Eine Reihe erfreulicher Bilanzen hat den europäischen Aktienmärkten am Donnerstag Schwung verliehen. Dax und EuroStoxx50 legten jeweils um ein Prozent auf 14.511 beziehungsweise 3935 Zähler zu. "Die Zahl der Mutigen wächst", sagt Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Angesichts der ordentlichen Unternehmensergebnisse halten einige Anlegerinnen und Anleger Aktien für attraktiv bewertet und greifen zu." Im Vergleich zum Vorwochenschluss hat der deutsche Leitindex 2,6 Prozent gewonnen. Bergauf ging es auch für den Euro, der von den Spekulationen auf eine nahende Zinserhöhung im Euro-Raum profitierte.
Die Gemeinschaftswährung stieg um bis zu 0,8 Prozent auf 1,0936 Dollar, den höchsten Stand seit eineinhalb Wochen. EZB-Vizechef Luis de Guindos sagte in einem Interview der Nachrichtenagentur "Bloomberg", dass die EZB ihre Anleihenkäufe im Juli beenden sollte und noch im selben Monat die Zinsen erhöhen könnte. Auch Bundesbankchef Joachim Nagel plädierte zuletzt aufgrund der hohen Inflation in Deutschland für eine erste Zinserhöhung im Sommer.
Ein schnelleres Vorgehen der EZB gegen die Inflation setze allerdings voraus, dass sich die wirtschaftlichen Aussichten nicht deutlich verschlechterten, sagt Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. "Bleibt Europa von einer Energiekrise verschont, ist es wahrscheinlich, dass die EZB wie von unseren Experten erwartet im Herbst den Leitzins anhebt." Angetrieben von massiv gestiegenen Energiepreisen infolge des Ukraine-Kriegs ist die Inflation im Euroraum zuletzt auf ein Rekordhoch geklettert. Dienstleistungen und Waren kosteten im März durchschnittlich 7,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.Read full story
ZUVERSICHT BEI UNITED AIRLINES SCHIEBT FLUGWERTE AN
Im Reisesektor sorgte vor allem der optimistische Ausblick von United Airlines für gute Stimmung. Die amerikanische Fluggesellschaft rechnet angesichts des Abflauens der Corona-Pandemie mit einem deutlichen Anziehen des Reiseverkehrs. Konzernchef Scott Kirby erwartet im zweiten Quartal einen Rekordumsatz. Der europäische Branchen-Index gewann bis zu 1,7 Prozent. Im MDax legten die LufthansaLHAG.DE-Aktien zeitweise mehr als vier Prozent auf 7,45 Euro zu.
Spitzenreiter am deutschen Aktienmarkt war allerdings Sartorius. Der Göttinger Laborausrüster profitiert von der anhaltend starken Nachfrage nach seinen Produkten und hält am bisherigen Jahresausblick fest.Read full story Die Aktien kletterten in der Spitze um mehr als sechs Prozent in die Höhe. Auch bei Continental griffen die Investoren zu - und das, obwohl der Autozulieferer angesichts des Kostenanstiegs durch den Krieg in der Ukraine seine Gewinnprognose gekippt hat. Die Titel zogen um rund vier Prozent an, da die Korrektur beim Ausblick geringer als befürchtet ausfiel.
An der Schweizer Börse überzeugte der Elektrotechnikkonzern ABB die Anleger mit seinem Zahlenwerk. Trotz angespannter Lieferketten und der anziehenden Inflation ist das Unternehmen gut in das laufende Jahr gestartet. Die Aktien stiegen um fast 6 Prozent. Die Titel des Münchner Rivalen Siemens kletterten im Dax um drei Prozent auf 123,32 Euro.
ÖLPREISE IM AUFWIND
Am Ölmarkt trieb die Furcht vor Lieferengpässen den Ölpreis nach oben. Das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verteuerten sich jeweils um mehr als zwei Prozent auf 109,12 und 104,32 Dollar je Fass. Die Diskussionen über ein europäisches Öl-Embargo gegen Russland wegen des Krieges in der Ukraine seien zwar etwas in den Hintergrund gerückt, aber noch nicht vom Tisch, sagt Vandana Hari vom Analysehaus Vanda Insights. Sorgen bereiteten den Anlegern zudem Störungen in der libyschen Ölproduktion aufgrund politischer Unruhen. Libyen produziert etwa 1,2 Millionen Barrel Rohöl pro Tag.