Die Verbraucherpreise in der Türkei sind im Februar durch den Absturz der Landeswährung Lira und teurer Rohstoffe so stark gestiegen wie seit über 20 Jahren nicht mehr. Sie erhöhten sich um 54,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt am Donnerstag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit 53 Prozent gerechnet. Allein von Januar auf Februar legten die Preise um 4,8 Prozent zu.
Experten zufolge ist damit das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Grund dafür ist der Einmarsch Russlands in die Ukraine, der bereits die Gas-, Öl- und Getreidepreise in die Höhe schnellen ließ. So legten die Erzeugerpreise im Februar um 105 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, worin sich der Anstieg der Rohstoffpreise inmitten des Krieges gegen die Ukraine widerspiegelt. Die Inflation wird bis in die letzten Monate des Jahres nahe dem Niveau vom Februar bleiben, sagte Jason Tuvey, Senior EM Economist bei Capital Economics. „Überschwappende Effekte der Russland-Ukraine-Krise, einschließlich höherer globaler Rohstoffpreise und potenziell neuer Unterbrechungen der Lieferkette, sprechen für ein Aufwärtsrisiko“, sagte Ökonom Jason Tuvey von Capital Economics.
Die Inflation ist in den vergangenen neun Monaten in die Höhe geschnellt - auch weil die türkische Zentralbank unter dem Druck von Präsident Recep Tayyip Erdogan ihren Leitzins deutlich gesenkt hat. Das wiederum hat erheblich dazu beigetragen, dass die Lira im vergangenen Jahr zum Dollar um 44 Prozent abgewertet hat. Dadurch werden Importe teurer, die meist in ausländischen Währungen abgerechnet werden.