Deutschland

Zuzug von Flüchtlingen wird Wohnungsnotstand verschärfen

Der Zuzug von Flüchtlingen aus der Ukraine wird den Wohnungsnotstand in Deutschland weiter verschärfen. Doch nicht die Flüchtlinge, sondern die Politik ist hierbei zur Rechenschaft zu ziehen, weil Millionen deutscher Bundesbürger bereits vor der neuen Flüchtlingswelle keine Wohnung finden konnten.
04.03.2022 16:51
Aktualisiert: 04.03.2022 16:51
Lesezeit: 2 min
Zuzug von Flüchtlingen wird Wohnungsnotstand verschärfen
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD - l) und Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) begrüßen vor einer Sitzung mit den für Sicherheitsfragen zuständigen Bundesministern über die Ukraine-Krise im Bundeskanzleramt Finanzminister Christian Lindner (FDP). Sie findet vor der regulären Kabinettssitzung statt. (Foto: dpa) Foto: Michele Tantussi

Der Zuzug der Flüchtlinge aus der Ukraine dürfte den Wohnungsnotstand in Deutschland verschärfen.

Der Deutsche Mieterbund berichtet: „Der Bestand an geförderten Wohnungen (sog. Sozialwohnungen) hat sich seit 2006 fast halbiert. Während rund 65.000 Wohnungen pro Jahr aus der Mietpreis- und Belegungsbindung fallen, wurden zuletzt weniger als 30.000 neue Sozialwohnungen jährlich gebaut. ,Das heißt konkret, dass dem deutschen Mietwohnungsmarkt jedes Jahr rund 40.000 Sozialwohnungen, sprich bezahlbare Wohnungen, verloren gehen‘, so Lukas Siebenkotten (Anm.d.Red.: Präsident des Deutschen Mieterbunds). Sozialwohnungen sind nach Ansicht des Deutschen Mieterbundes aber aufgrund der Mietpreis- und Belegungsbindung das mit Abstand wichtigste Instrument zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums, da die auf dem Wohnungsmarkt aufgerufenen Neubaumieten für Menschen mit Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein und damit auf eine Sozialwohnung nicht bezahlbar sind.“

Doch die Ampel-Koalition hat bisher noch keine Anstrengungen unternommen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Besonders problematisch ist, dass Bürger, die über keinen Wohnberechtigungsschein verfügen, sehr stark benachteiligt werden. Die Mittelschicht in Deutschland muss einen Großteil ihres Einkommens für die Miete aufbringen.

„Benötigt wird eine Verdreifachung der Fertigstellungen im Neubau – und zwar im bezahlbaren Segment. Diese Mammutaufgabe kann nur gelingen, wenn die entsprechende staatliche Förderung gesichert ist. Die Ampelregierung ist jetzt am Zug. Absichtserklärungen alleine reichen nicht, um die enorme Wohnungsknappheit, insbesondere für Menschen mit geringen und mittleren Einkommen, zu bekämpfen“, erklärt Siebenkotten.

Flüchtlinge aus der Ukraine sollen nach Ansicht der Grünen-Migrationspolitikerin Filiz Polat schnell und unbürokratisch in Deutschland arbeiten können, meldet die dpa. „Der Zugang zum Arbeitsmarkt muss für alle Geflüchteten aus der Ukraine von Anfang an möglich sein, unabhängig von ihrem Pass. Eine Beschäftigungserlaubnis sollte daher unbürokratisch auch ohne Zustimmung der Agentur für Arbeit erteilt werden“, sagte Polat der „Rheinischen Post“. Mit einer Arbeitserlaubnis sei es jedoch nicht getan. „Es wird notwendig sein, den uneingeschränkten Zugang zu Integrationskursen sicherzustellen und die lokale Migrationsberatungsinfrastruktur zu stärken“, meinte sie. Welche Auswirkungen die Einwanderung aus der Ukraine mittel- oder langfristig auf den Fachkräftebedarf in Deutschland habe, werde sich noch zeigen. „Klar ist, dass die Menschen schnell wieder in ihre Heimat wollen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash: Wie Zinsen und KI die Kryptomärkte unter Druck setzen
21.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen an den Kryptomärkten stellen Anleger, Unternehmen und Regulierer gleichermaßen auf die Probe. Welche Kräfte...

DWN
Politik
Politik Koalition unter Druck: Bundesrat zwingt Merz-Regierung in den Vermittlungsausschuss
21.11.2025

Die Stimmung in der Koalition mau, der Rentenstreit noch längst nicht ausgestanden – jetzt legt sich auch noch der Bundesrat quer. Er...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Ein Mundscan reicht: Das Healthtech DentalTwin erstellt KI-basierte Modelle für Zahnersatz
21.11.2025

Mithilfe KI-basierter Datengenerierung verlagert das Start-up DentalTwin die Zahnprothetik ins Digitale. Das dürfte nicht nur Praxen und...

DWN
Politik
Politik EU lockert Datenschutz: Digitaler Omnibus reformiert Regeln für KI
21.11.2025

Europa steht bei der Digitalpolitik vor einem Wendepunkt, an dem Wettbewerbsfähigkeit und Schutz von Bürgerrechten neu austariert werden....

DWN
Politik
Politik US-Wirtschaftselite, Ex-Präsidenten und die Epstein-Akten: Verbindungen zu Politik und Tech-Milieu offengelegt
21.11.2025

Mit jeder neuen Aktenveröffentlichung im Fall Jeffrey Epstein treten weitere Verbindungen zwischen politischen Entscheidern, Finanzeliten...

DWN
Panorama
Panorama Ansteigende Gewalt gegen Frauen - Dobrindt: „Nicht-Deutsche Tatverdächtige deutlich überrepräsentiert“
21.11.2025

Frauen werden stündlich Opfer von körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt, so das Bundeskriminalamt. Das Dunkelfeld dürfte um...

DWN
Politik
Politik Schwarzarbeit bekämpfen: Sozialschutz für Paketboten soll dauerhaft gewährleistet werden
21.11.2025

Der Schutz von Paketboten vor Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung wird dauerhaft gestärkt: Der Bundesrat hat die Verlängerung der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handelsriesen setzen Verbraucher unter Druck – Gutachten kritisiert Marktmacht
21.11.2025

Steigende Lebensmittelpreise sorgen bei vielen Verbrauchern für Unmut – und laut einem aktuellen Gutachten der Monopolkommission liegt...