Finanzen

Bundesbank: Bürger rechnen mit weiter steigender Inflation

Lesezeit: 1 min
11.07.2022 09:00  Aktualisiert: 11.07.2022 09:17
Die Inflationserwartungen privater Haushalte in Deutschland sind weiter gestiegen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Inflationserwartungen privater Haushalte in Deutschland sind weiter gestiegen. Wie aus neuen Daten der Bundesbank hervorgeht, erhöhte sich die erwartete Inflation für die nächsten zwölf Monate von 7,0 Prozent im Vormonat auf 7,5 Prozent im Juni. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Erhebung im Jahr 2019. Vor einem Jahr lag der entsprechende Wert noch wesentlich niedriger bei etwas mehr als drei Prozent. Die im Durchschnitt der nächsten fünf Jahre erwartete Inflation stieg im Juni von 5,3 auf 5,4 Prozent.

84 Prozent der Befragten rechnen in den kommenden zwölf Monaten mit weiter steigenden Inflationsraten, nur 5 Prozent erwarten eine rückläufige Teuerung. Die feste Verankerung der Inflationserwartungen gilt als wichtiges Ziel der Geldpolitik, die vor allem über die Steuerung von Erwartungen funktioniert. Lösen sich die Erwartungen aus ihrer Verankerung, drohen hohe Lohnforderungen, die wiederum Unternehmen zu Preiserhöhungen veranlassen können. Ökonomen sprechen von einer Lohn-Preis-Spirale.

Das Handelsblatt kommentiert dazu: "Die Inflation ist nun Lohntreiber. Und auch wenn sich Ökonomen noch streiten mögen: Die entscheidende Frage für die Wirtschaft ist weniger, ob nach allen Definitionen der Volkswirtschaftslehre wirklich eine Lohn-Preis-Spirale kommt. Die Frage ist: Wie lange geht diese Entwicklung noch weiter? (...) Es ist richtig, die Tarifpartner und insbesondere die Gewerkschaften an ihre Verantwortung in dieser besonderen Situation zu erinnern. Ihr Augenmaß ist ähnlich wichtig wie das der Zentralbanken, damit sich die Inflation nicht wie ein Ölteppich langsam immer weiter über die Wirtschaft legt. Doch wie groß die tarifliche Zurückhaltung sein wird, ist fraglich. (...) Richtig ist: Viele Arbeitnehmer haben in der Krise hart gearbeitet und sich (...) mit Gehaltsforderungen zurückgehalten. Es ist daher verständlich, dass es jetzt Nachholbedarf gibt. Für Unternehmen sind die steigenden Löhne infolge der hohen Inflation neben den explodierenden Energie- und Rohstoffpreisen hingegen eine weitere Hypothek in der aktuellen Krise."

Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt für den Euroraum mittelfristig eine Teuerung von zwei Prozent an. Tatsächlich betrug die Inflation im Juni aber 8,6 Prozent - ein Rekordwert seit Einführung des Euro. Ausschlaggebend sind vor allem hohe Preissteigerungen von Energie und Rohstoffen sowie von vielen Vorprodukten. Die EZB hat zwar Zinsanhebungen zur Dämpfung der Inflation angekündigt. Viele andere Notenbanken haben aber bereits gehandelt und ihre Leitzinsen mehrfach sowie deutlich angehoben.


Mehr zum Thema:  

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...