Weltwirtschaft

Größter Bahnstreik seit Jahrzehnten lähmt Großbritannien

Lesezeit: 1 min
21.06.2022 10:22
In Großbritannien hat am Dienstag der größte Bahnstreik seit 30 Jahren begonnen.
Größter Bahnstreik seit Jahrzehnten lähmt Großbritannien
Bahnhof Euston: Ein Streik der Eisenbahner in ganz Großbritannien hat den Verkehr lahmgelegt. (Foto: dpa)
Foto: Stefan Rousseau

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Im Kampf für höhere Löhne und gegen Stellenabbau wurden am Morgen die ersten Streikposten bezogen. Mehr als 40.000 Eisenbahner dürften sich an dem Ausstand beteiligen und so etwa die Hälfte des britischen Schienennetzes lahmlegen. Die Londoner U-Bahn war wegen eines separaten Streiks ebenfalls überwiegend außer Betrieb.

Die Eisenbahner wollen auch am Donnerstag und Freitag streiken. Der Ausstand ist nach Ansicht der Gewerkschaften nur der Auftakt für einen möglichen "Sommer der Unzufriedenheit", in dem auch Lehrer, Mediziner und sogar Anwälte in den Arbeitskampf treten werden. Viele Briten leiden unter steigenden Preisen für Lebensmittel und Kraftstoff.

Premierminister Boris Johnson warf den Gewerkschaften vor, gerade jenen zu schaden, denen sie helfen wollen. "Mit diesen Streiks vertreiben sie Pendler, die letztlich die Jobs der Eisenbahner sichern", sollte Johnson laut einer Mitteilung seines Büros bei einer Kabinettssitzung am Dienstag sagen. Die Folgen des Ausstands würden Unternehmen und Gemeinden im ganzen Land zu spüren bekommen.

Verkehrsminister Grant Shapps kündigte eine Gesetzesänderung an, die Bahnbetreiber zu einer Minimal-Versorgung an Streiktagen verpflichtet und die Vertretung von streikendem Personal durch Ersatzkräfte erlaubt. "Wir werden dafür sorgen, dass solche Dinge in Zukunft weniger Schaden anrichten", sagte Shapps dem Sender Sky News.

Die britische Wirtschaft hatte sich zunächst gut von der Corona-Pandemie erholt. Eine Kombination aus Arbeitskräftemangel, gestörten Lieferketten, Inflation und Handelsstreitigkeiten nach dem Brexit kann Experten zufolge aber zu einer Rezession führen. Die britische Inflationsrate erreichte im April ein 40-Jahres-Hoch von neun Prozent. Erwartet wird, dass im weiteren Jahresverlauf die Marke von zehn Prozent übertroffen werden dürfte.

Der aktuelle Arbeitskampf hat Vergleiche mit den 1970er Jahren aufgeworfen. Damals gab es in Großbritannien eine Serie von Streiks, die schließlich in den "Winter der Unzufriedenheit" 1978/79 mündete. Die jetztigen Streiks finden zu einer Zeit statt, in der Reisende auf britischen Flughäfen aufgrund von Personalmangel Verspätungen und Annullierungen in letzter Minute hinnehmen müssen. Zudem müssen viele Briten aufgrund von Verzögerungen bei der Bearbeitung monatelang auf neue Pässe warten.


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