Politik

Die „militärische Spezialoperation“, von der kaum jemand Kenntnis nimmt

Lesezeit: 2 min
04.05.2022 16:01  Aktualisiert: 04.05.2022 16:01
Während alle Augen auf die Ukraine gerichtet sind, erregt eine andere „Spezialoperation“ kaum mediales Interesse.
Die „militärische Spezialoperation“, von der kaum jemand Kenntnis nimmt
Ein Panzer an der türkisch-irakischen Grenze. (Foto: dpa)
Foto: Uncredited

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Im Zuge des andauernden völkerrechtswidrigen türkischen Militäreinsatzes gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK im Irak greift auch die irakische Armee deren Stellungen an. 700 jesidische Familien seien aufgrund der Kämpfe aus der Stadt Sindschar geflüchtet, teilte ein kurdischer Beamter am Dienstag mit. Nach Angaben des Bürgermeisters der Stadt, Mahma Chalil, habe es bei den Zusammenstößen am Sonntag und Montag zudem Tote und Verletzte gegeben. Er warnte vor einem weiteren Völkermord an den Jesiden. Die Jesiden leben vor allem im Norden des Iraks. Traurige Bekanntheit erlangte die religiöse Minderheit, als vor gut fünf Jahren Tausende Jesiden von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) getötet und verschleppt wurden. Die UN sprachen von einem Völkermord.

Den Angaben nach bekämpfen sich Iraks Armee und eine bewaffnete Gruppe, die zur religiösen Minderheit der Jesiden gehört. Sie ist mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK verbunden. Bei Angriffen der Miliz sollen auch zwei irakische Soldaten getötet worden sein, wie ein Abgeordneter des irakischen Parlaments mitteilte.

Die Türkei bombardiert derzeit eigenen Angaben zufolge unter anderem Verstecke, Tunnel und Munitionsdepots der PKK. Ankara begründete die Offensive im Nachbarland mit dem Schutz vor Terrorangriffen und dem Recht auf Selbstverteidigung. Die PKK steht in der Türkei, Europa und den USA auf der Terrorliste und unterhält Stellungen in der Südosttürkei und im Nordirak.

Der Irak hatte den völkerrechtswidrigen türkischen Militäreinsatz zunächst scharf verurteilt. Die Regierung in Bagdad sowie die Kurdische Autonomieregion wollen die PKK-Milizen jedoch selbst loswerden. Im Oktober 2020 unterzeichneten beide ein entsprechendes Abkommen. Demnach soll es keine nicht-staatlichen Streitkräfte mehr in der Region geben dürfen.

Das türkische Militär führte bereits mehrmals Einsätze gegen die PKK im Irak und gegen die von den USA unterstützte Kurdenmiliz YPG in Syrien durch.

Erdogan will US-Söldner "zermalmen"

Kurz nach dem Beginn einer neuen Offensive gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK im Nordirak hat der türkische Präsident gedroht, auch die «Köpfe der Terrororganisation» in Syrien «zermalmen» zu wollen. Daran müsse niemand zweifeln, sagte Recep Tayyip Erdogan am vergangenen Mittwoch.

Die YPG wird von der türkischen Regierung als syrischer Ableger der PKK betrachtet. Die auch in Europa und den USA als Terrororganisation gelistete PKK hat ihr Hauptquartier in den Kandil-Bergen im Nordirak. «Hoffentlich wird es bald keinen Ort mehr namens Kandil geben», sagte Erdogan am Mittwoch.

Die Türkei beherrscht als Folge ihrer Invasion auch Grenzgebiete im Norden Syriens. Mit Russland als Verbündetem der syrischen Regierung und den USA hatte Ankara in Abkommen den Rückzug von YPG-Kämpfern aus einem Gebiet zwischen den Grenzstädten Tall Abjad und Ras al-Ain vereinbart. Die Türkei unterstützt in dem Stellvertreterkrieg Söldner. Die YPG ist dagegen Verbündeter der USA.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...