Deutschland

IW-Studie: 60 Prozent deutscher Firmen reichen höhere Kosten an Kunden weiter

Bis zum Jahresende 2022 erwarten über 90 Prozent der befragten Firmen starke und mittlere Effekte von verteuerten Energie- und Rohstoffkosten auf ihre eigenen Preise.
17.06.2022 12:06
Lesezeit: 1 min
IW-Studie: 60 Prozent deutscher Firmen reichen höhere Kosten an Kunden weiter
Neben den Energiepreisen spüren Verbraucher den allgemeinen Preisanstieg bislang am stärksten an der Supermarktkasse. (Foto: dpa)

Fast 60 Prozent der deutschen Firmen können die seit dem russischen Krieg in der Ukraine spürbar höheren Kosten an ihre Kunden weiterreichen. Rund zwölf Prozent können dies in hohem Ausmaß machen, etwa 46 Prozent gelingt dies im mittlerem Ausmaß, wie aus einer Studie des IW-Instituts hervorgeht. "Weitere 37 Prozent haben zumindest geringe Spielräume zur Kostenweitergabe." Es zeige sich, dass Industriebetriebe größere Preisgestaltungsmöglichkeiten hätten als das Baugewerbe und Dienstleister. Im Vergleich mit der Lage im Frühsommer 2021 habe sich die Preismacht aus Sicht der Unternehmen erweitert. Grund hierfür sei hauptsächlich "die erheblich schlechtere Kostensituation – vor allem infolge der höheren Energiekosten".

Wegen der Corona-Pandemie mussten viele Unternehmen bereits Materialknappheit und höhere Einkaufspreise wegen der Lieferengpässe wegstecken. Der russische Einmarsch in die Ukraine Ende Februar hat seitdem die Preise für viele Rohstoffe und Energie, aber auch für Nahrungsmittel noch einmal deutlich erhöht. Bis zum Jahresende 2022 erwarten über 90 Prozent der befragten Firmen starke und mittlere Effekte von verteuerten Energie- und Rohstoffkosten auf ihre eigenen Preise. Die Unternehmen befürchten mittelfristig auch höhere Erzeugerpreise infolge steigender Arbeitskosten. Für über 80 Prozent der befragten Firmen gilt dies in starkem und mittlerem Ausmaß.

Erzeuger-, Import- und Verbraucherpreise legten zuletzt deutlich zu

Die Erzeuger-, Import- und Verbraucherpreise haben zuletzt deutlich zugelegt. Die Produzentenpreise der deutschen Hersteller lagen im April durchschnittlich 33,5 Prozent über Vorjahr - dies war höchste Anstieg seit Beginn der Erhebung 1949. Die Einfuhrpreise erhöhten sich um fast 32 Prozent. Ein höheres Plus hatte es zuletzt im September 1974 bei der ersten Ölkrise gegeben. Auch die Verbraucherpreise steigen von Rekord zu Rekord. Die deutsche Inflationsrate kletterte im Mai auf 7,9 Prozent und war damit ähnlich hoch war im Winter 1973/1974.

Insgesamt zeigt die IW-Umfrage, dass in erster Linie angebotsseitige Bestimmungsfaktoren die Entwicklung der Erzeugerpreise derzeit sowie bis zum Jahresende 2022 erklären. Der Vergleich mit der Vorjahreserhebung macht deutlich, dass die angebots- oder kostenseitigen Gründe an Bedeutung gewonnen haben. "Der nachfragebedingte Preisdruck hat dagegen deutlich nachgelassen", erklärte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Die geringere Nachfrage spiegele die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Abschwächung der Weltwirtschaft wider.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...