Finanzen

US-Finanzministerium versucht, Russland in den Zahlungsausfall zu treiben

Das US-Finanzministerium verbietet Kupon-Zahlungen aus Russland. Wenn aber nicht gezahlt werde, gelte das als Zahlungsausfall.
05.04.2022 10:00
Aktualisiert: 05.04.2022 10:26
Lesezeit: 1 min

Das US-Finanzministerium teilt mit, es werde ab Montag keine Zahlungen von Dollar-Schulden von russischen Regierungskonten bei US-Finanzinstituten mehr zulassen.

Eine mit der Angelegenheit vertraute, namentlich nicht genannte, Person hatte zuvor der Nachrichtenagentur Reuters mitgeteilt, die Korrespondenzbank JPMorgan könne die jüngsten Kuponzahlungen für russische Staatsanleihen nicht bearbeiten. Dafür habe das US-Finanzministeriums der Bank keine Genehmigung gegeben. Die Zahlungen beträfen Anleihen mit Fälligkeit in den Jahren 2022 und 2042. Russland habe nun eine Frist von 30 Tagen, um die Zahlung zu leisten.

Das Finanzministerium in Washington hinderte die russische Regierung am Montag demnach daran, fällige Zahlungen von mehr als 600 Millionen Dollar an ihre Gläubiger aus den bei US-Banken gehaltenen Devisenreserven zu leisten. Die von der russischen Zentralbank gehaltenen Reserven waren nach Kriegsbeginn eingefroren worden, doch durfte Moskau bislang für Zahlungen auf in Dollar lautende Staatsanleihen noch darauf zurückgreifen.

Wenn Russland eine seiner anstehenden Anleihezahlungen nicht innerhalb der vorgegebenen Fristen leistet oder in Rubel zahlt, obwohl Dollar, Euro oder eine andere Währung angegeben ist, gilt dies als Zahlungsausfall. Bisher ist es Russland trotz westlicher Sanktionen gelungen, einen Zahlungsausfall bei seinen internationalen Schulden zu vermeiden. Aber das wird immer schwieriger.

Mit der Blockade soll der Kreml zu einer Entscheidung gezwungen werden: Die Dollar, auf die er im Inland zugreifen kann, entweder für Zahlungen an seine Gläubiger zu nutzen oder für andere Zwecke wie die Finanzierung des Krieges einzusetzen. "Russland muss sich entscheiden, ob es die verbleibenden wertvollen Dollarreserven aufbraucht oder neue Einnahmen erzielt - oder ob es in Verzug gerät", sagte ein Sprecher des US-Finanzministeriums. Wird den Verpflichtungen nicht nachgekommen, droht Russland der erste Zahlungsausfall seit der Russischen Revolution 1917, als die Bolschewiken Schulden aus der Zarenzeit nicht anerkannten.

Russland verfügt zwar eigentlich über die nötigen Mittel, um seinen Zahlungsverpflichtungen zu stemmen. Die westlichen Staaten haben aber wegen des Ukraine-Krieges etwa die Hälfte der russischen Gold- und Devisenreserven in Höhe von 640 Milliarden Dollar eingefroren. Insgesamt hat Russland 15 internationale Anleihen mit einem Nennwert von rund 40 Milliarden Dollar ausstehen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie MAN Engines modernisiert V12-Gasmotor: Technische Anpassung an globale Emissionsregeln
29.12.2025

Bewährte industrielle Antriebssysteme stehen angesichts globaler Emissionsvorgaben unter wachsendem Anpassungsdruck. Wie MAN Engines...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktien Ukraine-Wiederaufbau: Diese Unternehmen warten auf ein Ende des Krieges
28.12.2025

Die Märkte reagieren überraschend empfindlich auf jede Erwartung eines Waffenstillstands und verschieben Kapital von Rüstungswerten hin...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland am Wendepunkt: Wie die wirtschaftliche Neuordnung gelingt
28.12.2025

Deutschland steht vor einer tiefgreifenden wirtschaftlichen Neuordnung, in der Investitionen und geopolitische Risiken zugleich bewältigt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Teamführung 2026: Was Führungskräfte jetzt wirklich brauchen
28.12.2025

Viele Führungskräfte starten 2026 mit neuen Vorsätzen – doch der Alltag frisst schnell jede Veränderung. Welche Self- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Über den Wolken: Sky City 1000 – eine Zukunftsvision gegen Wohnraummangel
28.12.2025

Die japanische Hauptstadt Tokio wächst – schneller als die Stadt es verkraftet. Allein 2024 kamen zehntausende Menschen hinzu, im...

DWN
Technologie
Technologie Batteriespeicher: Warum RWE den Takt für Europas Netze vorgibt
28.12.2025

Ein deutscher Energiekonzern baut in Wales den größten Batteriespeicher Großbritanniens und verschiebt damit die Kräfteverhältnisse in...

DWN
Panorama
Panorama DWN-Wochenrückblick KW 52: Die wichtigsten Analysen der Woche
28.12.2025

Im DWN Wochenrückblick KW 52 fassen wir die zentralen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen der vergangenen Woche zusammen....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jahreswagen, Vorführwagen, Tageszulassung: So sparen Sie beim Autokauf
28.12.2025

Wer beim Auto kaufen sparen will, muss nicht zwingend zum alten Gebrauchten greifen. Jahreswagen, Vorführwagen und Tageszulassung wirken...