Technologie

Umdenken gefragt: Führt uns die Atomkraft in eine grüne Zukunft?

Ein neuer Monat, ein neues Magazin, ein neuer Schwerpunkt. Diesmal haben wir uns der Herausforderung "Atomkraft" gestellt. Ist das Ende dieses Kapitels deutscher Energiepolitik besiegelt? Oder steht die Kernenergie vor einem nicht mehr für möglich gehaltenen Comeback?
30.04.2022 07:21
Lesezeit: 2 min
Umdenken gefragt: Führt uns die Atomkraft in eine grüne Zukunft?
Dampf steigt aus den Kühltürmen des - mittlerweile stillgelegten - Atomkraftwerks "Grohnde" (Landkreis Hameln-Pyrmont) auf. (Foto: dpa)

Wohl keine Energiequelle spaltet die Meinungen in zwei so gegensätzliche Lager wie die Stromerzeugung mithilfe der Kernspaltung. Tatsächlich drängen sich dem interessierten Beobachter unweigerlich sowohl gewichtige Vor- als auch Nachteile dieser Hochtechnologie auf.

Befürworter verweisen auf die Verlässlichkeit und Planbarkeit der Atomkraft zur Bereitstellung von Energie sowie ihren vergleichsweise geringen Platzbedarf bei gleichzeitig hoher Leistung. Vor dem Hintergrund des inzwischen weltweit gefochtenen „Kampfes gegen die Klimaerwärmung“ konnten die Befürworter der atomaren Stromerzeugung noch eine besonders scharfe Waffe zu ihrem Argumentationsarsenal hinzufügen, nämlich die vermeintliche „Klimaneutralität von Atomkraftwerken“ als Folge ihrer äußerst niedrigen Emissionen.

Aber auch die Kritiker führen sehr stichhaltige Argumente gegen die Technologie ins Feld. Diese kreisen vornehmlich um die Gefahren für Mensch und Natur, die von der zivilen – und besonders von der militärischen – Nutzung der Kernspaltung ausgehen. Es sei hier nur auf den erwiesenen Zusammenhang zwischen radioaktiver Kontamination und erhöhten Krebsraten und das auf Jahrtausende akute Problem der Endlagerung verwiesen.

In Deutschland werden die Debatten um die Atomkraft seit jeher besonders erbittert geführt, was sich auch am energiepolitischen Zickzack-Kurs ablesen lässt, den die verschiedenen Bundesregierungen in den vergangenen Jahren verfolgten. Dem zwischen 2000 und 2002 beschlossenen Ausstieg folgte 2010 eine Laufzeitverlängerung, ehe der Gau im japanischen Fukushima den endgültigen Atom-Ausstieg im Jahr 2011 herbeiführte. Ende des laufenden Jahres wird das atomare Kapitel der deutschen Energiepolitik mit der Abschaltung der verbliebenen Meiler Emsland, Neckarwestheim 2 und Isar 2 abgeschlossen sein.

Angesichts des Zusammenbruchs der deutsch-russischen Beziehungen infolge des Krieges gegen die Ukraine hatte die Debatte um die Energiesicherheit zuletzt jedoch an Fahrt aufgenommen und einen „Ausstieg aus dem Ausstieg“ wieder denkbar erscheinen lassen. Die rot-grün-gelbe Bundesregierung hat diese Option zwar vom Tisch genommen, doch wie lange sich diese Position angesichts der vollkommen unsicheren Gemengelage auf dem europäischen Kontinent wird aufrechterhalten lassen, steht in den Sternen.

Deutschland vertritt mit dem Ausstieg weltweit eher eine Sonderposition. Vielmehr scheint sich eine Renaissance der Atomkraft anzubahnen. Doch stimmt diese Einschätzung überhaupt? Und wenn ja, welchen energetischen Wert bietet die Nuklearenergie wirklich – verglichen etwa mit den alternativen Quellen oder herkömmlichen fossilen Technologien? Beschäftigt man sich einmal eingehender mit diesen Fragen, wird schnell klar: Das Ganze ist viel komplizierter, als sich viele Befürworter und Kritiker eingestehen möchten.

Ich konnte Ihnen an dieser Stelle nur einen kurzen Abriss dessen geben, womit unsere Redaktion sich in der Mai-Ausgabe des DWN-Magazins schwerpunktmäßig befasst. Sie wollen mehr zum Thema Atomkraft erfahren? Ich lege Ihnen unser neues DWN-ePaper-Magazin ans Herz, das Sie im Monatspaket hier bestellen können.

Eine erkenntnisreiche und spannende Lektüre wünscht Ihnen

Ihr Nicolas Dvorak

Stellvertretender Chefredakteur

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Geschäftsklima: Deutsche Unternehmen trotzen globalen Risiken
24.04.2025

Während weltweit wirtschaftliche Sorgen zunehmen, überrascht der Ifo-Index mit einem leichten Plus. Doch der Aufschwung ist fragil: Zwar...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktive ETFs: Wie US-Finanzriesen Europa erobern und was das für Anleger heißt
24.04.2025

Amerikanische Vermögensverwalter drängen verstärkt auf den europäischen Markt für aktiv gemanagte ETFs, da hier im Vergleich zu den...

DWN
Politik
Politik Meloni wird Trumps Brücke nach Europa
24.04.2025

Giorgia Meloni etabliert sich als bevorzugte Gesprächspartnerin Donald Trumps – und verschiebt das diplomatische Gleichgewicht in Europa.

DWN
Politik
Politik Rot-Grüner Koalitionsvertrag für Hamburg steht
24.04.2025

SPD und Grüne wollen in Hamburg weiter gemeinsam regieren – trotz veränderter Mehrheitsverhältnisse. Der neue Koalitionsvertrag steht,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Warum irische Firmen im deutschen Green-Tech-Boom Milliardenwachstum anstreben
24.04.2025

Irlands Green-Tech-Firmen erobern den deutschen Markt – mit strategischem Fokus auf Energie, Infrastruktur und Digitalisierung.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der Goldpreis fällt – Ist der Gipfel bereits überschritten?
24.04.2025

Nach einem historischen Rekordhoch hat der Goldpreis nun zum zweiten Mal in Folge deutlich nachgegeben – ein möglicher Wendepunkt am...

DWN
Politik
Politik USA und China: Handelsgespräche stehen still – Trump setzt weiter auf Eskalation
24.04.2025

Washington und Peking liefern sich einen erbitterten Handelskrieg – von Verhandlungen fehlt jede Spur. Trumps Strategie setzt weiter auf...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Trump glaubt an Deal mit Moskau – und kritisiert Selenskyj
24.04.2025

Donald Trump sieht eine Einigung mit Russland zum Greifen nah – und gibt Präsident Selenskyj die Schuld an der Fortdauer des Krieges....