Wirtschaft

Ölkonzerne verzeichnen größte Gewinne seit Jahren, Aktien schießen nach oben

Anleger haben zuletzt stark auf Aktien von ExxonMobil and Chevron gesetzt. Denn die Ölkonzerne machen wieder massive Gewinne, und der Ölpreis steigt weiter.
02.02.2022 16:00
Lesezeit: 2 min

Die großen Ölkonzerne verzeichnen wieder starke Gewinne, was auch ihren Aktienkursen starken Auftrieb verleiht. ExxonMobil und Chevron meldeten in der vergangenen Woche für das Jahr 2021 einen gemeinsamen Nettojahresgewinn von fast 38,6 Milliarden Dollar. Dies ist ein gewaltiger Sprung gegenüber den gemeinsamen Verlusten von 27,6 Milliarden Dollar im vorhergehenden Jahr 2020.

Die Gewinne waren die höchsten seit 2014, als die Rohölpreise noch über 100 Dollar pro Barrel notierten. Die Aktienkurse der beiden Unternehmen haben bereits im vergangenen Jahr den breiten Markt deutlich übertroffen. Dies markiert eine deutliche Trendwende nach fast einem Jahrzehnt mit schwachen Renditen, als Anleger den Energiesektor insgesamt links liegen ließen.

Die starken Gewinne des Jahres 2021 wollen die Ölkonzerne aber weniger in neue Förderanlagen investieren, als sie es in den vergangenen Jahren getan haben. Stattdessen folgen nun sie den Forderungen ihrer Investoren, Dividenden an die Aktionäre fließen zu lassen, zitiert die Financial Times Sam Margolin, Analyst bei Wolfe Research.

Exxon plant in diesem Jahr Investitionsausgaben zwischen 21 und 24 Milliarden Dollar. Dies ist deutlich weniger als das Ziel von 30 und 35 Milliarden Dollar pro Jahr, das CEO Darren Woods noch im Jahr 2019 ausgegeben hatte. Chevron plant, in diesem Jahr 15 Milliarden Dollar für Investitionen auszugeben, gegenüber 20 Milliarden Dollar im Jahr 2019.

Exxon sagte, dass es einen Teil der Barmittel für den Rückkauf von Aktien im Wert von 10 Milliarden Dollar in den nächsten 12 bis 24 Monaten verwenden wird, während Chevron sagte, dass es Aktien im Umfang von bis zu 5 Milliarden Dollar pro Jahr zurückkaufen wird. Beide Unternehmen haben in diesem Jahr ihre Dividende erhöht.

"Wir arbeiten hart daran, die Investoren zurückzugewinnen", sagte Pierre Breber, Finanzchef von Chevron, gegenüber der Financial Times. Die Ölbranche sei ein Sektor, "der zehn Jahre lang, fünf Jahre lang, drei Jahre lang unterdurchschnittlich abgeschnitten hat".

Die Preise für Rohöl der Sorte Brent überstiegen in dieser Woche zum ersten Mal seit 2014 die Marke von 91 Dollar pro Barrel. Denn die weltweite Nachfrage nach Rohöl könnte sich schneller erholen, als die Produzenten neue Angebote schaffen können, was den Markt verknappen würde. Auch der Konflikt in der Ukraine hat die Preise weiter in die Höhe getrieben. Einige an der Wall Street sagen vorher, dass der Ölpreis in den kommenden Monaten die Marke von 100 Dollar pro Barrel überschreiten wird.

Exxon-CEO Darren Woods argumentierte, dass der drastische Marktabschwung 2020 die Saat für den Aufschwung gelegt hat, weil die Branche nicht genug Einnahmen erzielte und daher nicht investierte. Dies habe die Voraussetzungen für die "Angebotsverknappung geschaffen, die wir heute erleben", sagte er in einem Interview.

Exxon und Chevron haben sich zuletzt vehement gegen eine scharfe Abkehr von den fossilen Brennstoffen aussprechen, die seit mehr als einem Jahrhundert die Geschäftsgrundlage der Unternehmen bilden. "Wir haben keine praktikablen Alternativen, und solange wir keine haben, werden wir weiterhin Öl und Gas brauchen", sagte Woods.

Mit dem Festhalten an ihrem Kerngeschäft Öl und Gas unterscheiden sich die beiden großen amerikanischen Ölkonzerne Exxon und Chevron von ihren europäischen Konkurrenten BP, Shell und TotalEnergies, die sich alle dazu verpflichtet haben, ihre Abhängigkeit von den fossilen Brennstoffen zu beenden und verstärkt auf alternative Energien zu setzen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...