Unternehmen

Top-Gashändler VNG bezahlt nach Moskauer Modell

Der Gashandelskonzern VNG wird russisches Erdgas künftig nach dem Moskauer Modell über die Gazprombank bezahlen.
11.05.2022 17:00
Lesezeit: 2 min
Top-Gashändler VNG bezahlt nach Moskauer Modell
Ein Mitarbeiter arbeitet an einem Untergrundspeicher von VNG. (Foto: dpa) Foto: Jan Woitas

Einer der größten Gasimporteure Deutschlands, VNG, hat bei der Gazprombank ein Konto für Zahlungen für russisches Gas zu den neuen von Moskau geforderten Bedingungen eröffnet.

Einem Bericht des englischsprachigen Dienstes von Reuters zufolge hat VNG bestätigt, die nächste Zahlung für russisches Gas in Euro zu überweisen, die dann in Russland in Rubel umgerechnet werde gemäß dem neuen Zahlungssystem, welches Russland im März als Reaktion auf westliche Sanktionen aufgebaut hat.

„Wir werden den Rechnungsbetrag, der weiterhin auf Euro lauten wird, gemäß dem geplanten Verfahren auf die Konten bei der Gazprombank einzahlen, so dass unsererseits eine pünktliche Zahlung an unseren Lieferanten sichergestellt ist“, sagte VNC in einer Erklärung gegenüber Reuters. „Wir gehen auch davon aus, dass die Umrechnung in Rubel keine Schwierigkeiten bereiten wird. Zumindest die Kontoeröffnung verlief völlig reibungslos“, fügte das Unternehmen hinzu.

Herausforderndes Geschäftsumfeld

VNG ist durch den Krieg der Ukraine in unsicheres Fahrwasser geraten. Der Vorstandsvorsitzende Ulf Heitmüller wollte im April bei der Vorlage der Bilanz in Leipzig keine Prognose für das Geschäftsjahr 2022 abgeben. Das Jahr werde „herausfordernd“, der russische Angriffskrieg sei eine Zäsur für das Unternehmen, sagte Heitmüller. Das Hauptgeschäft von VNG ist der Handel, Transport und die Speicherung von Erdgas. Mit Russland gibt es eine jahrzehntelange Zusammenarbeit. Wegen der Unsicherheiten hat VNG Staatshilfe beantragt.

Eine der großen Aufgaben für die VNG sei es jetzt, neue Bezugsquellen für Gas zu erschließen. Das Unternehmen bezieht bereits Gas aus Norwegen. Die Gespräche mit den nordeuropäischen Partnern sollen intensiviert werden. Heitmüller erwartet zudem einen „Boom“ von LNG, also verflüssigtem Erdgas. Das allerdings werde Zeit brauchen. Einen kurzfristigen Ersatz von russischem Gas in Deutschland hält Heimüller nicht für realistisch.

VNG beziehe knapp 20 Prozent seines Gases direkt aus Russland, sagte der Vorstandschef. Indirekt sei der Anteil höher, weil auch bei dem Gas, das auf den Märkten eingekauft werde, in etwa 50 Prozent aus Russland stammten. Die VNG wolle ihre bestehenden Verträge mit russischen Partnern erfüllen, aber keine neuen abschließen, sagte der Vorstandschef.

Im Geschäftsjahr 2021 habe der Konzern seine Umsatz fast verdoppeln können von 9,8 Milliarden Euro im Jahr 2020 auf 18,5 Milliarden Euro im Jahr 2021, sagte Finanzvorstand Bodo Rodestock. VNG habe dabei von den extremen Preissteigerungen beim Gas profitiert, die schon im vorigen Herbst - also lange vor dem Krieg - begannen, weil die Folgen der Energiewende immer deutlicher spürbar wurden. Das operative Konzernergebnis stieg von 179 Millionen Euro auf 225 Millionen Euro. VNG beschäftigt 1462 Mitarbeiter.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik The Atlantic: Trump-Berater planten Militärschlag per Signal-Chat – das ganze Desaster im Wortlaut
26.03.2025

Durchgesickerte Nachrichten aus einem privaten Chat hochrangiger US-Regierungsvertreter unter Donald Trump sorgen für Aufsehen. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen Eutelsat-Aktie: EU-Pläne zu Starlink-Ausschuss lassen Kurs explodieren
26.03.2025

Die jüngsten Kurssprünge der Eutelsat-Aktie sind auf mögliche EU-Aufträge zurückzuführen. Bleiben diese aus, könnte es schnell...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ende der Schuldenbremse: Milliarden für die Wirtschaft - Booster oder Belastung?
26.03.2025

Für Unternehmen und Arbeitnehmer birgt das milliardenschwere Schuldenpaket Chancen – aber auch Risiken: höhere Steuern, steigende...

DWN
Politik
Politik Nato-Generalsekretär warnt Russland: "Unsere Antwort wird zerstörerisch sein"
26.03.2025

Nato-Generalsekretär Mark Rutte hat in Warschau die Entschlossenheit des Bündnisses zur Verteidigung seiner östlichen Flanke...

DWN
Finanzen
Finanzen Bayer-Aktie: Glyphosat-Urteil verunsichert Anleger - Kurs extrem volatil
26.03.2025

Ein US-Gericht hat Bayer in einem Glyphosat-Prozess zu einer Milliarden-Schadenersatzzahlung verurteilt. Anleger zeigten sich am Montag...

DWN
Politik
Politik Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und SPD: Bei diesen Streitthemen knirscht es noch
26.03.2025

Union und SPD haben sich auf ein großes Finanzpaket für Verteidigung und Infrastruktur verständigt. Doch in zentralen Streitpunkten wie...

DWN
Finanzen
Finanzen SAP-Aktie stürzt nach März-Kursrallye ab
26.03.2025

SAP hat Novo Nordisk als wertvollstes Unternehmen Europas abgelöst. Die Marktkapitalisierung übertrifft den ehemaligen Spitzenreiter um 4...

DWN
Politik
Politik Russlands Außenminister Lawrow: Nordstream-Pipelines im Fokus der USA
26.03.2025

Drei von vier Strängen der Nordstream-Pipelines liegen zerstört in der Ostsee. Dennoch bleiben sie ein Thema für Russland und die USA....