Die Zuspitzung der Schuldenkrise und die stetig gelockerte Geldpolitik vieler Zentralbanken heizt die Nachfrage nach Bankschließfächern in der Schweiz an. Nervöse Anleger verstecken hier ihre Banknoten, Goldbarren und andere Wertgegenstände. Aber auch die neuen Steuerabkommen zwischen der Schweiz und anderen Ländern erhöhen die Beliebtheit der Schließfächer. Schließfächer sind nicht in den Steuer-Abkommen enthalten, weil ihre Inhalte nicht als bankfähige Vermögenswerte gelten
Einige Schweizer Banken, die für finanzielle Stabilität bekannt sind, sagen, sie hätten bereits keinen Platz mehr. „Wir erleben eine steigende Nachfrage nach Safes“, erklärt Albert Steck, Sprecher der Migros Bank. „In vielen Bereichen sind die Schließfächer voll vermietet.“ Auch bei der Zürcher Kantonalbank sind die Anfragen nach Schließfächern in diesem Jahr gestiegen, wie der Sprecher der Bank, Igor Moser Reuters bestätigt.
Ein weiteres Indiz für die große Nachfrage nach Safes liefert die Versicherungsgesellschaft Baloise. Hier hätten bereits mehrere Bankkunden vor kurzem darum gebeten, den Umfang der Deckung für den Inhalt von Schließfächern zu erhöhen. Neben dem allgemeinen Drängen in den Schweizer Franken, da die Schweiz noch als sicherer Hafen angesehen wird, stieg auch das Interesse an 1.000-Franken-Banknoten. Das spreche für den „Fakt, dass die zusätzliche Nachfrage für das Verstauen von Geld ist“, sagt ein Sprecher der Schweizer Nationalbank.
Gerade auch die Geldschwemme durch die Zentralbanken trage zur Sorge vieler Menschen bei, weiß Bruno S. Frey, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Zürich. Die Menschen begegnen diesem Umstand „durch den Kauf von Sachwerten von materiellem Wert“. Gold scheint hier eine gern gesehene Option. Erst kürzlich wurde ein italienischer Geschäftsmann dabei ertappt, wie er Goldbarren unter seinem Autositz in die Schweiz schmuggeln wollte. Aber auch Bildende Kunst und Immobilien werden gern als Anlage genutzt. Der Schweizer Immobilienmarkt boomt und die Preise für Bildende Kunst sind hoch.