Ende des Jahres 2016, als die chinesischen Währung in Richtung 7 Yuan pro Dollar stürzte, sah China sich gezwungen, strenge Kapitalverkehrskontrollen einzuführen. Peking erhöhte damals die Hürden für europäische und amerikanische Unternehmen, Gelder ins Ausland zu transferieren.
In der Folge konnten mehrere betroffene Unternehmen keine Dividendenzahlungen mehr an Aktionäre im Ausland überweisen. Denn die chinesischen Aufsichtsbehörden wollten dringend verhindern, dass anhaltende Abflüsse von Geldern ins Ausland den Druck auf die schwächelnde Währung Yuan verstärken würden.
Die strengeren Regeln betrafen Überweisungen von Beträgen über 5 Millionen Dollar, unabhängig davon, ob die Zahlungswährung Yuan oder eine Fremdwährung sei, sagte damals die die Handelskammer der Europäischen Union in China in einer Erklärung. Einige Regionen Chinas hätten den Schwellenwert sogar auf nur 1 Million Dollar festgelegt.
Diese Art von Beschränkungen könnte bald wieder zum Arsenal Pekings gehören, sagt George Lei von Bloomberg Markets Live. Denn China sei nun erneut bestrebt, die Währungsabwertung des Yuan in den Griff zu bekommen. Der Kontext sei ähnlich wie in den Jahren 2016 und 20717. Die US-Notenbank Federal Reserve erhöht erneut die Zinsen und in der Folge flieht das Kapital aus China.
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Globale Portfoliomanager, ausländische Unternehmen und Angehörige von Chinas wohlhabender Oberschicht verlassen China oder bringen viel weniger Kapital nach China. Nach Schätzungen des International Institute of Finance (IIF) verzeichnete das Land im März einen noch nie dagewesenen Kapitalabfluss von Anleihe- und Aktienanlegern, und die Nettoverkäufe setzten sich auch im April fort.
Die gesamten Kapitalabflüsse könnten in diesem Jahr auf etwa 300 Milliarden Dollar ansteigen, deutlich mehr als doppelt so viel wie die 129 Milliarden Dollar im Jahr 2021, so das IIF in einem Bericht von letzter Woche. Diese Zahl liegt zwar deutlich unter den von dem Institut für 2016 geschätzten 725 Milliarden Dollar. Allerdings sind auch Chinas Möglichkeiten im Kampf gegen das Phänomen heute wesentlich geringer.
Denn Handelskriege, Corona und zahlreiche Unterbrechungen von Versorgungsketten waren damals noch keine Themen für ausländische Führungskräfte in China. Im Jahr 2022 haben nun aber 52 Prozent der 121 von der amerikanischen Handelskammer in China befragten Unternehmen ihre Investitionen entweder gekürzt oder verschoben.
Da nur 1 Prozent der ausländischen Führungskräfte in China plant, die Investitionen in dem Land zu erhöhen, haben Chinas Behörden nun die schwierige Aufgabe, die ausländischen Direktinvestitionen anzukurbeln, während China vor dem Hintergrund der sich schnell ausbreitenden Omikron-Variante zugleich an seiner Null-Covid-Politik festhält.
Anekdotische Hinweise deuten darauf hin, dass auch Chinas wohlhabenden Schicht auf der Flucht ist, unter anderem nach Singapur. Dort wächst das von BNP Paribas verwaltete Vermögen für Kunden in Südostasien im "einstelligen Bereich", während das Vermögen von Kunden im Großraum China "im hohen zweistelligen Bereich" wächst, so Arnaud Tellier, Asien-Pazifik-Chef der Vermögensverwaltungssparte der französischen Bank.
Der US-Nachrichtensender CNBC berichtete bereits Ende März, dass sich die Anfragen bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft im Stadtstaat Singapur zur Gründung von Family Offices in den letzten zwölf Monaten verdoppelt haben. Meist kommen die Anfragen von in China ansässigen oder von dort nach Singapur ausgewanderten Personen.
Zwischen 2014 und 2016 fielen Chinas Devisenreserven um fast 1 Billion Dollar, während der Yuan gegenüber dem Dollar mehr als 11 Prozent verlor. Mit Reserven von knapp über 3,1 Billionen Dollar im April kann es sich Peking heute nicht mehr leisten, seine Dollarreserven in ähnlicher Weise abzubauen. Auch eine Anhebung der Zinssätze kommt angesichts der desolaten Wirtschaftslage in China nicht in Frage.
Im Jahr 2016 schlugen die chinesischen Aufsichtsbehörden der Deutschen Bank vor, die Erlöse aus einem Anteilsverkauf in Höhe von 3,9 Milliarden Dollar nicht auf einen Schlag, sondern in mehreren Tranchen zu überweisen. In naher Zukunft könnten Unternehmen in China nun erneut von derartigen Problemen betroffen sein