Deutschland

Bundesbank fordert Anhebung des Rentenalters über 67 Jahre hinaus

Das Hauptargument: Die steigende Lebenserwartung der Bürger erhöhe den Druck auf die Rentenversicherung,
20.06.2022 16:43
Lesezeit: 1 min
Bundesbank fordert Anhebung des Rentenalters über 67 Jahre hinaus
Die Mischung aus zunehmend steigender Lebenserwartung und fehlendem Nachwuchs an Beitragszahlern stellt die deutsche Politik allmählich vor schwierige Entscheidungen. (Foto: dpa)

In der Diskussion um eine Rentenreform schlägt die Bundesbank erneut eine schrittweisen Anstieg des Rentenalters über die Grenze von 67 Jahren hinaus vor. "Eine steigende Lebenserwartung erhöht sukzessive den Druck auf die Rentenversicherung, wenn das gesetzliche Rentenalter ab 2031 unverändert bleibt", schreibt die Bundesbank in ihrem am Montag veröffentlichten Monatsbericht. Würde künftig des gesetzlichen Rentenalter an die steigende Lebenserwartung geknüpft, werde der Druck auf den Beitragssatz und den Bundeshaushalt spürbar gemildert. Dadurch würde verhindert, dass die Rentenjahre stärker steigen als die Beitragsjahre.

Die Regierungskoalition in Berlin hat sich auf die Fahnen geschrieben, das Mindestrentenniveau bei 48 Prozent dauerhaft zu sichern. Diese statistische Größe gibt das Verhältnis einer Standardrente zum durchschnittlichen Lohn wieder. Die Koalition plant zudem keine Rentenkürzungen - noch soll das gesetzliche Renteneintrittsalter angehoben werden. Aktuell ist gesetzlich festgelegt, dass die Altersgrenze für die Rente bis 2031 schrittweise auf 67 Jahre steigt.

Erhöhung des Rentenalters würde Rentenfinanzen entlasten

Simulationen bis 2070 zeigten, dass der Druck auf die Rentenfinanzen spürbar nachlasse, wenn das Rentenalter nach 2031 weiter zunehme, schreiben die Bundesbank-Ökonomen. "Zwar steigen der Beitragssatz und die Bundesmittel immer noch erheblich. Langfristig nehmen sie aber weniger stark zu als bei unverändertem Rentenalter," so die Experten. In ihrer Simulation steigt das Renteneintrittsalter zwischen Anfang der 2030er Jahre und 2070 von 67 auf gut 69 Jahre. Damit würde sich den Berechnungen zufolge der Anstieg des Beitragssatzes verringern. Er würde laut Bundesbank dann bei etwa 27 Prozent liegen - das sind zwei Prozentpunkte geringer als ohne höheres Rentenalter.

Die Bundesbank wies zudem darauf hin, dass Länder wie Dänemark, Finnland, Portugal, die Niederlande und Italien das Rentenalter an die Lebenserwartung anbinden würden. Die Bundesbank hatte sich schon mehrmals in die Diskussion um eine Reform der gesetzlichen Rente eingeschaltet. Schon im Oktober 2019 hatte sie langfristig eine Anhebung des Rentenalters auf über 69 Jahre vorgeschlagen.

Zuletzt sorgte der Vizepräsident und Konjunkturchefs des Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW), Stefan Kooths, mit seinem Vorschlag einer Erhöhung des Renteneintrittsalters für Wirbel. Seine Argumente sind die gleichen – und genauso gültig und bedenkenswert wie die der Bundesbank.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.