Politik

Türkei verhindert erneut Kontrolle des UN-Waffenembargos gegen Libyen

Das Nato-Land Türkei verhindert erneut die Durchsuchung eines Transportschiffes mit Ziel Libyen.
04.07.2022 13:05
Aktualisiert: 04.07.2022 13:05
Lesezeit: 2 min
Türkei verhindert erneut Kontrolle des UN-Waffenembargos gegen Libyen
April 2020: Ein Kämpfer schießt bei Zusammenstößen mit den Truppen der Libysch-Nationalen Armee (LNA) an der Salah Al-Din-Frontlinie aus einem Fenster. (Foto: dpa) Foto: Amru Salahuddien

Die Türkei hat Marinesoldaten aus der EU erneut an der Kontrolle des UN-Waffenembargos gegen Libyen gehindert. Wie die Einsatzleitung in Rom am Montag mitteilte, lehnte das Land einen Antrag auf Inspektion des unter türkischer Flagge fahrenden Containerschiffes Parpali ab. Dieser war unter Berufung auf die Resolution 2292 des UN-Sicherheitsrats zum Waffenembargo gegen Libyen gestellt worden.

In der Vergangenheit war es bereits mehrfach zu Blockaden von Schiffskontrollen durch die Türkei gekommen. So verhinderten die Behörden in Ankara im Februar 2021 die Durchsuchung von zwei Handelsschiffen, die in Verdacht standen, für illegale Transporte in das nordafrikanische Stellvertreterkriegsland genutzt zu werden. Beide waren unter türkischer Flagge im Mittelmeer unterwegs und durften deswegen nicht gegen den Willen der türkischen Behörden inspiziert werden.

Im November 2020 hatte es wegen des EU-Einsatzes zur Waffenembargo-Kontrolle sogar einen Eklat gegeben. Damals erzwang die Türkei den Abbruch einer bereits begonnenen Durchsuchung eines Containerschiffes durch deutsche Marinesoldaten und warf der Bundesregierung und der EU im Anschluss rechtswidriges Verhalten vor. Die Bundeswehr war zum Zeitpunkt des Vorfalls mit der Fregatte «Hamburg» an der EU-Operation «Irini» beteiligt.

Als Grund für das türkische Vorgehen gilt, dass die Regierung in Ankara befürchtet, dass der EU-Einsatz im Mittelmeer einseitig zum Nachteil der von ihr unterstützen Konfliktpartei in Libyen sein könnte. Zudem wird vermutet, dass die türkische Regierung selbst in Waffentransporte verwickelt ist. Die EU hatte im September 2020 Sanktionen gegen ein türkisches Unternehmen verhängt, das am Transport von Kriegsmaterial beteiligt gewesen sein soll.

Weitere Strafmaßnahmen wurden gegen Unternehmen aus Jordanien und Kasachstan erlassen. Staaten wie Jordanien wird vorgeworfen, den in Ostlibyen mächtigen General Chalifa Haftar zu unterstützen. Dieser ist Gegner der von der Türkei unterstützen Söldner in Libyen. Die EU betont auch deswegen immer wieder, dass der «Irini» genannte Einsatz vollkommen unparteiisch sei, und ruft alle Staaten auf, die Inspektion von Frachtern - die unter ihrer Flagge fahren - nicht zu blockieren.

Nach Daten des Schiffverfolgungsdienstes Marinetraffic war das Containerschiff Parpali am Montagmorgen auf dem Weg in die libysche Hafenstadt Misrata. Gestartet war der rund 151 Meter lange Frachter demnach am Freitag in Istanbul.

Libyen war nach dem gewaltsamen Sturz des langjährigen Machthabers Oberst Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 durch Großbritannien, Frankreich und die USA im Chaos versunken und gilt heute als gescheiterter Staat.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Landtagswahlen Baden-Württemberg 2026: AfD liegt vor den Grünen – eine Partei gewinnt noch mehr
09.05.2025

Die AfD überholt erstmals laut Insa-Umfrage die grüne Partei in Baden-Württemberg, die seit 13 Jahren regiert und die größte...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Ghettobildung nimmt zu
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...