Finanzen

Fed-Chef Powell gibt Signal für Zinswende in zwei Wochen

Zwar sei der Krieg in Ukraine ein Unsicherheitsfaktor, doch eine Zinsanhebung am 16. März könnte angemessen sein, so Fed-Chef Jerome Powell.
02.03.2022 16:32
Lesezeit: 2 min

Die US-Notenbank Fed wird trotz der noch nicht absehbaren Folgen des Ukraine-Krieges die avisierte Zinswende diesen Monat aller Voraussicht nach einleiten. "Wir erwarten, dass es angemessen sein wird, die Zielspanne für den Leitzins auf unserer Sitzung in diesem Monat anzuheben", erklärte Fed-Chef Jerome Powell am Mittwoch bei einer Kongressanhörung. Der Krieg in der Ukraine lasse den Ausblick aber hochgradig unsicher erscheinen. Die Fed steht angesichts einer Inflationsrate von zuletzt 7,5 Prozent unter Zugzwang, ihren Kurs zu straffen und sich somit gegen den Preisauftrieb zu stemmen.

Powell gab allerdings keinen Hinweis darauf, wie schnell aus seiner Sicht die Fed voranschreiten solle. Nach der russischen Invasion der Ukraine waren Zinsfantasien an den Finanzmärkten zurückgegangen. War zunächst ein ungewöhnlich großer Schritt nach oben im Umfang von einem halben Prozentpunkt erwartet worden, wird nun lediglich auf eine Anhebung um einen Viertel Punkt im März spekuliert. Weitere Zinsschritte im Laufe des Jahres dürften folgen. Derzeit liegt der Schlüsselzins noch in einem Korridor von null bis 0,25 Prozent.

Laut LBBW-Ökonom Elmar Völker stehen die Zeichen nun klar auf Zinserhöhung: "Die heutigen Ausführungen des obersten US-Währungshüters waren mit besonderer Spannung erwartet worden, denn sie waren Powells erste öffentliche Äußerungen zur Geldpolitik seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine."

Spekulationen, wonach die US-Notenbank angesichts der hierdurch verursachten Unsicherheit vor der bereits deutlich avisierten Leitzinswende am 16. März zurückschrecken könnte, schienen nach jetzigem Stand unbegründet. "In dem momentanen extremen Umfeld kann es zwar keine Gewissheiten geben, aber der US-Notenbank brennt die heiß laufende US-Inflation zu sehr unter den Nägeln, als dass sie nun auf ein klares Signal zu deren Eindämmung verzichten könnte." Ansonsten liefe die Fed Gefahr, bei der Inflationsbekämpfung so sehr ins Hintertreffen zu geraten, dass sie der Wirtschaft später einen regelrechten Zinsschock versetzen müsste, um die Teuerung wieder einzufangen. In der Folge wäre eine Rezession fast unvermeidlich, erklärte der Ökonom.

Die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf die US-Wirtschaft lassen laut Powell nach. Die Inflation sei hingegen zu einem Hauptrisiko geworden. Es sei höchst ungewiss, wie die kurzfristigen Folgen der russischen Invasion, des andauernden Krieges, der Sanktionen und der noch kommenden Ereignisse für die US-Wirtschaft sein würden. Man müsse anerkennen, dass sich die Wirtschaft auf unerwartete Weise entwickele. "Wir müssen schnell auf eingehende Daten und die sich entwickelnden Aussichten reagieren," sagte er.

Die Lage in der Ukraine könnte nach Einschätzung der US-Währungshüterin Loretta Mester die Inflation weiter hochtreiben und das Wirtschaftswachstum drücken. Ihr Kollege Charles Evans aus Chicago hält den Preisauftrieb bereits jetzt für "extrem". Er stelle ein ziemliches Risiko dar: "Das muss von der Geldpolitik angegangen werden. Das ist sicher", fügte er hinzu.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Georgiens Krise: Welche Machtverschiebung Europa jetzt alarmieren sollte
25.11.2025

Ein Land am Schwarzen Meer verliert seine demokratischen Sicherungen, während die Regierung Kritiker verfolgt und neue Allianzen mit...

DWN
Politik
Politik Insa-Umfrage aktuell: AfD bleibt in Sonntagsfrage vor Union
25.11.2025

Die aktuelle Insa-Umfrage zeigt eine AfD auf Rekordkurs - und eine Union, die langsam näher rückt. Gleichzeitig bröckelt das Tabu-Image...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle
25.11.2025

Die deutsche Wirtschaft tritt weiter auf der Stelle, während Exporte sinken und Verbraucher sparen. Ökonomen hoffen zwar auf eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell weiter auf hohem Niveau: Kurs steigt deutlich über 4.100 Dollar – Blick geht zur Fed
25.11.2025

Der Goldpreis zieht weiter an und überschreitet wieder wichtige Marken. Doch hinter dem jüngsten Sprung stehen mehr als nur kurzfristige...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Großprojekt Suedlink: Baubeginn trotz jahrelanger Debatten
25.11.2025

Nach jahrelangen Diskussionen fällt heute im thüringischen Wasungen der offizielle Startschuss für den Bau der Stromautobahn Suedlink,...

DWN
Politik
Politik Putins Risikooffensive: Warum 2027 zum Wendepunkt für Europa werden kann
25.11.2025

Ein zunehmend risikofreudiger Kreml und eine bröckelnde amerikanische Schutzgarantie treffen auf ein Europa, das gefährlich unvorbereitet...

DWN
Politik
Politik G20 in Afrika: Geschlossenheit trotz US-Abwesenheit – Signal für Frieden und Entwicklung
24.11.2025

Beim ersten G20-Gipfel auf afrikanischem Boden bleibt der Platz der USA demonstrativ leer – doch die übrigen Mitglieder setzen ein...

DWN
Panorama
Panorama Abnehmwirkstoff ohne Alzheimer-Erfolg: Novo-Nordisk-Studie enttäuscht Anleger
24.11.2025

Der Pharmakonzern Novo Nordisk hat mit seinem Abnehmmittel Semaglutid in einer Alzheimer-Studie einen Rückschlag erlitten. Die...