Finanzen

Europas Börsen rutschen ab, Ölpreis steigt, Bitcoin explodiert

Lesezeit: 2 min
01.03.2022 15:58
Im Zuge des Ukraine-Kriegs fallen die Börsen, vor allem Bankaktien, während Öl und andere Rohstoffe steigen. Bitcoin springt über die Marke von 44.000 Dollar.
Europas Börsen rutschen ab, Ölpreis steigt, Bitcoin explodiert
Der Ölpreis ist über die Marke von 100 Dollar gestiegen, das Tanken wird teurer. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Krypto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Krypto  

Eine Fülle von Sorgen zehrt an den Nerven der Anleger: Der Krieg in der Ukraine treibt die Rohstoffpreise, wodurch ein Inflationsschub bei gleichzeitiger Abkühlung der Konjunktur droht. Dazu gesellen sich enttäuschende Firmenbilanzen. Dax und EuroStoxx50 verloren am Dienstag jeweils 2,2 Prozent auf 14.149 beziehungsweise 3838 Punkte.

"Wenn man unterstellt, dass es keine schnelle Lösung für den Konflikt gibt, könnte das weltweite Wirtschaftswachstum um einen halben bis einen Prozentpunkt geringer ausfallen", prognostizierte Paul Jackson, leitender Analyst beim Vermögensverwalter Invesco. Teile Europas könnten sogar in eine Rezession rutschen. Außerdem müsse mit einer langfristig hohen Inflation gerechnet werden.

Einem Satellitenfirma zufolge hat Russland Verbände vor der ukrainischen Hauptstadt Kiew zusammengezogen. Gleichzeitig intensivierte es den Beschuss ukrainischer Städte. "Beim Thema direkter Sanktionen gegen russische Öl- und Gas-Exporte ist es nur noch eine Frage von 'wann' und nicht 'ob'", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com.

ROHSTOFF-RALLY GEHT WEITER

Vor diesem Hintergrund stieg der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um fünf Prozent und lag mit 102,75 Dollar je Barrel (159 Liter) in Reichweite ihres Siebeneinhalb-Jahres-Hochs von vergangener Woche. Der europäische Erdgas-Future verteuerte sich um 18 Prozent auf 112,50 Euro je Megawattstunde. Anleger verfolgten aufmerksam, ob die westlichen Sanktionen oder die russischen Gegenmaßnahmen sich bereits auf die Rohstoff-Lieferungen auswirkten, schrieben die Analysten der ING Bank.

Bei Palladium bereitete die Sperrung der westlichen Lufträume für russische Maschinen bereits Probleme, sagte Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann. "Palladium wird für gewöhnlich als Fracht in Passagiermaschinen transportiert." Das für Autokatalysatoren benötigte Metall verteuerte sich um 7,6 Prozent auf 2677 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Russland ist der mit Abstand größte Palladium-Exporteur.

ANLEGER FLIEHEN IN GOLD, BONDS UND KRYPTOWÄHRUNGEN

Am Devisenmarkt stand die russische Währung erneut unter Druck. Der Dollar steuerte im Gegenzug mit einem Plus von 5,5 Prozent auf 99,80 Rubel auf ein neues Rekordhoch zu. Dass nicht einmal die drastische Zinserhöhung der russischen Zentralbank den Rubel stabilisieren konnte, sei in klares Zeichen, dass es für ausländische Investoren unmöglich sei, in Russland zu investieren, sagte Analyst Piotr Matys vom Anlageberater In Touch. Die Moskauer Aktienbörse blieb am Dienstag den zweiten Tag in Folge geschlossen.

Aus Verunsicherung nahmen weitere Anleger Kurs auf "sichere Häfen". Der Goldpreis stieg um 0,4 Prozent auf 1914 Dollar je Feinunze. Stark gefragt waren auch Bundesanleihen, wodurch die Rendite der zehnjährigen Titel zeitweise wieder unter Null Prozent fiel.

Kräftig zulegen konnten auch Kryptowährungen. So stieg der Kurs von Bitcoin um sieben Prozent auf 44.525 Dollar. Analyst Timo Emden von Emden Research verwies zudem auf verstärkte Käufe der an den Dollar-Kurs gebundenen Cyber-Devise Tether mit Rubel. "Russische Staatsbürger finden in Krypto Assets offensichtlich ein Anlagevehikel, um Sanktionen zu vermeiden und Gelder vermeintlich sicher zu parken."

ZALANDO UND RAIFFEISEN BANK AUF TALFAHRT

Bei den Dax-Werten steuerte Zalando dagegen mit einem Minus von zeitweise mehr als elf Prozent auf den größten Tagesverlust seit gut drei Jahren zu. Die Analysten der Bank Credit Suisse bezeichneten den Ausblick des Online-Händlers als bescheiden.

In Wien setzten die Titel der Raiffeisen Bank ihre Talfahrt fort und fielen um bis zu 12,2 Prozent auf ein Eineinhalb-Tief von 12,88 Euro. Das Geldhaus erwägt Insidern zufolge einen Rückzug aus dem russischen Markt. Das Institut dementierte dies allerdings.


Mehr zum Thema:  
Krypto >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft LNG: EU-Sanktionen bedrohen Russlands Energiegeschäfte
07.05.2024

Russland steht vor möglichen schmerzhaften EU-Sanktionen im Zusammenhang mit seinen Geschäften im Bereich Flüssigerdgas (LNG). Die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freie Lehrstellen erreichen kritisches Niveau: Was Unternehmen jetzt tun müssen
07.05.2024

Der Lehrstellenmangel verschärft sich: Demografischer Wandel und veränderte Berufspräferenzen der Generation Z führen zu einem...

DWN
Politik
Politik Erbschaftssteuer: Droht durch Klage Bayerns ein Wettbewerb der Länder beim Steuersatz?
07.05.2024

In Karlsruhe wird es diesen Sommer mal wieder um den Dauerbrenner Erbschaftssteuer gehen. Schon zweimal hat das Verfassungsgericht von der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Investitionsschreck Deutschland: Internationale Investoren meiden deutsche Projekte
07.05.2024

Ausländische Unternehmen haben im vergangenen Jahr immer weniger in Deutschland investiert. Die Anzahl der Projekte ausländischer...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Nachlassende Nachfrage: Deutsche Industrie verzeichnet erneut weniger Aufträge
07.05.2024

Trotz einer vielversprechenden Entwicklung im März kämpfen Deutschlands Exporteure nach wie vor mit erheblichen Schwierigkeiten.

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: US-Arbeitsmarktdaten lassen erneut Zinssenkungsfantasie aufkommen
07.05.2024

Die internationalen Finanz- und Rohstoffmärkte verbleiben im Spannungsfeld wechselnder Indikatoren hinsichtlich des zukünftigen Zinspfads...

DWN
Politik
Politik Israels Armee nähert sich dem Grenzübergang von Rafah
07.05.2024

Israels Regierung bleibt bei der geplanten umfangreichen Offensive gegen Rafah bestehen, während die Hamas einer Waffenruhe zustimmt -...

DWN
Immobilien
Immobilien Gesundheitsimmobilien: Investmentmarkt stolpert – wie sieht die Pipeline weiter aus?
07.05.2024

Nach robustem Transaktionsvolumen in den vergangenen Jahren herrschte auf dem Investmentmarkt für Pflegeheime, Seniorenimmobilien und...