

Der Senat wollte nach der Verhandlung beraten und voraussichtlich am Nachmittag eine Entscheidung verkünden. Abwägen will er dabei nach Mayens Ausführungen das Interesse der Versicherungsnehmer an einem möglichst umfassenden Versicherungsschutz und das Interesse der Versicherer, die keine unkalkulierbaren Risiken versichern wollen. „Sie sehen, es ist eine Vielzahl von Fragen, die zu klären sein wird“, sagte Mayen.

Es gibt Zehntausende solcher Verträge, die nicht alle gleich gestaltet sind. Je nach Wortlaut war also klar, ob Versicherungen für Einnahmeausfälle oder Lohnzahlungen während der Lockdowns aufkommen. Manche Parteien einigten sich außergerichtlich. Allein beim BGH sind aber noch rund 160 vergleichbare Verfahren anhängig.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Die spektakulärsten Weihnachtsbäume weltweit: Wenn Tradition zur Show wird
26.12.2025

Lichtermeere, Rekordhöhen und ungewöhnliche Kulissen: Rund um den Globus werden Weihnachtsbäume zu echten Spektakeln. Von italienischen...

DWN
Immobilien
Immobilien The Line: Saudi Arabiens hochgestapelte Megacity quer durch die Wüste
26.12.2025

Eines der wohl ambitioniertesten und innovativsten Infrastrukturprojekte unserer Zeit ist The Line. Die von Saudi-Arabien geplante...

DWN
Finanzen
Finanzen Dotcom-Blase der 1990er: Wie Spekulationen den Markt auf den Kopf stellte
26.12.2025

Die späten 1990er Jahre waren geprägt von einem beispiellosen Börsenboom im Technologiesektor, der als Dotcom-Blase bekannt wurde....

DWN
Politik
Politik Demokratie unter Dauerstress: Der globale Trend zur Autokratie
26.12.2025

2026 könnte zum Wendepunkt werden: Von Washington bis Berlin geraten liberale Demokratien unter Druck. Autokraten gewinnen Einfluss,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prognose: Startet die deutsche Wirtschaft 2026 endlich durch?
25.12.2025

Drei Jahre Flaute, kaum Wachstum – doch 2026 könnte die deutsche Wirtschaft endlich drehen. Prognosen deuten auf leichte Erholung,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Zahlungen per Smartphone steigen sprunghaft an
25.12.2025

Immer mehr Menschen zücken zum Bezahlen das Smartphone. Hinter den allermeisten Transaktionen stecken heute noch Debitkarten. Das könnte...

DWN
Finanzen
Finanzen Bankenpleite: Was passiert mit meinem Geld?
25.12.2025

Es ist eine tiefe Angst vieler Menschen – die eigene Bank, der man sein Erspartes anvertraut hat, geht bankrott. Erfahren Sie hier, wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Stablecoins vs. Digitaler Euro: Wie digitales Geld den globalen Zahlungsverkehr verändert
25.12.2025

Digitale Zahlungsmittel gewinnen zunehmend an Bedeutung und verändern, wie Geld transferiert und gespeichert wird. Stablecoins dringen in...