Politik

Polnischer Major will Ukraine mit Waffen ausrüsten, hofft auf Umsturz in Moskau

Ein polnischer Offizier und Analyst glaubt, massive Waffenlieferungen an die Ukraine könnten zu hohen Verlusten der russischen Truppen führen - und Putins Legitimität beschädigen.
Autor
25.02.2022 18:40
Lesezeit: 2 min
Polnischer Major will Ukraine mit Waffen ausrüsten, hofft auf Umsturz in Moskau
Selbst Frauen trainieren an der Waffe. (Foto: dpa) Foto: Evgeniy Maloletka

Aus der Ukraine kommen die ersten Fotos von Flüchtlingsströmen, Europa diskutiert über Sanktionen, und in der deutschen Politik entzündet sich der Streit um Waffenlieferungen an die Ukraine. Klar ist: Trotz des langen Kriegsgetrommel im Vorhinein, lässt Putins Invasion Europa aus der Fassung geraten – fast so, als wäre Krieg am Rande Europas bis vor Kurzem etwas vollkommen Undenkbares gewesen.

Beim östlichen Nachbarn der Bundesrepublik ist die Lage anders. Dort markierte der Sieg der nationalkonservativen PiS-Partei bei den Sejm-Wahlen 2015 einen außenpolitischen Wendepunkt. Er bedeutet eine ständige Sorge vor einem drohenden Krieg gegen Russland, stetiges Aufrüsten sowie das Willkommenheißen von NATO-Stützpunkten auf polnischem Boden. Es besteht kein Zweifel: Das Land bereitet sich auf einen Krieg vor.

Vor einer Woche sagte Major Mariusz Kordowski, Chef des Polnischen Zentrums für Strategie- und Sicherheitsanalysen, im Interview mit dem polnischen Online-Portal „niezalezna.pl“: „Wir wissen noch nicht endgültig, worum es in diesem Krieg geht, aber wir wissen, dass er uns erwartet.“

Mit dieser Prognose sollte er recht behalten. Eine Woche später meldet sich Kordowski wieder zu Wort. Dieses Mal mit einer gewagten Prognose: Wenn die Ukraine Entschlossenheit zeigen und weiterhin mit Rüstung unterstützt werden würde, könne sie eine wichtige Rolle im Hinblick auf die Verteidigung ihrer eigenen Unabhängigkeit spielen und dem Treiben Russlands Einhalt gebieten.

„Es ist gut möglich,“ sagte der Sicherheitsexperte gegenüber dem konservativen Portal „wPolityce.pl“, „dass, wenn es der Ukraine gelänge, Russland empfindliche Verluste zuzufügen, es dort zu großen Umbrüchen oder sogar zu einem Machtwechsel kommen könnte.“ Denn letztlich sei auch die überfallene Ukraine trotz der ernsten Situation, in der sie sich befindet, immer noch ein geopolitischer Akteur. Was sie erreichen könne, sei von Bedeutung für die ganze Welt. Umso mehr fordert Kordowski jegliche Unterstützung für die Ukrainer.

Auf die Frage, ob Putin sich mit einer Invasion der Ukraine zufriedengeben oder aber nach weiteren Ländern in seinem direkten Umfeld greifen würde, entgegnete Kordowski: „Das wird er nicht tun, solange der Krieg in der Ukraine andauert. Kein Staat würde ohne Not einen Zwei-Fronten-Krieg beginnen.“ Zwar zeigt sich Kordowski überzeugt davon, dass Putin den Krieg einerseits von langer Hand geplant und weitreichende Pläne zur Unterwerfung und Okkupation auch vieler anderer Länder entworfen hätte – das alles geschähe allerdings nur schrittweise, „step by step“.

Am Anfang stehe jedoch immer noch die Ukraine: „Und darum ist dies nun für uns die Zeit und der Ort, um aktiv zu werden und Russland zu stoppen. Umso mehr, weil die Ukraine eines der wenigen Länder ist, das sich einer russischen Invasion auch wirklich entgegenstellen möchte.“ In Ländern wie Kasachstan, wo große Teile der Gesellschaft prorussisch gesinnt seien, sähe es anders aus.

Die Ukraine, die lange genug in Unabhängigkeit gelebt habe, um sich für diesen Konflikt zu wappnen und aus Erfahrungen jahrelangen Kriegs mit Russland Kraft schöpfen könne, sei eines der wenigen Länder, das Russland Einhalt gebieten könne – sofern man es entsprechend mit Ausrüstung unterstütze.

Noch sei Zeit dafür, weil die Waffenlieferungen einen Faktor darstellen würden, den Russland nicht restlos einschätzen könne - erst wenn die Ukraine vollständig in russischer Hand sei, hätte Russland Zeit, nach anderen Staaten zu greifen.

Zum Schluss plädiert Kordowski: „Wir haben also Zeit, und sollten sie in zweierlei Hinsicht nutzen. Erstens, um weiter aufzurüsten, was wir (Anm. d. Autors: gemeint ist Polen) im Übrigen bereits tun. Zweitens sollten wir der Ukraine so viel helfen, wie nur möglich, indem wir sie noch besser ausrüsten und die Welt noch mehr dazu anregen, Russland Sanktionen aufzuerlegen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Das Zeitalter des intelligenten passiven Einkommens: Bitcoin-Mining mit BlackchainMining

In der heutigen, sich rasant entwickelnden digitalen Wirtschaft sind Kryptowährungen wie Bitcoin nicht nur Vermögenswerte, sondern auch...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Medienkrieg: Warum Paramount Skydance das Netflix-Angebot sprengt
10.12.2025

Ein Übernahmekampf erschüttert die US-Medienbranche, weil Paramount Skydance das vermeintlich entschiedene Rennen um Warner Bros....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Volkswagen beendet Fahrzeugproduktion: Umbaupläne für Gläserne Manufaktur in Dresden
10.12.2025

Die VW-Fahrzeugproduktion in Dresden endet aus wirtschaftlichen Gründen nach mehr als 20 Jahren. Über die Zukunft des ehemaligen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jobabbau bei BASF und Co.: Deutsche Chemie-Industrie historisch schlecht ausgelastet
10.12.2025

Teure Energie, Wirtschaftskrise und Preisdruck: Die deutsche Chemiebranche steckt in der schwierigsten Krise seit 25 Jahren. Auch 2026...

DWN
Politik
Politik Schutz vor Einschüchterung: Bundesregierung beschließt besseren Schutz vor Schikane-Klagen
10.12.2025

Die Bundesregierung schützt Journalisten, Wissenschaftler und Aktivisten künftig besser vor sogenannten Schikane-Klagen. Mit dem Vorhaben...

DWN
Finanzen
Finanzen Kapitalmarkt 2026: Mehr Börsengänge in Deutschland und Europa erwartet
10.12.2025

Mit Ottobock, TKMS und Aumovio zählen drei deutsche Börsendebüts zu den gewichtigsten in Europa im laufenden Jahr. Doch viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Weihnachtsfeier steuerlich absetzen: So gelingt es – Tipps vom Steuerberater
10.12.2025

Viele Unternehmen möchten ihre Weihnachtsfeier steuerlich absetzen und gleichzeitig die Kosten im Blick behalten. Eine gut geplante Feier...

DWN
Politik
Politik „Reichsbürger“-Verfahren: Prinz Reuß wird zu Vorwürfen sprechen
10.12.2025

Der mutmaßliche „Reichsbürger“ Heinrich XIII. Prinz Reuß wird zu den Vorwürfen eines geplanten „Staatsstreichs“ Stellung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase: Warum die Rekordausgaben der Tech-Giganten zum Risiko werden
10.12.2025

Die Tech-Konzerne pumpen Milliarden in künstliche Intelligenz und treiben ihre Investitionslast auf historische Höhen. Doch aus dem...