Wirtschaft

China und Russland schließen langfristigen Gasvertrag in Euro ab

China und Russland haben am Freitag einen bedeutenden 30-Jahres-Vertrag im Gas-Sektor abgeschlossen, der nicht in Dollar, sondern in Euro abgewickelt wird.
04.02.2022 11:46
Aktualisiert: 04.02.2022 11:46
Lesezeit: 3 min
China und Russland schließen langfristigen Gasvertrag in Euro ab
Der chinesische Präsident Xi Jinping (r) und der russische Präsident Wladimir Putin vor ihren Gesprächen. (Foto: dpa) Foto: Alexei Druzhinin

Russland bietet China einen Ausbau der Gasversorgung an. Bei einem Besuch anlässlich der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Peking sagte Präsident Wladimir Putin am Freitag zu seinem Amtskollegen und Gastgeber Xi Jinping, sein Land habe einen neuen Vertrag vorbereitet. Dieser sehe die Lieferung von jährlich zehn Milliarden Kubikmeter Gas vor. Der russische Konzern Gazprom und die China National Petroleum Corporation (CNPC) haben den Vertrag mit einer Laufzeit von 30 Jahren inzwischen unterzeichnet.

Wie die russische Nachrichtenagentur RT berichtet, wird der Gashandel zudem in Euro abgewickelt, um die Transfers vor möglichen Sanktionen der US-Regierung zu schützen. Denn die US-Justiz kann sämtliche wirtschaftlichen Aktivitäten mit Strafmaßnahmen belegen, wenn diese in US-Dollar abgewickelt werden - ganz gleich wo und von wem. Der Umfang des neuen Liefervertrags soll rund 100 Milliarden Euro umfassen.

Lesen Sie dazu: Strategische Allianz mit China: Russland fordert Abkehr vom US-Dollar

Gazprom erläuterte, man wolle die Gasexporte nach China insgesamt schrittweise von anfangs 10 Milliarden Kubikmeter auf schlussendlich 48 Milliarden Kubikmeter pro Jahr erhöhen. Wann die Marke erreicht werden soll, war zunächst nicht klar.

Der Vertrag stellt den zweiten bedeutenden Gasvertrag zwischen beiden Staaten dar. Bereits 2014 hatten Gazprom und CNPC ihr erstes Abkommen - ebenfalls mit einer Belieferungszeit von 30 Jahren - abgeschlossen. Die Lieferungen werden von der 3.000 Kilometer langen Pipeline „Kraft Sibiriens“ geleistet, welche vor drei Jahren in Betrieb ging. „Kraft Sibiriens“ ist die erste bedeutende Pipeline, welche Erdgas von Russland nach China transportiert.

Im Jahr 2015 wurde zudem ein Abkommen über eine Belieferung aus dem westrussischen Jamal-Gebiet erreicht. Rund 50 Milliarden Kubikmeter Gas sollen künftig über die Pipeline „Kraft Sibiriens 2" jährlich nach China fließen.

Zudem kündigte Putin auch für den Ölsektor Vorschläge für eine stärkere Belieferung Chinas an.

China hat für seine schnell wachsende Industrie großen Bedarf an Energieimporten. Für Russland stellen die Lieferungen aus ostsibirischen Gasquellen an asiatische Länder wiederum eine zweite Verkaufsschiene dar. Russland liefert zwar auch in den Westen sehr viel Gas. Allerdings sind die politischen Beziehungen derzeit vor allem wegen der Ukraine-Krise so angespannt wie seit Jahren nicht mehr. Gestritten wird deshalb unter anderem auch über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2, über die Gas nach Deutschland geliefert werden soll. Die Röhre ist fertiggestellt, aber der Betrieb noch nicht genehmigt, weil starke geopolitische Kräfte das Projekt torpedieren.

Putin unterstreicht strategische Beziehung

China unterstützt darüber hinaus Russlands Forderungen nach verbindlichen Sicherheitsgarantien im Konflikt mit der Nato. Beide Länder verlangten am Freitag ein Ende der Nato-Erweiterung nach Osten. Dies geht aus einer gemeinsamen Erklärung hervor, die zum Gipfeltreffen von Partei- und Staatschef Xi Jinping und Präsident Wladimir Putin in Peking vom Kreml veröffentlicht wurde. Beide Seiten zeigten sich „zutief besorgt“ angesichts ernsthafter Herausforderungen für die internationale Sicherheit.

„Kein Staat könnte oder sollte seine Sicherheit isoliert von der globalen Sicherheit und auf Kosten der Sicherheit anderer Staaten gewährleisten“, heißt es in der Erklärung. Die Nato wird darin aufgefordert, „die ideologischen Ansätze der Ära des Kalten Krieges aufzugeben“ sowie „die Souveränität, Sicherheit und Interessen anderer Länder (...) zu respektieren.“

Kurz vor seiner Reise nach Peking hatte Putin die guten Beziehungen zu seinem chinesischen Amtskollegen hervorgehoben. „Präsident Xi Jinping und ich kennen uns seit langer Zeit als gute Freunde und Politiker, die weitgehend die gleichen Ansichten zur Bewältigung der Probleme der Welt vertreten; wir pflegen enge und häufige Kontakte“, sagte Putin in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der staatlichen chinesischen Medienorganisation China Media Group.

Putin nannte China einen „strategischen Partner auf internationaler Ebene.“ Bei den meisten Themen auf der internationalen Agenda stimmten die Positionen beider Nationen überein oder seien sich „wirklich nahe“. Auch koordiniere man sich eng in vielen führenden multilateralen Organisationen. „China steht weiterhin ganz oben auf der Liste der russischen Handelspartner“, sagte Putin zu den wirtschaftlichen Beziehungen beider Länder.

Putin kritisierte vor seinem Besuch erneut die Absicht westlicher Staaten, die Winterspiele in Peking politisch zu boykottieren. „Leider haben sich die Versuche einer Reihe von Ländern, den Sport für ihre egoistischen Interessen zu politisieren, in letzter Zeit intensiviert. Das ist grundlegend falsch und widerspricht dem Geist und den Prinzipien der Olympischen Charta“, schrieb Putin in einem ebenfalls am Donnerstag veröffentlichten Gastbeitrag für die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua.

Putin kündigte an, in Peking „relevante internationale Themen“ diskutieren zu wollen. „Die außenpolitische Koordinierung zwischen Russland und China basiert auf engen und übereinstimmenden Ansätzen zur Lösung globaler und regionaler Probleme“, so der russische Präsident bei Xinhua. Man werde sich Sanktionen der USA gemeinsam widersetzen und dafür beispielsweise neue Kommunikationskanäle schaffen, um die Volkswirtschaften beider Staaten von Sanktionen unabhängiger aufzustellen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Live-Webinar heute um 18 Uhr: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft: Ausland kann Standort Deutschland viel Positives abgewinnen
05.06.2025

Hohe Kosten, teure Energie, viel Bürokratie – viele sehen den Wirtschaftsstandort Deutschland auf dem absteigenden Ast. Doch das Urteil...

DWN
Politik
Politik Trump spricht mit Putin – doch der Frieden in der Ukraine bleibt Illusion
05.06.2025

Putin droht offen mit Vergeltung, Trump schweigt dazu – und der Papst bittet um Gnade. Inmitten von strategischen Bombern,...

DWN
Politik
Politik Hitzeschutzplan für Sporttreibende: Das Gesundheitsrisiko soll gemindert werden
05.06.2025

Durch die Klimakrise wird es in Deutschland immer heißer. Gerade für Sporttreibende kann das im Sommer zur Gefahr werden: Mit ihrem neuen...

DWN
Politik
Politik EU-Kommission startet Defizitverfahren gegen Österreich
05.06.2025

Österreich steht wegen seiner hohen Neuverschuldung unter Druck. Die EU-Kommission will ein Defizitverfahren einleiten – und könnte...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuerentlastungen: Bundesregierung will Investitionen ankurbeln
05.06.2025

Steuerliche Anreize sollen die deutsche Wirtschaft aus der Flaute holen. Die Bundesregierung setzt auf Abschreibungsmöglichkeiten und eine...

DWN
Politik
Politik Showdown in Washington: Merz trifft Trump – Annäherung oder Abrechnung?
04.06.2025

Bundeskanzler Friedrich Merz reist nach Washington, um Donald Trump die Hand zu reichen – doch der Empfang dürfte frostig werden....

DWN
Politik
Politik Bulgarien bekommt den Euro - nicht alle freuen sich darüber
04.06.2025

Die EU-Kommission macht den Weg frei: Bulgarien darf 2026 den Euro einführen. Doch im Land regt sich massiver Widerstand. Während...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell auf Rekordkurs: Doch deutsche Anleger bleiben zurückhaltend – die Gründe
04.06.2025

Der Goldpreis steigt erneut auf ein beeindruckendes Niveau – doch die deutsche Nachfrage sinkt. Was steckt hinter dieser paradoxen...